Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
besser, er hat es beendet. Kylie lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, und sie sah sich nach dem Geist um. Immer noch keine Spur zu sehen, aber die Kälte im Zimmer wurde langsam echt unangenehm.
»Das ist ja ätzend«, meinte Sara und im Hintergrund hörte Kylie, wie jemand Saras Namen rief. »Warte mal kurz.«
Am anderen Ende wurde es still, als würde Sara das Handy mit der Hand abdecken. Trotzdem meinte Kylie, sie einatmen zu hören. Vielleicht war es auch nur Saras Hand gewesen, die sich auf dem Hörer bewegt hatte, sie wusste es nicht. Kylie hatte immer noch keine Ahnung, wie ihr neu erlangtes Supergehör funktionierte. Mal war es da und mal wieder nicht. Genau wie ihre Kräfte.
»Nein, das geht nicht über meine Krankenversicherung.« Saras Stimme war über das Telefon zu hören. »Ich bezahle bar. Natürlich weiß meine Mutter davon. Hören Sie, kann ich jetzt zum Doktor oder nicht?«
Kylie runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass Sara sie angelogen hatte, was das Einkaufszentrum anging. Kylie fragte sich, was der Grund für die Lüge sein konnte. Brauchte Sara wieder die Pille? Oder dachte sie schon wieder, sie sei schwanger? Kylie umklammerte das Handy und dachte daran, wie unterschiedlich sie geworden waren. Wie traurig es war, dass sie nicht mehr über alles reden konnten wie früher – weder über Werwölfe noch über Sex.
»Kylie«, meldete sich Sara wieder. »Ich muss auflegen.«
»Okay. Mach’s gut.«
Kylie legte das Handy zurück auf den Nachttisch. Als sie aufsah, saß der Geist am Fußende auf ihrem Bett und schaute sie unglaublich traurig an. Kylie wollte etwas sagen, aber schon begann die Erscheinung zu verblassen.
»Großartig«, murmelte Kylie. »Mit einem Geist zu kommunizieren ist genauso schwierig wie mit einer alten Freundin.«
Am Abend ging Kylie mit Miranda und Della zum Lagerfeuer. Sie hatte furchtbar Angst davor, was heute Nacht mit ihr passieren würde oder auch nicht passieren würde. Aber sie bemühte sich, es nicht zu zeigen. Della wusste natürlich trotzdem, was los war, und sie musterte Kylie ständig mitfühlend von der Seite.
In dem Moment, als die drei auf die Lichtung traten, entdeckte Kylie Derek, der bei einer Gruppe Feen stand. Er schaute zu ihr rüber. Das Licht des Vollmonds war so hell, dass sie seinen sorgenvollen Gesichtsausdruck sehen konnte.
Zweifellos konnte er ihre Furcht erkennen. Sie blieb stehen und sagte zu Della und Miranda, dass sie schon vorgehen sollten, damit sie kurz mit Derek reden konnte. Ihre beiden Mitbewohnerinnen gingen ohne sie weiter.
Kylie dachte, dass Derek zu ihr kommen und ihr eine beruhigende Berührung anbieten würde – nur eine kurze Berührung, um ihre Angst etwas zu bändigen. Sie konnte wirklich etwas Beruhigung vertragen, besonders von ihm. Ihre Blicke trafen sich, aber anstatt zu ihr rüber zu kommen, wandte er sich wieder seinen Freunden zu. In dem Moment ging Kylie auf, wie es in Zukunft zwischen ihnen sein würde.
Offensichtlich hieß nur Freunde sein, dass es keine Küsse und auch keine Berührungen mehr gab.
Kylies erste Reaktion war, ihn anzuflehen, mit dem Blödsinn aufzuhören. Ihre zweite Reaktion hatte nichts mehr mit Flehen zu tun. Wut stieg in ihr auf und verdrängte sogar die Angst. Auch wenn sie wusste, dass Derek irgendwie recht hatte – denn am Anfang war es wirklich auch die Verwirrung um Lucas gewesen, die sie davon abgehalten hatte, sich mehr auf Derek einzulassen. Aber sollte er sie nicht besser kennen, um zu wissen, dass sie ihn nicht betrügen würde? Sein mangelndes Vertrauen machte sie fuchsteufelswild. So richtig sauer.
Okay, es könnte auch an ihrer unkontrollierbaren Werwolf-Aggression liegen, dass sie so schnell wütend wurde, aber das machte jetzt keinen Unterschied. Und außerdem fühlte es sich besser an, wütend zu sein, als sich verletzt oder verängstigt zu fühlen, also blieb sie bei der Wut und hoffte, Derek würde es merken. Sie kam sogar etwas näher, um ihm eine bessere Möglichkeit zu geben, ihre Gefühle zu lesen.
Sie wusste, dass es geklappt hatte, als er sich wieder zu ihr umdrehte und sie aus seinen grünen Augen ansah. Sie blinzelte nicht und hielt seinem Blick stand, um sicherzugehen, dass er auch das letzte bisschen Wut in ihr mitbekam. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, er wandte sich ab und ging weg, wahrscheinlich um der Reichweite ihrer Gefühle zu entgehen. Sie war versucht, ihm hinterherzugehen, aber sie ließ es bleiben.
Dann geh doch. Ihr
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