Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
hätte sie plötzlich zwei Köpfe. Und bei allem, was ihr in letzter Zeit passiert war, fehlte nicht viel und sie hätte sich einen Spiegel gesucht, um sicherzugehen, dass ihr nicht wirklich ein zweiter Kopf gewachsen war.
»Wie zur Hölle kommst du darauf?«, fragte er sie entgeistert.
Plötzlich bemerkte sie, dass die Gruppe näher an sie herangerückt war und einige darunter hatten ein Gehör wie eine klatschsüchtige Fledermaus. Sie schielte auf ihre Uhr und sah, dass es nach zwei war. »Tut mir leid, ich muss weg.«
Kylie stürmte in Holidays Büro. Sie ließ sich in einen Stuhl fallen und schaute ihre Freundin und Campleiterin über den Schreibtisch hinweg fest an. »Ich hasse Jungs. Ich denke ernsthaft darüber nach, lesbisch zu werden.«
Holiday sah amüsiert und genervt zugleich aus. »Wenn es so einfach wäre, müssten neunzig Prozent aller Frauen lesbisch sein.« Sie verzog das Gesicht. »Also, Probleme mit den Jungs?« Sie nahm einen Schluck aus der Cola-Dose auf ihrem Schreibtisch.
»Eher mit Jungs, Geistern und einem Stinktier.«
Holiday verschluckte sich fast an ihrer Cola. »Stinktier?«
Kylie lehnte sich zurück. Sie war niedergeschlagen und durch den Wind von ihrem Streit mit Derek.
»Miranda hat Socke in ein Stinktier verwandelt und weiß nicht, wie sie ihn zurückverwandeln kann.« Als die Worte aus ihrem Mund waren, fiel Kylie auf, dass es sich so anhörte, als wollte sie Miranda verpetzen. »Aber du sollst dich da nicht einmischen.«
Holiday unterdrückte ein Grinsen. »Wahrscheinlich wollte sie für die Show üben, bei der ihre Mutter sie angemeldet hat.«
»Ja, sie hat mir erklärt, warum sie es gemacht hat. Und ich will auch nicht, dass sie Ärger bekommt … Aber was, wenn sie es nicht mehr hinbekommt, ihn zurück zu verwandeln? Dann habe ich ein Stinktier als Haustier.«
Holiday hatte Mühe ernst zu bleiben. »Ich bin sicher, sie findet einen Weg.«
Kylie ließ den Kopf hängen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir wünsche, dass mein Leben wieder ganz normal ist. Also, wie bei einem normalen Menschen. Niemand, der meine Gedanken liest, meine Gefühle beeinflusst oder mir den Auftrag gibt, jemandem das Leben zu retten.«
Holiday lehnte sich ebenfalls zurück und streckte sich kurz. Mit den Händen noch in der Luft, schaute sie die Papiere auf ihrem Schreibtisch missmutig an. »Also mit Menschen kenne ich mich nicht so aus, aber normal klingt manchmal schon verlockend.«
Etwas an Holidays Tonfall ließ Kylie aufhorchen. »Ist alles okay?«
»Bei mir? Oh, alles gut.« Sie nahm die Hände wieder herunter und setzte sich aufrecht hin. »Ich mach mir nur um dich Sorgen, Kylie. Heute Morgen hast du ziemlich fertig ausgesehen.«
Kylie erinnerte sich daran, wie sie aus dem Büro gerannt war. »Tut mir leid. Manchmal ist es … Es ist manchmal einfach zu viel für mich.«
»Ich weiß, es fühlt sich manchmal so an. Aber es wird schon alles werden.«
Kylies Blick verfinsterte sich. »Du klingst schon wie meine Mutter. Die sagt immer: ›Gott wird dir nicht mehr aufbürden, als du vertragen kannst.‹«
Holiday lachte. »Und wir würden uns wünschen, dass er uns nicht so viel zutrauen würde, oder?«
»Ja.« Kylie sah wieder die Sorge in Holidays Augen. »Wie ist es mit deinen Problemen?« Sie machte eine Armbewegung über den Schreibtisch.
»Ach, das kommt schon in Ordnung … Ich hab nur einige finanzielle Dinge zu klären, jetzt wo wir bald ein Vollzeit-Betrieb sind. Es müssen Lehrer eingestellt werden und Heizungen in den Hütten installiert werden. Und ich hab noch keine Ahnung, wie wir das alles hinbekommen sollen.«
»Ich dachte, die Regierung, also die von der FRU, unterstützen das Camp.«
»Das tun sie auch, aber als sie zugestimmt haben, dass wir aus dem Camp ein Internat machen, haben sie uns nur ein knappes Budget gegeben. Heutzutage wird doch an allen Ecken gespart.« Sie betrachtete wieder die Papiere. »Wahrscheinlich ist es nicht so schlimm, wie ich denke. Es ist nur … Sky hat immer den Finanzkram gemacht und jetzt hab ich es am Hals.«
»Kann Burnett sich nicht darum kümmern?« Kylie versuchte, unauffällig das Gespräch auf ihn zu lenken.
»Ich weiß nicht. Er sollte ja eigentlich nur einen Monat hier aushelfen und da lohnt es sich nicht, dass er so tief ins Geschäftliche einsteigt.«
Im Klartext hieß das wohl, Holiday vertraute Burnett nicht. Lag es daran, dass er ein Vampir war? Oder hatte es damit zu tun, dass sie Sky, ihrer
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