Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
sie, das selbst wenn es stimmte, sie sich nicht von ihrer Freundin abwenden würde.
Zehn Minuten später kam Della. Sie hatte rote Augen und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Die Bissspuren waren nicht von mir. Auch keine der Fingerabdrücke.«
Kylies Gesicht hellte sich auf und ihr fiel ein Stein vom Herzen. »Ich hab es dir doch gesagt.«
Tränen liefen Della über ihre blassen Wangen. »Sie glauben jetzt, dass es Chan war.«
Miranda schaute von Della zu Kylie. »Wer ist Chan?«
»Mein Cousin«, erklärte Della und gab damit ihr Geheimnis preis. »Er hat mir durch meine Verwandlung geholfen. Er hätte das nicht tun müssen. Aber er hat es getan.«
»Oh«, machte Miranda.
»Jetzt wollen sie, dass ich herausfinde, ob er es war«, fuhr Della fort. »Ich soll undercover gegen ihn ermitteln und seine Schuld beweisen.« Sie bekam vor Nervosität Schluckauf. »Aber er war doch für mich da, als es sonst niemand war und jetzt muss ich …«
»Sag doch einfach nein«, meinte Kylie.
»Man sagt bei der FRU nicht einfach nein.« Della holte tief Luft. »Außerdem … sie haben mir die Bilder gezeigt.« In ihren dunklen Augen lag tiefes Mitgefühl. »Da war ein Baby. Es war schrecklich. Wenn er das wirklich getan hat, muss er aufgehalten werden, bevor er wieder so etwas tut. Ich glaube nicht, dass ich damit leben könnte, wenn ich das zulassen würde.«
An diesem Abend hatte die Leitung alle Campteilnehmer wieder zu einer Versammlung einberufen, weil sich offensichtlich jemand am Alarmsystem zu schaffen machte. Burnett zufolge schaltete jemand den Alarm aus – es war bislang nur unklar, ob es von innerhalb des Camps oder von draußen geschah. Das wollte Burnett möglichst schnell herausfinden.
Kylie fragte sich, ob ihr Gefühl, beobachtet zu werden, etwas mit dem ausgeschalteten Alarmsystem zu tun hatte. Denn jetzt, wo das System überwacht wurde, fühlte sie sich sicher.
Nach der Versammlung war sie allein zurück zur Hütte gegangen. Als sie gerade einen Schritt auf die Veranda gesetzt hatte, ließ ein Geräusch sie zusammenfahren.
So viel zum Thema sicher fühlen. Ihr Herz raste und sie fuhr herum. Sie dachte an Fredericka.
»Was glaubst du eigentlich, wie lange du mir aus dem Weg gehen kannst?« Lucas nahm die Stufen auf die Veranda.
Kylie trat etwas näher zum Verandalicht über der Eingangstür, um das die Insekten schwirrten, und schaute auf ihre Armbanduhr.
»Anscheinend nur zwölf Stunden«, erwiderte sie. Es war punkt neun Uhr abends. Am Morgen, als sie ihn im Büro gesehen hatte, war sie zu sehr um Della besorgt gewesen, um sich über die Träume und Lucas Gedanken zu machen. Aber das war jetzt anders. Sie rückte etwas vom Licht weg und hoffte, er hatte nicht bemerkt, dass sie rot geworden war.
»Also gibst du zu, dass du mir aus dem Weg gegangen bist?« Seine dunkle Stimme klang amüsiert.
Dabei fand sie es kein bisschen lustig. Ihre Blicke trafen sich, doch sie schaute schnell weg. »Ich könnte es leugnen, aber du würdest es mir ja doch nicht glauben.« Außerdem ist Verdrängung mein Spezialgebiet.
Plötzlich musste sie daran denken, wie sie Holiday erzählt hatte, dass sie sich nach dem Gespräch mit ihrem Dad besser gefühlt hatte. Bestand da nicht auch Hoffnung, dass es bei Lucas genauso war?
Sie schielte wieder zur Hüttentür und wusste, was sie zu tun hatte. Sie musste es hinter sich bringen.
»Also, wenn du es schon nicht leugnest, dann hoffe ich, dass du mir wenigstens eine Erklärung geben kannst?«
Sie hob den Kopf. Obwohl sie mehr als alles in der Welt glauben wollte, dass er nichts von den Träumen wusste, konnte sie es doch nicht. Ganz offensichtlich war sie besser im Verdrängen als im Leugnen.
»Erklärungen«, murmelte sie.
»Wie bitte?« Er kam näher und sein Geruch, Aftershave mit einem Hauch Wald, drang ihr in die Nase.
»Ich hab mehr als eine Erklärung.«
»Okay.« Er griff nach dem Ende einer ihrer blonden Haarsträhnen und rieb die Haare zwischen den Fingerspitzen. »Dann erklär es mir doch.«
Sie entzog ihm die Haarsträhne und trat einen Schritt zurück. »Es dir erklären? Damit würde ich dir doch den Spaß verderben, es selbst herauszufinden.« Sie hatte vorgehabt, abweisend zu klingen, aber sie war wohl am Ziel vorbeigeschossen, denn Lucas lachte leise in sich hinein.
Sie schaute ihn böse an.
Sein Lächeln erstarb. »Okay, mein erster Tipp wäre, dass du dabei bist, deine Gaben nach und nach herauszufinden und kennenzulernen. Zum Beispiel das
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