Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
ernsthaft angepisste Werwölfin wartete vor der Tür und gerade jetzt schaut auch noch der Geist vorbei.
Fünf Minuten später stand Kylie mit dem Rücken zum Kühlschrank und atmete durch den Mund, weil ihr sonst von dem beißenden Gestank schlecht werden würde. Dabei versuchte sie sich und ihren furchtbar verängstigten Stinktier-Kater zu beruhigen. Socke war in der Sekunde, in der sie wieder in die Hütte gekommen war, an ihrem Bein hochgeklettert und hatte sich in ihren Arm gekuschelt – die kleine spitze Nase in ihrer Armbeuge vergraben. Kylie fragte sich, ob das mit der Nase ein Versuch war, sich zu verstecken oder ob er nur dem Gestank entgehen wollte.
Die Geisterfrau ging in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab, als würde sie angestrengt nachdenken. Kylie fiel als Erstes die Kleidung der Frau auf.
»Warum trägst du denn ein Krankenhausnachthemd?«, fragte Kylie, aber der Geist antwortete nicht. Und als der Geist langsam verblasste, atmete Kylie erleichtert auf. Sie schloss die Augen und versuchte, sich an die Ruhe, die sie am Wasserfall empfunden hatte, zu erinnern, um mit der Jemandem, den du liebst, wird etwas Schreckliches geschehen -Situation klarzukommen.
Dann wurde die Hüttentür aufgestoßen. Kylies erster Gedanke war, dass Fredericka zurückgekommen war, und sie wappnete sich innerlich. Doch als sie Holiday und Miranda sah, entspannte sie sich wieder.
»Geht es dir gut?«, fragte Holiday.
Kylie nickte und Socke verkroch sich beim Klang der Stimmen noch tiefer in Kylies Arm. Miranda und Holiday hielten sich die Nase zu und schauten sich mit aufgerissenen Augen in der Hütte um.
»Was ist denn hier passiert?«, wollte Holiday wissen.
Fredericka ist passiert , hätte Kylie fast geantwortet, aber verkniff es sich dann doch. Sie war noch nie eine Petze gewesen, und sie hatte nicht vor, heute damit anzufangen. »Socke hat sich erschrocken.« Was ja auch nicht völlig gelogen war.
Immer noch die Hand über Nase und Mund kniff Holiday die Augen zusammen. »Ich weiß, dass Fredericka hier war.« Ihre Stimme kam gedämpft hinter ihrer Hand hervor.
»Hat sie es dir erzählt?«, fragte Kylie erstaunt.
»Das musste sie gar nicht«, plapperte Miranda dazwischen. »Wir konnten sie riechen, als sie am Büro vorbeigegangen ist.«
»Was ist passiert?«, wiederholte Holiday durch ihre Finger.
Miranda kam einen Schritt näher. »Sie war fuchsteufelswild«, sichtlich amüsiert fuhr sie fort »echt total sauer. Hat Socke ihr ins Gesicht gesprüht?« Die Hexe lachte und rümpfte die Nase. Sie wedelte mit der Hand in der Luft herum, als wollte sie etwas zaubern.
Der Gestank war von jetzt auf gleich verschwunden. »Danke«, sagte Kylie zu Miranda, etwas überrascht, dass ihre Mitbewohnerin den Geruch so einwandfrei entfernt hatte.
»Gern geschehen«, entgegnete Miranda nicht ohne einen gewissen Stolz. »Geruchsentfernung ist ziemlich einfach. Das lernt man schon im Kindergarten.«
Holiday ließ die Hand sinken. »Miranda, kann ich kurz mit Kylie allein reden?«
Miranda verdrehte die Augen. »Warum schickt mich eigentlich jeder weg?« Sie stapfte beleidigt in ihr Schlafzimmer, grinste Kylie aber im Vorbeigehen noch an.
Holiday wandte sich wieder an Kylie. »Also, was ist denn wirklich passiert?«
Fredericka ist nur kurz vorbeigekommen. Sie wollte mich daran erinnern, dass sie schon einmal versucht hat, mich zu töten, indem sie einen Löwen in mein Zimmer gelassen hat. Und einmal scheint nicht genug für sie zu sein.
Als Kylie nicht antwortete, musterte Holiday sie misstrauisch. »Mein Job hier ist es, euch zu zeigen, dass wir alle miteinander klarkommen können, und zwar ohne Zwischenfälle.« Sie seufzte. »Ich habe eingewilligt, dass sie zurückkommt, weil … Ich weiß, dass sie nirgendwo sonst hin kann. Ich hatte Angst, dass sie vielleicht in eine Gang hineingerät. Aber, wenn sie jetzt Ärger macht, Kylie, dann schmeiße ich sie raus.«
Holiday meinte das bitterernst, und Kylie schätzte ihre grenzenlose Loyalität. Während die Wahrheit in ihr brodelte und herausdrängte, gewann ihre eigene Loyalität jedoch die Oberhand. Sie wusste, wie wichtig es für Holiday war, jeden Einzelnen von ihnen vor den Schattenseiten der übernatürlichen Welt zu beschützen. Sogar Fredericka.
Kylie war sich zwar nicht sicher, ob es die Werwölfin wert war, gerettet zu werden. Aber Kylie wollte nicht diejenige sein, die das entschied. Außerdem war es nicht Holidays Aufgabe, immer wieder Kylies Probleme zu
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