Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Schreibtischstuhl. Wenn sie nicht die Artikel gelesen hätte, als Burnett kam, wäre all das nicht passiert. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nicht einfach nur so rumsitzen konnte. Sie musste etwas tun. Sie stürmte aus der Hütte und rannte so schnell sie konnte zum Büro, wo sie Burnett und Della vermutete.
Weil alle anderen entweder einen Kurs oder ein Treffen hatten, war der Pfad menschenleer. Kylie war noch nicht weit gekommen, da spürte sie es – das Gefühl, beobachtet zu werden – aber ihr lag die Sache mit Della zu schwer auf der Seele, um jetzt anzuhalten.
Kylie schaffte es gerade rechtzeitig zum Ende des Pfads, um zu sehen, wie Burnetts Auto mit Della darin vom Parkplatz fuhr. »Nein!«
»Alles okay«, sagte Holiday hinter ihr.
Kylie schaute sich um. Sie sah Holidays sorgenvolles Gesicht und wusste, dass sie über alles Bescheid wusste. »Es ist meine Schuld.« Vor lauter schlechtem Gewissen konnte sie kaum atmen.
Holiday führte sie zum Büro. Dort angekommen, umarmte sie Kylie. »Ist schon okay«, wiederholte sie liebevoll und eine beruhigende Welle fuhr durch Kylies Körper.
»Wo bringt er sie hin?« Kylie schluckte schwer.
»Zum Büro der FRU, um ein paar Tests zu machen. DNS-Entnahme und Gebissabdrücke.«
»Also war einer der Unfälle ein Code Red?«, fragte Kylie.
»Beide«, gestand Holiday.
Kylie fühlte sich, als würde etwas über ihr zusammenbrechen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte eine dunkle Stimme von der Eingangstür.
Lucas lehnte im Türrahmen. Er sah besorgt aus.
»Es ist alles okay.« Holiday winkte ihn hinaus.
Er bewegte sich nicht. »Geht es dir gut?«, fragte er an Kylie gewandt, als müsste er es auch von ihr hören.
Irgendwann musste sie mit Lucas reden, jetzt, wo er zurück war. Aber aus irgendeinem Grund gehorchte ihr ihre Stimme nicht. Sie konnte nur nicken. Er ging, aber sie hatte den Eindruck, dass er sich wirklich Sorgen um sie gemacht hatte.
Holiday zog Kylie zum Sofa und sie setzten sich. »Es wird schon alles gutgehen.« Sie legte eine Hand auf Kylies Rücken, und sofort durchströmte Kylie eine angenehme Wärme.
Aber das Bild von Della, angsterfüllt und verzweifelt, wollte nicht aus Kylies Kopf verschwinden. Della und Angst passten einfach nicht zusammen. Della war stark, draufgängerisch und viel zu liebevoll, um jemandem wehzutun. »Sie war das nicht«, versicherte sie Holiday. »Es ist sinnlos, sie diese Tests machen zu lassen.«
»Della wollte es von sich aus. Sie will es wissen.«
»Aber sie war es nicht«, wiederholte Kylie. Holiday hatte ihr nicht zugestimmt.
»Das hoffen wir auch, Kylie. Aber selbst wenn sie es war, sind das mildernde Umstände. Sie war in der Verwandlungsphase. Die FRU wird das berücksichtigen, da bin ich sicher.«
Kylie zuckte bei Holidays Worten zusammen. Sie konnte nicht sagen, was sie mehr störte – dass Holiday in Betracht zog, dass Della so etwas tun könnte, oder die Tatsache, dass frischverwandelte Vampire unschuldige Menschen töten konnten, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.
Drei Stunden später rief Holiday an, um Kylie zu sagen, dass Della gleich zurückkommen würde. Sie erlaubte Kylie und Miranda den restlichen Nachmittag freizunehmen, um für Della da zu sein. Also warteten Kylie und Miranda in ihrer Hütte auf sie. Kylie drehte nervös eine Coladose in der Hand. Miranda saß völlig regungslos da.
»Sie hat das nicht getan«, sagte Kylie wieder und wieder. »Wie können sie nur glauben, dass sie das getan haben könnte?«
Miranda stöhnte auf, als könnte sie Kylies Gelaber nicht mehr hören. »Das ist eben nicht die Welt, die du kennst. Hier passiert so eine Scheiße. Richtig viel Scheiße. Junge Mädchen sterben. Kater werden in Stinktiere verwandelt. Werwölfe kommen in deine Wohnung und versuchen, dich zu töten. Und wenn sich ein Vampir das erste Mal verwandelt, dann … tut er Dinge, die er normalerweise nie tun würde.«
»Du glaubst, sie hat es getan!« Kylie zeigte empört mit dem Finger auf Miranda.
»Ich weiß es doch auch nicht«, versuchte Miranda sie zu beschwichtigen. »Aber wenn sie es getan hat, dann war es nicht ihre Schuld, und ich würde sie deshalb nicht weniger mögen. Und verdammt, Kylie, das solltest du auch tun. Sie hält so viel von dir. Wenn du dich von ihr abwendest, würde sie das umbringen.«
Tränen schossen Kylie in die Augen, schon allein beim Gedanken daran, dass Della etwas so Furchtbares getan haben könnte. Aber tief in ihrem Innern wusste
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