Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
da sich ihr beim Gedanken an das Bluttrinken der Magen umdrehte – fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie wollte sich am liebsten an seine Brust schmiegen, ihm so nah sein, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen grünen Augen sehen und sich darin verlieren konnte. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Seinen Kuss schmecken. In den vergangenen Wochen hatte sie nämlich herausgefunden, wie gut er küssen konnte.
Miranda räusperte sich und holte Kylie damit zurück in die Realität. Als sie Dereks Grinsen sah, wusste sie, dass er ihre Gefühle gespürt hatte und den Grund für ihre geröteten Wangen kannte. Schnell schaute sie zu Miranda.
Oh, Mist. Miranda streckte Kylie bereits den Kelch entgegen. Es war so weit.
Sie nahm den Kelch in die Hände. Er fühlte sich warm an, fast so, als wäre der Inhalt gerade erst von seinem Spender abgenommen worden. Sie spürten wie sich ihr Magen verkrampfte und sich ihr der Hals zuschnürte. Sie wusste nicht einmal, ob das Blut tierisch oder menschlich war.
Nicht darüber nachdenken.
Sie holte Luft und der Geruch von Kupfer stieg ihr in die Nase. Noch ehe ihre Lippen das Glas berührten, spürte sie den Brechreiz in sich aufsteigen.
Tu es einfach. Zeig Della, dass du ihre Art respektierst.
Sie atmete tief ein, hob das Glas und hoffte inständig, dass Della ihr das hoch anrechnen würde. Sie erinnerte sich daran, dass sie das Blut nur schmecken, nicht trinken musste und setzte das Glas an.
In dem Moment als die warme Flüssigkeit ihre Lippen berührte, wollte sie das Glas wieder absetzen, aber irgendwie war etwas von dem dickflüssigen roten Blut durch ihre zusammengepressten Lippen gelangt. Ihr Brechreiz meldete sich. Doch dann schmeckte sie das Blut und es war wie eine Geschmacksexplosion auf ihrer Zungenspitze. Wie Kirschen, aber besser, ein bisschen wie reife Erdbeeren, aber würziger und süßer. Der exotische Geschmack ließ sie gierig schlucken. Während die Flüssigkeit ihre Kehle hinab rann, verschwand auch der Geruch von Kupfer und der Kelch roch plötzlich nach würzigen Früchten.
Sie hatte schon fast den ganzen Kelch geleert, als ihr wieder bewusst wurde, was sie da trank. Sie riss sich den Kelch von den Lippen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Zunge die letzten Tropfen aus den Mundwinkeln leckte.
Auf einen Schlag spürte sie die Intensität der Blicke auf sich und eine Erkenntnis machte sich in ihr breit. Gemurmel drang an ihr Ohr …
Wenigstens wissen wir jetzt, was sie ist.
Wie kommt es, dass sie nicht kalt ist?
Sieht so aus, als müssten wir noch mehr Blutspender finden.
Dellas triumphierender Schrei folgte.
Kylies Hände fingen an zu zittern. Der Rauch des Lagerfeuers stieg ihr in die Nase und kratzte in ihrem Hals, so dass es ihr schwerfiel zu atmen.
Fuck! Fuck! Fuck! Was hatte das nur zu bedeuten? War sie jetzt … ein Vampir? Sie suchte Holidays Gesicht in der Menge, in der Hoffnung, dass sie ihr bestätigend zulächeln würde und ihr zu verstehen geben würde, dass alles okay war, dass es … nichts bedeutete. Aber als sie den Blick der Campleiterin sah, fand sie darin denselben Ausdruck wie bei den anderen. Und der drückte nur eins aus: Verwunderung.
Sie blinzelte die Tränen weg und drückte dem Nächsten in der Reihe den Kelch in die Hände. Scheiß auf den Respekt. Kylie drehte sich um und rannte los.
Fünf Minuten später rannte Kylie immer noch. Sie rannte schneller, als sie es sich je zugetraut hatte. Aber war sie so schnell wie ein Vampir? Sie atmete stoßweise die heiße, feuchte Sommerluft ein. Obwohl die Nachttemperatur immer noch über 25 Grad lag, spürte sie, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Verwandelte sie sich etwa gerade in einen Vampir? Verschwand ihre Körperwärme? Hatte Della nicht erzählt, dass die Verwandlung schmerzhaft war? Genauer gesagt, extrem schmerzhaft?
Hatte sie Schmerzen? Emotionale Schmerzen, ja. Aber körperlich? Bis jetzt nicht.
Sie lief weiter. Sie hörte ihre Schritte auf dem Waldboden. Das Geräusch des Gestrüpps, das an ihrer Jeans hängenblieb und sich dann mit einem lauten Reißen wieder löste, schien ihr lauter zu sein als sonst. In ihrem Kopf dröhnte ihr Herzschlag. Bumm. Bumm. Bumm.
Wie oft hatte sie Della schon gesagt, dass sie kein Monster war? Und dennoch … die Vorstellung, dass Kylie ein Vampir sein könnte, war einfach zu viel.
Sie konnte immer noch das Lagerfeuer riechen, der Geruch hing in ihren Kleidern. Aber der Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge
Weitere Kostenlose Bücher