Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
unterdrücken konnte. Wo zur Hölle konnte sie ihre Sensoren ausschalten?
Aus! Aus! Aus! In ihrer Vorstellung drückte sie wie verrückt auf einen nicht vorhandenen Knopf.
Derek kam herum und setzte sich neben Kylie. Sie wollte ihn nicht anschauen, weil sie Angst hatte, dass das den Hormonstrom beschleunigen würde, aber jemanden nicht anzuschauen war total unhöflich. Zumindest, wenn es nach ihrer Mutter ging.
»Alles klar?«, fragte Derek, dem vermutlich aufgefallen war, dass sie ihn noch nicht angeschaut hatte.
Sei nicht unhöflich , konnte sie ihre Mutter sagen hören. »Ganz okay.« Sie schaute ihn an. Und weil sie ihn die letzten Tage so erfolgreich gemieden hatte, verschlang sie ihn jetzt förmlich mit den Augen. Ihr stockte der Atem. Verdammter Mist, er sah so gut aus!
Oh, ja, daran war jetzt nur ihre Mutter schuld!
Er war ein bisschen verschwitzt, nicht so, dass es eklig war, sondern eher auf die attraktive Art. Seine Haut glänzte, und er roch nach Sommer, als hätte er auf der Wanderung alle guten Gerüche aufgenommen. Seine Haut würde bestimmt nach salzigem Sonnenschein schmecken, wenn sie ihn mit den Lippen berühren würde. Seine braunen Haare kräuselten sich an den Haarspitzen und waren vom Wind verstrubbelt. Er trug ein dunkelgrünes T-Shirt, das seine muskulösen Arme betonte. Und die Jeans, die er anhatte, mochte sie am liebsten an ihm. Kylie erkannte sie an den ausgebleichten Knien und dem etwas engeren Schnitt, der ihm wirklich, wirklich gut stand.
Dellas Gekicher lenkte Kylies Aufmerksamkeit von Derek ab. Ihre Vampir-Freundin grinste und wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum. Kylie verstand, was sie meinte, und sie wurde rot.
Als sie verstohlen zu Derek schielte, bemerkte sie, dass sein Blick inzwischen an ihrem Busen klebte. Was wahrscheinlich bedeutete, dass er in dem Moment die Luft ordentlich mit Pheromonen verunreinigte, während er überlegte, wie ihre Mädels über Nacht so wachsen konnten.
»Ich … ich muss mal nach Miranda schauen.« Kylie schoss von ihrem Stuhl hoch und rannte aus dem Speisesaal wie jemand, der weiße Klamotten trägt und vergessen hat, den Tampon zu wechseln.
»Miranda, bist du da?«, rief Kylie, als sie fünf Minuten später in der Hütte ankam.
Ihre Freundin kam aus Kylies Zimmer geeilt. Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben und sie hatte Tränen in den Augen. Bei Mirandas derzeitigem Dauer-Liebeskummer waren Tränen nichts Ungewöhnliches, aber etwas schien diesmal anders zu sein. Kylie spürte es sofort. Und ja, es hatte ein wenig damit zu tun, dass sie in einer Wolke aus schlechtem Gewissen aus Kylies Zimmer gekommen war.
»Es tut mir voll leid«, brachte Miranda hervor und hatte plötzlich Schluckauf. »Echt, voll leid.«
»Was tut dir echt voll leid?« Hatte Miranda etwa Lucas’ Briefe gefunden und gelesen? Hatte sie in ihren Privatsachen geschnüffelt?
»Ich hab es nicht mit Absicht getan.«
»Was hast du nicht mit Absicht getan?«, beharrte Kylie, die langsam wütend wurde. Diese Briefe waren privat. Verdammt, den zweiten hatte sie nicht mal selbst gelesen. Als sie vom Wasserfall zurückgekommen waren, hatte sie ihn zu dem anderen in die Schublade gesteckt. Sie hatte sich vorgenommen, ihn heute Abend zu lesen, oder morgen, oder vielleicht auch nie. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Herz das noch ertragen konnte, was Lucas ihr zu sagen hatte.
»Ich habe das schon ein Dutzend Mal gemacht und nie ein Problem damit gehabt. Bitte, bitte, sei mir nicht böse.«
Kylie hatte plötzlich das Gefühl, dass es nicht um Lucas’ Briefe ging. »Was hast du gemacht?«
Mirandas Blick huschte zu Kylies Zimmer, aber als Kylie einen Schritt darauf zumachte, stellte sich ihr Miranda in den Weg. »Ich mache es wieder gut. Das schwöre ich dir. Ich krieg das irgendwie hin. Ich werde nicht schlafen oder essen, bis ich es in Ordnung gebracht habe.«
»Was denn in Ordnung gebracht?«
»Bitte, sei mir nicht böse.«
Kylie schob Miranda aus dem Weg. Dann betrat sie ihr Zimmer, um herauszufinden, was es war, das Miranda vor ihr verstecken wollte.
Kylies Blick fiel zuerst auf ihren Nachttisch, in dem sie ihre privaten Sachen aufbewahrte. Die Schublade war geschlossen. Keine Briefe lagen draußen verstreut. Da bewegte sich etwas auf dem Bett.
Sie blinzelte.
Sie schrie auf.
Dann sah sie zu, dass sie aus dem Zimmer kam.
Sie stieß mit Miranda zusammen, die sie an den Oberarmen festhielt. »Es tut mir echt so leid.«
Kylie versuchte, wieder zu Atem zu
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