Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Ganz nach oben, weg von seinem nackten Oberkörper. Sein schwarzes Haar war verwuschelt, als wäre er selbst gerade erst aufgestanden. Außerdem schienen seine Haare etwas länger zu sein und lockten sich.
»Du bist gekommen«, stellte er fest.
»Wohin gekommen?« Sie fühlte sich unwohl.
Statt einer Antwort sagte er: »Komm, lass uns spazieren gehen.« Er hielt ihr eine Hand hin.
Sie zögerte. Der Gedanke, ihn zu berühren, war verlockend, aber sie war immer noch sauer auf ihn, auch wenn sie gerade nicht genau sagen konnte, warum.
»Ich beiße nicht.« Er lächelte wieder.
Es ist nur ein Traum, sagte sie zu sich und legte ihre Hand in seine, ohne auf den leisen Ärger zu achten, den sie verspürte. Seine Hand fühlte sich so warm, so gut an, dass ihr ganz schwindlig wurde.
»Ich hab dich vermisst«, sagte er.
Sie wollte nicht zugeben, dass sie ihn auch vermisst hatte. Obwohl es die Wahrheit war.
Also fragte sie: »Wohin gehen wir?«
Er blieb stehen. »Wohin würdest du denn gern gehen?«
Plötzlich fiel Kylie auf, dass sie sich in einem Waldstück befanden. Hohe Bäume mit duftenden Blüten wuchsen um sie herum.
»Nach Paris? Oder ins Shopping-Center?« Er schaute sich um, als bemerkte er gerade erst die Umgebung. »Oder würdest du gern wieder zu dem See gehen, wie im letzten Traum?« Seine Stimme war plötzlich rau. »Gehen wir etwa dorthin?«
Sie lief knallrot an. Woher wusste er von ihrem Traum? Dann fiel ihr wieder ein, dass sie das alles gerade auch nur träumte. Hier musste nichts einen Sinn ergeben. Oder? Doch dieser Traum kam ihr noch seltsamer vor. Anders.
Er spielte mit ihren Fingern. »Mir ist es egal, wo wir hingehen, solange ich bei dir bin.« Seine Augen schienen dunkler zu werden, seine Lider schwerer.
Sie erkannte das Gefühl. Begierde. Sehnsucht. Leidenschaft. Sie hatte es an dem Tag, als sie sich beim Fluss geküsst hatten, in seinen Augen gesehen. Aber das war nicht das erste Mal gewesen. Sie hatte den Ausdruck auch schon in ihrem Traum gesehen. Als sie davon geträumt hatte, dass sie schwimmen waren – dass er sie berührt hatte.
»Wir können alles machen … weil …« – er kam näher – »weil das nur ein Traum ist. Es ist nicht echt. Genau wie der letzte Traum. Aber es ist deine Wahl. Du kannst entscheiden.«
Er neigte sich zu ihr, und sie spürte seine Bartstoppeln, als er ihre Wange berührte. Dann suchten seine Lippen ihre, und sie ließ zu, dass er sie küsste. Zuerst reagierte sie nicht darauf. Bis zu dem Moment, als sie seine Zunge zwischen ihren Lippen spürte.
Sie konnte an nichts anderes mehr denken und erwiderte den Kuss. Es war heiß. Es war wunderbar. Es war nur ein Traum. Seine Hände streichelten über ihren Rücken und dann weiter nach vorne. Ihre Brüste fühlten sich geschwollen an, als er mit den Handflächen darüberfuhr.
Dann … dachte sie an Derek. Ihren zärtlichen, schönen Derek. Und dann schlich sich Fredericka in ihre Gedanken. Ja, das war der Grund, warum sie auf Lucas sauer war.
Sie riss sich los. Sie atmeten schwer.
Sie schwebte davon.
»Geh nicht weg, Kylie«, rief Lucas. »Komm zurück, bitte.«
Kylie war plötzlich hellwach. Sie richtete sich auf und setzte sich in den Schneidersitz. Ihr Herz raste, als wäre sie Marathon gelaufen. Ihre Handflächen waren verschwitzt. Ihr Körper kribbelte. Es kribbelte überall.
Socke, der immer noch ein Stinktier war, miaute vom Fußende her.
»Nur ein komischer Traum«, sagte sie laut, und es fühlte sich beruhigend an, ihre eigene Stimme zu hören. »Ein sehr komischer Traum.«
Dann fiel ihr Lucas’ Brief ein. Sein erster Brief.
Träum von mir , hatte er am Ende geschrieben.
War das ein Zufall?
Verrückte Gedanken formten sich in ihrem Kopf. Was, wenn …? Was, wenn Werwölfe die Macht hatten, in die Träume anderer zu gelangen? Was, wenn das nicht nur Träume waren, sondern mehr? Gab es eine solche Macht?
Je länger sie darüber nachdachte, und je mehr sie es glaubte, umso wütender wurde sie. Wie konnte er es wagen, sich in ihre Träume zu stehlen und sie … zu küssen. Sie zu berühren. War ihm Fredericka denn nicht genug? Wusste die Werwölfin davon, dass Lucas sie hinterging und Kylie in ihren Träumen besuchte?
So viele Fragen und keine Antworten. Sie wusste, wo sie Antworten finden könnte.
Sie knipste das Licht an und riss die Schublade auf. Sie holte den Briefumschlag heraus, den sie schon einmal geöffnet hatte. Sie zog den Brief aus dem Umschlag und blinzelte, um
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