Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Weiter. Weiter. So weit, bis sie nichts mehr hören würde.
»Dann hilf mir doch dabei, es zu verstehen« , erwiderte Holiday.
»Was, zur Hölle, soll ich dir denn helfen zu verstehen? Dass du alles tust, nur um mich loszuwerden? Deshalb tust du das doch, oder?«
»Nein, ich …« Holidays Stimme bebte.
»Weil du befürchtest, wenn du mein Geld nimmst, musst du dich auch mit mir abgeben. Fühlst du dich so sehr zu mir hingezogen, dass du nicht in meiner Nähe sein kannst, ohne über mich herzufallen? Verdammt, dann lass es uns doch einfach tun. Vielleicht erträgst du es dann, mit mir zusammen zu sein!«
»Du bist dermaßen arrogant« , fuhr ihn Holiday an. »Mit dir zu schlafen, ist echt das Letzte, was ich will.«
»Aha, endlich. Jetzt weiß ich, dass du lügst« , sagte Burnett triumphierend. »Du fühlst dich doch zu mir hingezogen.«
»La, la, la, la.« Kylie fing an vor sich hin zu singen und hielt sich die Ohren zu. Sie wollte das alles gar nicht hören. Nein. Kein bisschen. Sie drehte sich herum und machte sich wieder auf den Weg zu ihrer Hütte.
Da hörte sie eine Tür schlagen. Spürte einen Luftzug. Sie blinzelte, und als sie die Augen wieder öffnete, stand Burnett neben ihr und raufte sich die Haare. »Diese Frau ist mit Abstand der komplizierteste rothaarige Dickkopf, den ich je kennengelernt habe.«
Er schoss davon und hinterließ nur aufgewirbelten Staub.
»Und du bist total in sie verliebt«, flüsterte Kylie. Sie wusste nicht, warum sie sich da so sicher war, aber sie war es. Und irgendwie hatte sie es auch am Wasserfall schon gemerkt. Die aufrichtigen Gefühle, die sie in Burnetts Stimme gehört und in seinen Augen gesehen hatte, waren auch der Auslöser dafür gewesen, dass sie ihm die Sache über Holiday erzählt hatte. Das änderte natürlich nichts an der Tatsache, dass es nicht ihre Aufgabe war, das zu tun. Dennoch …
Kylie schaute zum Büro zurück und erinnerte sich an die Fragen, die sie zu ihrem Traum gehabt hatte. Und da war auch noch ihre neue Hörfähigkeit. War das ein Werwolf-Talent? Sie erinnerte sich, wie sie Lucas mal gefragt hatte, ob er ihren Herzschlag hören könnte. Er hatte ihr geantwortet, dass das Gehör eines Werwolfs nicht wirklich auf so etwas ausgerichtet war, sondern vielmehr auf sich anschleichende Feinde. Aber was für eine Art Supergehör hatte Kylie denn jetzt? Das von einem Werwolf oder von einem Vampir?
Sie drehte den Kopf, um zu sehen, was sie sonst noch hören konnte. Nichts. Klar, sie hörte Tiergeräusche, aber nichts erschien ihr lauter als sonst. Della hatte mal gesagt, sie könne die Tiere im Wildpark hören. Die konnte Kylie nicht hören. Aber wieso hatte sie dann gerade das Gespräch von Holiday und Burnett mithören können? Was bedeutete das nur?
Sie starrte in den blassen Morgenhimmel und versuchte, all die Veränderungen in ihrem Leben zu akzeptieren. Das Problem war nur, dass sie dafür endlich mal wissen musste, was zum Teufel sie jetzt war! Völlig aufgewühlt ging sie zurück zum Büro, in der Hoffnung, dass Holiday Antworten für sie hatte.
»Holiday, ich bin’s«, rief Kylie, als sie zehn Sekunden später die Hütte betrat.
»In meinem Büro«, antwortete Holiday.
Kylie blieb im Türrahmen stehen, als sie sah, dass sich Holiday gerade mit den Handflächen über die Wangen fuhr. Sie weinte. Oder hatte geweint.
Ihre Augen glänzten immer noch feucht, und ihr Gesicht war gerötet. Angst und Sorge stiegen in Kylie auf. »Ist alles okay?«
»Ja, ja, alles in Ordnung.« Holiday wedelte mit einer Hand in der Luft. »Burnett und ich hatten gerade … eine Meinungsverschiedenheit.«
»Ich weiß.« Kylie hatte beschlossen, einfach direkt damit herauszurücken. »Ich habe es gehört.«
Holidays Gesicht verfinsterte sich. Kylie fragte sich, ob es daran lag, dass sie dachte, Kylie hätte gelauscht, oder ob es die Erinnerung an ihren Streit mit Burnett war, der den Ausdruck hervorrief.
»Ich wollte euch nicht belauschen«, schob Kylie schnell hinterher. »Als ich auf die Veranda gekommen bin, hab ich euch streiten gehört. Ich hab mir kurz Sorgen um dich gemacht, aber dann bin ich ein paar Meter weggegangen, um nicht zu lauschen. Das Problem war nur, dass ich euch immer noch hören konnte. Also bin ich noch weiter weggegangen. Und ich konnte euch immer noch hören.« Kylies Stimme hatte einen Anflug von Panik.
Holidays Blick verdüsterte sich weiter. »Waren wir denn so laut?«
»Nein. Und das ist ja das Abgefahrene. Ich hätte
Weitere Kostenlose Bücher