Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
die Kissen zurückfallen. Sie atmete ein paarmal tief ein und aus und versuchte, nicht an ihren Ärger mit dem Geist zu denken. Oder an ihren Ärger mit Lucas und dem vermeintlichen Traum. Sie versuchte, auch nicht an die beiden Mädchen zu denken, die gestern ihr Leben verloren hatten.
Bei so vielen Einschränkungen blieb ihr nicht mehr viel, woran sie denken konnte. Also dachte sie daran, dass heute Elterntag war.
Das sorgte gleich für die nächste Welle Frustration. Ihre Mutter würde nicht kommen. Ihr Vater … ihr Stiefvater … machte irgendwo Bettsport mit einer Tussi, die beinahe so jung war wie Kylie und zu allem Überfluss würde sie vermutlich die Einzige sein, deren Eltern heute nicht auftauchen würden.
Fühlte man sich da nicht toll?
»Daniel?«, rief sie den Namen ihres Vaters. »Könntest du vielleicht kurz vorbeischauen?« Zur moralischen Unterstützung. Um mir vielleicht ein paar Fragen über deine Eltern zu beantworten? »Bitte.« Keine Antwort. Sie zählte bis zehn. Schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Und wartete noch eine Minute, ehe sie die Geduld verlor.
Sie schlug mit der Faust auf die Matratze. Es fühlte sich kindisch und dumm an. Aber in der Stimmung, in der sie gerade war, tat es auch gut. So gut, dass sie direkt noch ein paarmal zuschlug.
Socke maunzte verängstigt auf und machte einen hastigen Satz vom Bett. Hätte sie nicht eine so miese Laune gehabt, hätte er ihr bestimmt leidgetan. Und da fiel ihr wieder ein, woher die Stimmungsschwankungen noch kommen könnten. Sie, Kylie Galen, verwandelte sich in zwei Tagen vielleicht in einen Wolf. Konnte das Leben eigentlich noch beschissener werden?
19. Kapitel
Kylie riss sich zusammen, entschuldigte sich bei Socke und machte sich auf die Suche nach Holiday.
Schon früh morgens wurde es jetzt von Tag zu Tag heißer und schwüler. Willkommen in Texas , dachte Kylie, als sie auf dem Weg zum Büro war. Ihr gesammelter Frust spornte sie zum Laufen an, aber so dringend sie auch Antworten haben wollte, hatte sie gar keine Lust mehr, Fragen zu stellen. Holiday mit ihrem Gefühle-Sensor würde bestimmt gleich merken, was für eine Art Traum Kylie meinte. Wie auch immer, ihr Bedürfnis nach Antworten war stärker als ihre Scham.
In dem Moment, in dem Kylie auf die Veranda des Büros trat, hörte sie wütende Stimmen von drinnen. Sie blieb bei den Schaukelstühlen stehen, wo sie und Derek am Vorabend Pizza gegessen hatten, und lauschte. Okay, das war nicht in Ordnung, aber sie musste nun mal sichergehen, dass es Holiday gutging.
»Was ist denn so verkehrt an meinem Geld?«, hallte eine männliche Stimme und Kylie erkannte sofort Burnett.
»Nichts ist damit verkehrt«, erwiderte Holiday. »Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht annehmen werde. Ich habe nur gesagt, dass ich ein paar Wochen brauche, um mich zu entscheiden.«
»Ein paar Wochen, um einen anderen Investor zu finden, meinst du wohl. Oder stimmt das etwa nicht?«
»Na gut«, räumte Holiday ein. »Es ist so, wie du sagst, aber …«
»Hasst du mich, oder Vampire allgemein, wirklich so sehr, dass du die Schließung von Shadow Falls riskieren würdest?«
Auch wenn Holiday wütend war, schien es ihr körperlich gutzugehen. Kylie wollte nicht länger lauschen und Holidays Privatsphäre verletzen, deshalb trat sie von der Veranda herunter und ging etwa fünf Meter weg, um außer Hörweite zu gelangen.
»Ich werde nicht zulassen, dass Shadow Falls geschlossen wird!« Kylie konnte immer noch Holidays Stimme hören. Leise fluchend machte Kylie kehrt und ging noch ein paar Meter weiter weg.
»Aber du leugnest nicht, dass du mich hasst, oder?« , fuhr Burnett sie wütend an.
»Hassen ist ein ziemlich starkes Wort« , entgegnete Holiday.
Kylie schaute ungläubig zur Bürohütte rüber und entfernte sich noch weiter.
»Verdammt nochmal« , hörte Kylie Burnett laut und deutlich schimpfen. Es war als ob … er direkt neben ihr stehen würde.
»O nein«, murmelte Kylie, als ihr dämmerte, dass sie die beiden längst nicht mehr hören können sollte. Sie waren in der Hütte. Sie war draußen. Und bestimmt – sie schätzte die Entfernung mit den Augen ab – an die fünfzehn Meter von der Hütte entfernt.
So ein Mist! Anscheinend veränderte sie sich schon wieder. Kylie fasste sich an den Busen, um zu sehen, ob sie schon wieder neue BHs brauchte. Gott sei Dank fühlte sich aber alles normal an.
»Ich will doch nur helfen« , fuhr Burnett fort, und Kylie ging noch weiter weg.
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