Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
klirrendes Geräusch, Metall auf Metall. Ketten?
Sie riss die Augen auf, konnte aber nichts sehen. Um sie herum war es stockdunkel.
Sie bewegte die Füße und hörte wieder Ketten rasseln. Langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass sie an Armen und Beinen mit irgendeiner Art Metallkette gefesselt und festgebunden war. Sie versuchte, ein Bein zu bewegen.
Ja, Tatsache, sie war angekettet.
Manchmal hasste sie es, wenn sie recht hatte. Die Erinnerung an den bösen Vampir kam mit einem Schlag zurück. Sie wollte schreien.
Sie blinzelte und hoffte, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen würden, aber sie konnte rein gar nichts sehen. Sie atmete tief ein. Es roch nach Erde und Beton.
Ein fast unhörbares Atmen ließ sie aufhorchen. »Ist hier jemand?«
Keine Antwort. »Ich weiß, dass hier noch jemand ist«, versuchte sie es noch einmal. Versuchsweise zog sie an den Ketten, um ihre eigene Kraft zu testen.
Aber sie konnte sich kaum bewegen.
»Also war das mit deinen Superkräften nur ein Gerücht.« Eine raue Männerstimme drang aus der Dunkelheit zu ihr.
»Lass mich frei!« Kylie bekam jetzt richtig Panik und stemmte sich gegen die Ketten, aber sie konnte sich einfach nicht befreien.
»Du solltest dich nicht so abmühen, Kylie. Das ist nur Energieverschwendung. Nutze deine Energie lieber, um nachzudenken. Und die richtige Entscheidung zu treffen.«
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und lauschte angestrengt. Die Stimme hallte im Raum wieder. Sie erkannte sie nicht. Beim Gedanken an den Vampir auf ihrer Windschutzscheibe stieg wieder Panik in ihr auf. Sie versuchte, sich krampfhaft an seine Stimme zu erinnern. Er hatte doch anders geklungen, oder?
»Was denn für eine Entscheidung?«, fragte sie.
»Wir haben jede Menge zu besprechen.« Nein, das war auf keinen Fall der Vampir, und sie war sich sicher, die Stimme noch nie gehört zu haben. Sie klang … irgendwie rostig … alt. So wie die Stimme im Raum hallte, vermutete Kylie, dass sie sich in einem Tunnel befanden.
»Wo bin ich? Wer bist du?« Sie wollte fragen, was er von ihr wollte, aber sie hatte zu viel Angst vor der Antwort. Mal ehrlich, wenn man sich in Ketten in einem stockdunklen Raum wiederfand, hatte man wohl kaum mit Kaffee und Kuchen zu rechnen.
Die einzigen Geräusche, die sie hörte, waren ihr eigener Atem und die leisen kürzeren Atemzüge des Manns mit der rostigen Stimme. Ihre Gedanken rasten. Hatte sie die Vision des Geistes vielleicht falsch gedeutet? War es Kylie, die gefoltert werden würde?
Sie atmete tief ein und zerrte wieder an den Ketten. Sie konnte sich nicht befreien. Wo war ihre Kraft hin? »Worüber müssen wir denn reden?«, fragte sie.
Mit einem Flackern ging das Licht an. Sie blinzelte ins grelle Neonlicht, und als sie ihre Augen das zweite Mal aufschlug, sah sie ihn. Er trug ein seltsames Gewand, fast wie ein Mönch. Seine Haut war faltig, ledrig. Sie zog die Augenbrauen hoch und las sein Gehirnmuster. Wie sie sich schon gedacht hatte, ein Vampir.
Ein alter, seltsamer Vampir, wie Mirandas spezielle Freundin Tabitha ihn beschrieben hatte. Kylies Bauchgefühl war damals gewesen, es nicht zu ignorieren. Aber sie hatte es verdrängt. Sie hoffte, das würde sich nicht als ihr letzter fataler Fehler herausstellen.
»Du hast mich beobachtet.«
»Du hast einen wachen Verstand.« Er kam näher, erschreckend nah. Seine Augen waren kalt und grau. Totengrau. »Verschließt du dich absichtlich?«
Sie fragte sich, wie viel sie ihm erzählen konnte, oder ob sie ihm überhaupt etwas erzählen sollte. Auf der anderen Seite, wenn er dachte, dass sie ihn mit Absicht aussperrte, würde er vielleicht wütend werden. Und sie musste aufpassen, ihn nicht anzulügen.
»Ich weiß nicht, wie man sich öffnet.«
Kylie sah, wie hinter dem alten Mann eine Tür geöffnet wurde. Ihr blieb unwillkürlich die Luft weg, bei der Erinnerung daran, wie der Vampir, der gerade den Raum betrat, sie gewürgt hatte.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst warten«, schnauzte ihn der Ältere an.
»Ich weiß, Großvater. Aber ich bin neugierig auf meine Braut.« Der Vampir kam näher.
Braut? Kylie zerrte an den Ketten. Beim Gedanken daran, seine Braut zu werden, wurde ihr speiübel.
»Geh jetzt!«, brüllte der alte Mann. Seine Stimme war zwar rau und alt, aber sein Tonfall verlangte Gehorsam. Und zwar absoluten.
Der Jüngere blieb zwei Meter vor Kylie stehen. Sein rotblondes Haar war diesmal nicht voller Blut, aber vor ihrem inneren Auge sah sie
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