Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
würde es dir wahrscheinlich nicht mehr gefallen«, meinte Holiday grinsend.
»Wenn ich nur das Rätsel von dem Geist lösen könnte! Haben die Geister eigentlich eine Ahnung, was sie da mit uns machen?«
»Ich denke nicht.« Holiday berührte wieder Kylies Arm. »Aber ich glaube, es wird schon alles gutge- hen.«
Die nächsten Minuten schwiegen beide. Kylie musterte Holiday, die sich zu ihr aufs Bett gelegt hatte. »Kann ich dich etwas fragen?«
Holiday zog eine Augenbraue hoch. »Wenn es nichts mit Burnett zu tun hat.«
»Nein, hat es nicht. Es geht aber um Jungs.«
»Okay, leg los.« Holiday setzte sich auf.
»Ist es … normal, wenn man einen Typ wirklich mag, trotzdem noch an einen anderen zu denken?«
»Die Sache mit Derek und Lucas, oder?«
»Ja.« Kylie runzelte die Stirn und setzte sich auf. »Aber ich fände es besser, wenn wir nicht ihre Namen nennen würden.«
»Okay, keine Namen. Zwei Typen.« Sie setzte sich neben Kylie. »Zunächst einmal können wir unsere Gefühle für andere nicht kontrollieren. Zum Beispiel meine Tante Stella. Sie ist seit fünfzig Jahren mit meinem Onkel verheiratet, aber die Frau ist verrückt nach Tom Selleck. Sie hat jeden Film und jede einzelne Fernsehserie, die er je gemacht hat, auf DVD. Jede Woche verbringt sie Stunden damit, sich ihn auf einem anderthalb Meter großen Flachbildschirm anzuschauen.« Holiday sah Kylie vorsichtig an, als würde sie merken, dass die Tom-Selleck-Geschichte nicht half. »Ich glaube, ich hab dir das schon mal gesagt. Du bist zu jung, um dir um solche Dinge Sorgen zu machen.«
»Das stimmt nicht«, erwiderte Kylie. »Warum soll ich mir keine Sorgen machen? Nur weil ich jung bin, heißt das nicht, dass es nicht wichtig ist, jemandem treu zu sein. Und es tut mir auch weh, wenn mir jemand nicht treu ist. Es hat auch Perry wehgetan, als Miranda einen anderen geküsst hat und die beiden waren nicht einmal ein Paar. Okay, ich gebe zu, in dem Alter hat es vielleicht noch nicht so schlimme Konsequenzen, wie bei … wie bei meinem Vater, als er meine Mutter betrogen hat, aber es ist trotzdem verletzend. Deshalb muss ich mir Sorgen machen. Weil ich niemanden verletzen will.«
»Wow.« Holiday sah sie ernst an und lehnte sich zurück. »Wenn du es so ausdrückst, hast du recht und ich unrecht. Es tut mir leid.«
Kylie starrte die Campleiterin für einen Moment an. »Ich weiß es zu schätzen, dass du mir sagst, wenn du unrecht hast«, sagte sie dann. Erwachsene tun das nicht oft.
»Kann ich versuchen, dir einen Rat zu geben?«, fragte Holiday.
Kylie nickte.
Holiday hielt kurz inne. »Ich würde mal darauf tippen, dass es dabei um den Traum von Lucas und dir geht?«
»Du kannst tippen«, sagte Kylie. »Aber ich werde es weder bestätigen noch leugnen.«
Holiday lächelte. »Kylie, du hast den Traum nicht absichtlich so gewählt. Du wusstest ja nicht einmal, dass du es kannst. Deshalb mach dir keine Vorwürfe. Und die Tatsache, dass du dich zu mehr als einem Typ hingezogen fühlst, ist völlig normal. Ich könnte dir gleich drei Männer nennen, bei denen ich sofort ein Ganzkörper-Kribbeln bekomme, wenn ich nur an sie denke.«
Kylie dachte über Holidays Worte nach. »Aber ging es dir auch so, als du ernsthafte Gefühle für einen Mann hattest?«
»Ja. Sogar als ich verlobt war, hab ich es genossen, einen gutaussehenden Typ anzusehen.« Sie machte eine Pause. »In einer Beziehung zu sein oder jemandem treu zu sein, bedeutet nicht, dass du dich nie zu einem anderen hingezogen fühlen wirst. Es bedeutet, dass du nicht auf die Anziehung eingehen wirst.« Sie grinste. »Meine Tante Stella sagte immer zu meinem Onkel, er sollte beten, dass Tom Selleck nicht eines Tages bei ihr vor der Tür stehen und sie bitten würde, mit ihr davonzulaufen. Aber in Wahrheit würde sie Tom eiskalt abblitzen lassen, das weiß ich. Sie liebt meinen Onkel Harry.«
Holiday verzog das Gesicht. »Frag mich bloß nicht, warum – er hat eine Glatze, einen dicken Bauch und er schnarcht.« Sie kicherte. »So betrachtet, hat die Frau garantiert heiße Phantasien mit Tom Selleck.«
Kylie lachte, und sie ließen sich beide zurück aufs Bett fallen. Das Bett war gerade groß genug, dass sie beide nebeneinander darauf liegen konnten, die Schultern gegeneinandergepresst. Sie schwiegen wieder für einen Moment. Kylie schaute an die Decke und stellte dann noch eine Frage. »Ist Burnett einer von den Männern, die dich kribbelig machen?«
»Keine Burnett-Fragen, weißt du
Weitere Kostenlose Bücher