Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
sagte sie.
»Wohin denn?«, fragte Derek.
»Nicht du«, sagte Kylie hastig. Es war zu spät, nur noch ein blasser Umriss war von der Szene geblieben. Die Frau, die das kleine Mädchen an der Hand hielt, drehte sich um. Kylie konnte noch einen kurzen Blick auf ihr Gesicht werfen. Es kam ihr irgendwie bekannt vor.
Sie schüttelte den Kopf und ihr fiel ein, dass Derek immer noch am Telefon war. Sie wiederholte die Frage: »Ist alles okay?«
»Nein, es ist nicht okay«, erwiderte er.
»Was ist denn los?«
»Du bist nicht hier.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich dachte schon, es wäre etwas Ernstes.«
»Das ist es ja auch. Ich hab mich schon den ganzen Tag auf den Nachmittag gefreut, weil ich dachte, du wärst auch da.«
»Aber ich wollte …«
»Ach komm schon«, bettelte er. »Ich …« Er senkte die Stimme. »Ich hab dich doch noch nie im Bikini gesehen.«
»Und das wirst du auch nicht. Ich bin aus meinem Bikini-Oberteil rausgewachsen, wie du dir vorstellen kannst.«
»Sag doch so was nicht«, sagte er gespielt gequält.
»Du bist furchtbar«, tadelte sie ihn, aber sie konnte nicht ernst bleiben. Außerdem mochte sie es, dass er sie attraktiv fand.
»Zieh dir doch einfach eine kurze Hose und ein T-Shirt an, und komm her.«
Kylie biss sich auf die Lippe. Sie schaute auf die Liste mit Brightens in Dallas, die sie noch nicht angerufen hatte. Della und Miranda hatten ihr geholfen, aber bisher ohne Erfolg.
»Bitte«, flehte Derek.
Sein Betteln zeigte Wirkung, und sie spürte, wie sie langsam nachgab. Außer, dass sie gern Derek glücklich machen wollte, war ihr nämlich noch eingefallen, dass sie jetzt die Gehirnmuster der anderen lesen konnte. Das wäre bestimmt lustig. Sie könnte die Gehirnmuster miteinander vergleichen.
»Du hattest einen harten Tag. Du hast dir ein bisschen Entspannung in der Sonne verdient«, argumentierte Derek.
Ich hatte einen harten Monat. »Ich bin in ein paar Minuten da.«
»Echt jetzt?« Er klang fast geschockt, dass sie so schnell einwilligte. Als wüsste er nicht, wie viel er ihr bedeutete.
»Echt«, sagte sie lächelnd. Das Lächeln wärmte Kylie von innen. Sie dachte daran, wie er sich für sie eingesetzt hatte, sogar gegenüber ihrem Vater. Da wusste sie, dass sie das nächste Mal, wenn er sie fragen würde, ob sie mit ihm zusammen sein wollte, ja sagen würde.
Sie brauchte eine Viertelstunde, bis sie sich für eine kurze Hose und ein T-Shirt entschieden hatte. Sie wollte gut aussehen. Mehr als gut. Vielleicht konnten sie und Derek sich davonstehlen und … hoffentlich fragte er sie dann noch einmal, ob sie mit ihm zusammen sein wollte. Ach was, vielleicht würde sie ihn auch einfach selbst fragen.
Als ihr auffiel, wie spät es schon war, hastete sie zur Tür hinaus. Der kürzeste Weg zum See führte mitten durch den Wald. Da sie es eilig hatte, entschied sie sich dafür. Sie war selbst etwas geschockt über ihre Geschwindigkeit. Besonders faszinierte sie, dass sie es im schnellen Lauf noch schaffte, zu sehen wo sie hintrat.
Obwohl sie Schnelligkeit und Beweglichkeit noch nie für so wichtig gehalten hatte, war sie doch etwas stolz auf ihre neuen Fähigkeiten. Wenn sie nur wüsste, von welcher Art diese Fähigkeiten stammten.
Sie hatte etwa die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sie es spürte. Das Gefühl, verfolgt zu werden. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Und erst in dem Moment fiel ihr wieder Burnetts Warnung ein, dass sie auf den Pfaden bleiben und nicht allein in den Wald gehen sollten.
Sie lauschte und stellte erleichtert fest, dass außer dem Klang ihrer Schritte auch noch die normalen Waldgeräusche zu hören waren. Was auch immer sich in der Nähe befand, war nicht so bedrohlich, dass Vögel und Insekten verstummten.
Obwohl, wenn sie darüber nachdachte, würde sie ihr Leben nicht aufgrund der Weisheit von Vögeln und Insekten riskieren. Das Gefühl wurde stärker … jemand war hier. Was sollte sie nur tun?
Am besten war es wohl, einfach weiterzulaufen. Wenn sie jetzt umkehrte, würde sie sich nur weiter von den anderen entfernen, die ihr im schlimmsten Fall zu Hilfe kommen könnten. Sie dachte an die Mädchen, die in der Stadt ermordet worden waren, und sie beschleunigte ihren Lauf.
Schon nach kurzer Zeit öffnete sich vor ihr die Lichtung. Das helle Sonnenlicht blendete sie, und sie konnte die anderen lachen und im Wasser planschen hören. Niemand hatte sie angegriffen, keine böse Macht war erschienen, niemand im blutigen Hemd
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