Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
nichts heraus.
Also fuhr sie fort: »Weil deine Zunge in ihrem Hals war, während sie die Hand in deiner Hose hatte.« Kylie blinzelte und fühlte, wie ihr noch mehr Tränen über die Wangen liefen. »Allerliebst.« Sie kochte. »Das war ein schöner Anblick, zu sehen, wie mein Dad in aller Öffentlichkeit fast einen runtergeholt bekommt.«
In dem Moment fiel ihr auf, dass der ganze Raum verdächtig still geworden war. Fuck! Hatte sie das wirklich laut rausgebrüllt, vor allen anderen und deren Eltern?
Sie schaute sich um. Alle starrten sie und ihren Vater an. Und den Gesichtern nach hatten sie alles gehört.
Okay, jetzt wünschte sie sich doch, dass sie auf ihren Vater gehört und leiser gesprochen hätte. Sie drehte sich um, ohne ihren Vater anzuschauen, ohne irgendjemanden anzuschauen und lief aus dem Speisesaal. Sie hoffte, sie würde es nach draußen schaffen, bevor sie richtig anfing zu heulen.
Sie wollte am liebsten rennen, aber jetzt ihre neue Super-Schnelligkeit zu demonstrieren, hätte nur noch mehr für Aufsehen gesorgt.
Also ging sie möglichst langsam zum nächsten Ausgang und ignorierte die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen.
Sie ignorierte, dass ihr Herz wie wild schlug.
Sie ignorierte, dass etwa hundert Augenpaare ihr nachsahen.
Aber Ignorieren brachte sie nicht weiter.
Das … das alles war einfach zu real, und es tat zu weh.
21. Kapitel
Etwa drei Minuten nachdem sie sich in ihr Bett verkrochen hatte, klopfte es an ihrer Zimmertür. Sie hatte sich die Bettdecke über den Kopf gezogen und weinte jetzt ungehemmt. »Lasst mich in Ruhe«, rief Kylie.
Die Tür ging auf. Sie riss sich die Decke vom Gesicht, in Erwartung Holiday zu sehen. Aber nein, da stand Derek, und er sah sehr besorgt aus.
Bei seinem Anblick musste sie nur noch mehr weinen. Sie weinte wegen ihrem Vater und sie weinte, weil sie sich schlecht fühlte, von Lucas geträumt zu haben. Derek kam zu ihr und zog sie an sich. Falls er ihre Schuldgefühle bemerkt hatte, sagte er zumindest nichts davon. Er hielt sie nur im Arm. Und sie liebte ihn dafür.
Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter und schluchzte weiter. Es war ihr egal, dass sie Tränen und Rotz auf seinem Hemd verteilte. Seine Umarmung fühlte sich so gut an, und obwohl er es nicht aussprach, sagte doch die Art und Weise wie er sie festhielt, dass ihm sein Hemd auch egal war.
»Hey.« Sie hörte noch eine Stimme.
Kylie sah hoch. Della und Miranda standen in der offenen Tür.
»Ich könnte ihn in eine Kröte verwandeln, wenn du willst«, bot Miranda an und wedelte mit ihrem kleinen Finger. »Oder vielleicht in ein Stinktier. Da könnte ich noch ein bisschen Übung gebrauchen.«
Socke, der am Fußende geschlafen hatte, hob den Kopf und fauchte kurz. Dann verzog er sich schnell unters Bett.
Della knurrte. »Ich könnte ihn hochheben und mit ihm auf einen Baum klettern. Dann lass ich ihn so oft runterfallen, bis er wieder zu Sinnen kommt.«
Kylie weinte noch stärker, und dann fing sie an zu lachen. Sie wischte sich über die Augen und schaute die drei wunderbarsten Menschen auf der Welt an. »Hab ich das echt vor allen Eltern gesagt?«
»Ja, allerdings. Ich glaube, mein Dad hatte einen Herzinfarkt.« Della grinste bis über beide Ohren. »Es kam auch gerade im richtigen Moment. Er hat mich mal wieder über Drogen ausgequetscht.«
»Meine Mutter ist fast in Ohnmacht gefallen«, lachte Derek. Dann prusteten sie alle los.
Und da passierte es. In dem Moment öffnete sich für Kylie eine völlig neue Welt, so wie sie sie noch nie gesehen hatte.
Sie blinzelte. Zuerst dachte sie, es wäre etwas mit ihren Augen. Aber nein. Es gab keine Zweifel. Sie konnte in die Köpfe der anderen schauen. Sie konnte sie so sehen, wie sie Daniel in ihrem Traum gesehen hatte. Sie, Kylie Galen, konnte endlich übernatürliche Gehirnmuster erkennen.
»Ich kann es, Leute!« Sie hüpfte aufgeregt im Bett auf und ab. »Verdammte Scheiße, ich kann es wirklich.«
»Was kannst du?«, fragte eine vertraute Stimme von der Tür.
Er nannte sie diesmal nicht Herzchen, aber sie erkannte die Stimme ihres Vaters trotzdem. Er stand neben Holiday, die Kylie schuldbewusst anschaute. Offensichtlich hatte ihr Vater von Holiday verlangt, dass sie ihn herbrachte.
»Könnte ich mal mit meiner Tochter allein sprechen?« Er betrat das Schlafzimmer.
»Nur, wenn sie das auch will«, erwiderte Derek bestimmt.
Kylie drückte kurz Dereks Arm. »Das ist schon okay.«
Derek stand auf, aber er ließ Kylies
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