Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
gescannte Todesanzeige von Daniel geschickt. Vielleicht lag es daran, dass ihre Nerven nach diesem Scheißtag total blank lagen, jedenfalls gab ihr die Todesanzeige ihres Vaters den Rest. Sie ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen und weinte. Sie weinte wegen Derek und sie weinte für Daniel.
Sie dachte an den Traum, den sie von seinem Tod gehabt hatte. Er hatte ein vom Krieg zerstörtes Dorf verlassen wollen, war aber umgekehrt, um eine Frau zu retten, die von Aufständischen misshandelt wurde. Er hatte sein Leben nicht nur für sein Land gegeben, sondern auch, um eine Fremde zu retten.
»Ich hab dich lieb, Daniel.« Sie wünschte sich, er würde kurz bei ihr vorbeischauen. Sie notierte sich die Namen seiner Eltern und ihren Wohnort namens Gladlock in Texas. Die Internetsuche ergab, dass es sich um eine kleine Stadt etwa 120 Kilometer von Dallas entfernt handelte. Obwohl sie mit den Gedanken eigentlich woanders war, schaute sie noch schnell, ob sie die Telefonnummer vielleicht im Internet fand. Kent B. Brighten. Der Computer hatte die Suche noch nicht beendet, als die Hüttentür aufgestoßen wurde.
Kylie schaute auf und rechnete mit Della oder Miranda. Aber nein. Fredericka gab sich die Ehre. Und sie hatte noch nicht einmal die Manieren anzuklopfen, bevor sie eintrat.
25. Kapitel
»Na, wenn das nicht unser Geistermädchen ist.« Frederickas überheblicher Tonfall traf bei Kylie nicht auf Gegenliebe.
Sie ist dir an Gemeinheit zweifellos überlegen. Du solltest dich nicht mit ihr anlegen. Kylie konnte noch Dereks Worte hören.
Okay, Derek hatte schon recht. Sie wollte sich auch nicht mit Fredericka anlegen, aber Kylie war sich nicht sicher, ob sie noch eine Wahl hatte – jetzt, wo die Werwölfin nur zwei Meter von ihr entfernt stand. Es gab keinen Ausweg mehr. Zu spät, um davonzulaufen und sich unterm Bett zu verstecken.
Kylie stand da und starrte das Mädchen mit den dunklen Augen an. Sie hoffte, Fredericka würde ihr die Unsicherheit nicht ansehen.
Gestern bei Selynn hatte Kylie keine Angst gehabt. Keine Spur. Sie hatte rein aus Instinkt gehandelt. Sie wollte nur ihre Mutter beschützen. Jetzt war sie selbst die Einzige, die beschützt werden musste. Und schon machte ihr Superkräfte-Instinkt einen Kurzurlaub.
»Mann, ich hab dein Klopfen gar nicht gehört.« Kylie versuchte, Frederickas barschen Tonfall und ihre selbstbewusste Haltung zu imitieren.
Ein Lächeln glitt über Frederickas Gesicht, als hätte sie Kylies Bluff schon durchschaut.
»Ich glaube, wir zwei müssen uns mal unterhalten.« Fredericka schaute sich im Raum um, als interessierte sie sich für die Möbel. Dabei unterschied sich die Einrichtung kaum von der in den anderen Hütten. Ein braunes, gepolstertes Sofa und ein dazu passender, cremefarbener Sessel. Kylies Mutter hatte ihr noch ein paar bunte Kissen als Farbkleckse fürs Zimmer mitgebracht. Dann gab es noch einen Couchtisch und einige zweckmäßige Lampen mit weißen Schirmen. Und Miranda hatte über den Raum ein paar Kristalle verteilt.
Hinter Fredericka verfiel Socke vor Schreck über den unbekannten Besuch in eine Schockstarre. Dann vergrub er sich schnell unter einem roten Sofakissen.
Kylie konnte es ihm kaum verübeln.
»Über was sollen wir denn reden?«, fragte sie. »Vielleicht darüber, dass es unhöflich ist, einfach hereinzuplatzen, ohne vorher anzuklopfen?« Ihr schnippischer Tonfall könnte Fredericka zwar zur Weißglut bringen, aber Kylie spürte, dass das ein Test war. Da war Angst zu zeigen wahrscheinlich wesentlich gefährlicher, als zu provozieren.
Fredericka ließ ein Knurren hören, und ihre Augen begannen zu glühen. Als ihr unwillkommener Gast sie ganz langsam von Kopf bis Fuß musterte, musste Kylie all ihre Kraft zusammennehmen, um nicht zu Socke unter die Kissen zu kriechen.
Fredericka zuckte mit den Augenbrauen. Kylie, die noch nie so stolz auf ihr neues Talent gewesen war wie jetzt, zuckte zurück. Das Muster der Werwölfin sah eigentlich nicht anders aus, als das der anderen Werwölfe, die sie gestern am See angeschaut hatte. Allerdings waren da ein paar seltsame dunkle Kanten. Hatte das etwas zu bedeuten? Kylie brauchte dringend eine Schulung im Gehirnmusterlesen.
»Ich hab gehört, du bist vielleicht eine von uns.« Frederickas Augen verengten sich.
Beim Gedanken, vielleicht die gleiche Blutlinie wie diese Tussi zu haben, wurde Kylie schlecht. Ihr Blick fiel auf das zitternde Kissen auf dem Sofa. Sie musste daran denken, was Holiday
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