Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
dir zum Dank einen Kuss gebe.«
»Das Mindeste«, wiederholte sie und dann berührten seine Lippen ihren Mund. Es war kein besonders erotischer Kuss, nicht so wie der damals am Wasserfall oder wie die Küsse in ihren Träumen, aber das machte ihn nicht weniger besonders. Und es war für sie nicht leichter, sich von ihm zu lösen. Aber sie schaffte es. Es war einfach zu früh. Aber später vielleicht … ja, vielleicht.
»Wir … wir sollten zu den anderen gehen.«
»Ja.« Sie gingen schweigend nebeneinanderher, und er ließ erst kurz vor dem Speisesaal ihre Hand los.
Kylie war überwältigt von der Anteilnahme der anderen. So viele erkundigten sich, wie es ihr ging. Sie hatte keine Ahnung, wer es ausgeplaudert hatte, aber ganz offensichtlich wussten alle, was passiert war.
Della, Miranda, Perry, Helen und Jonathon drängten sich um sie. Lucas stand etwas weiter von Kylie weg, als wollte er den anderen Platz machen. Aber ihre Blicke trafen sich immer wieder. Einmal winkte sie ihn sogar zu sich heran, aber er schüttelte den Kopf, als wüsste er, dass sie sich nicht sicher war. Oder vielleicht lag es auch daran, dass er ein Werwolf war und seine Art meistens zusammenblieb. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie bewachte. Sie spürte die Verbindung zwischen ihnen. Jetzt musste Kylie nur noch herausfinden, was genau diese Verbindung bedeutete.
Eine Stunde später saß Kylie immer noch mit ihren Freunden zusammen. Sie aßen Pizza und alle erzählten von ihrem Wochenende zu Hause. »Oh«, platzte Miranda in ihrer lebhaften Art heraus. »Ich glaub, ich weiß jetzt, was ich bei Socke falsch gemacht habe. Ich werde den kleinen Stinker in null Komma nix zurückverwandeln.«
»Also, Miranda, dein Wettbewerb war gut, hab ich gehört?« Perry klang nervös, als er die Frage stellte. Es war das erste Mal, dass er wieder mit Miranda sprach. Kylie wusste, dass es seine Art war, ihr zu sagen, dass er es noch einmal probieren wollte. Dafür hätte sie ihn küssen können, wenn sie nicht befürchtet hätte, dann Mirandas Zweiten-Platz-Finger abzubekommen.
»Ja, war okay«, antwortete Miranda mit undurchsichtiger Miene.
»Warum gebt ihr euch nicht die Hand und vertragt euch wieder?«, meinte Della. »Und dann könnt ihr euch irgendwohin verziehen und euch zur Versöhnung abknutschen.«
Miranda funkelte Della böse an, und Kylie war sich sicher, dass sich die beiden später noch streiten würden. Perry starrte Della aus schwarzen Augen an und stürmte davon. Kylie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fragte sich, ob sich eigentlich jemals etwas ändern würde.
Aber auf der anderen Seite … einiges hatte sich schon verändert, oder? Sie ertappte sich dabei, wie sie nach Derek Ausschau hielt. Sie versuchte es sich nicht einzugestehen, aber sie vermisste ihn. Und noch mehr machte sie sich um ihn Sorgen. Kylie beschloss, gleich mal nach Burnett zu suchen und ihn nach Derek zu fragen. Doch da piepste ihr Handy.
Sie schaute aufs Display. Eine SMS vom Privatdetektiv. Dann sah Kylie, dass sie noch eine SMS von Sara bekommen hatte: »Wie hast du das gemacht? Und lüg mich ja nicht an. Ich weiß, dass du das warst.«
Kylie rutschte das Herz in die Hose. Was sollte sie Sara nur sagen?
Dann las sie die Nachricht vom Privatdetektiv und schnappte nach Luft. »Großeltern sind zurück. Haben gestern gesprochen. Wollen dich so schnell wie möglich sehen.«
Hoffnung keimte in ihr auf. Würde sie jetzt endlich erfahren, wer sie war?
»Kylie?« Mandy rief sie von der Tür.
Kylie drehte sich um. »Ja?«
»Holiday will, dass du zum Büro kommst. Da ist Besuch für dich.«
»Wer ist es denn?« Kylie spürte, wie Panik in ihr aufstieg, dass sie es tatsächlich sein könnten. War sie bereit dafür? War sie bereit, Daniels Adoptiveltern kennenzulernen? Ihre Großeltern?
»Keine Ahnung. Aber vor ein paar Minuten hat ein älteres Ehepaar am Tor geklingelt.«
Und plötzlich hörte Kylie das Geräusch von fallendem Wasser. Im Augenwinkel sah sie eine Bewegung und als sie die Holzwand des Speisesaals anschaute, flossen darüber Licht und Schatten in einem hypnotisierenden Wirbel. Tanzende Todesengel.
Sie schaute Della und Miranda aufgeregt an. Keine von beiden reagierte. Anscheinend war Kylie die Einzige, die das Schauspiel an der Wand sehen konnte. Und dann:
»Geh, und stell dich deiner Vergangenheit – dann wirst auch du deine Bestimmung finden!«
»Ist alles okay bei dir?« Della sah sie besorgt an.
Kylie atmete tief
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