Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
etwas Wichtiges auf jeden Fall erzählt.
Andererseits war Kylie auch nicht gerade die Mitteilsamste gewesen in letzter Zeit. Natürlich lag das auch daran, dass es ziemlich schwierig war, einer normalen Person zu erklären, dass man eine noch nicht identifizierte Übernatürliche war.
»War es für deine Mom denn okay, dass du die Pille nimmst?« Kylie wusste, dass Saras Mom ziemlich religiös war und immer davon geredet hatte, wie wenig sie von Sex vor der Ehe hielt.
»Machst du Witze? Sie würde auf der Stelle tot umfallen, wenn sie es wüsste. Ich bin in eine Klinik gegangen und habe ihre Unterschrift gefälscht.«
Kylie hatte schon von anderen Mädchen gehört, die dasselbe getan hatten, um das Gesetz in Texas zu umgehen, das eine Unterschrift der Eltern erforderte, um die Pille zu bekommen.
Es folgte wieder eine Pause.
»Also, wen datest du?«, fragte Kylie.
»So ein paar verschiedene Typen.« Sara klang ziemlich vage. Kylie fragte sich, ob Sara mit den verschiedenen Typen auch Sex hatte. Früher hätte sie wohl gefragt.
»Und du, kommst du immer noch in ein paar Wochen nach Hause? Ist das Höllen-Camp fast vorbei? Nie wieder ein Knochen, was?«
Kylie war auf einen Schlag genervt. Anscheinend hatte Trey Sara von der Sache mit den Knochen erzählt, denn sie selbst konnte sich nicht erinnern, es mal erwähnt zu haben.
»Also eigentlich komm ich nur für ein Wochenende nach Hause. Außerdem gefällt es mir hier sehr gut.« Kylie sagte noch nichts davon, dass sie vielleicht sogar aufs Internat gehen würde. Aber sie betete, dass ihre Mutter noch einwilligte. Der Gedanke daran, zu ihrer alten Schule zurückzugehen und Sara nicht an ihrer Seite zu wissen, war einfach zu viel.
»Echt, es gefällt dir? Du hast es doch am Anfang so gehasst. Hast du es nicht das Freak-Camp genannt oder so?« Sara klang schockiert.
Ja, aber dann habe ich festgestellt, dass ich selbst ein Freak bin , dachte Kylie. Also nicht richtig ein Freak, aber auch nicht ganz menschlich. »Manchmal ändern sich die Dinge.« Und Kylie meinte damit nicht nur ihre Meinung über das Camp, sondern auch ihre Freundschaft mit Sara.
»Ja, das stimmt wohl.« Wieder folgte Schweigen. »Okay, dann schreib mir, wenn du in der Stadt bist, und hoffentlich können wir uns dann mal wieder treffen.«
Sie bekam also nicht einmal ein konkretes »Ja, dann sehen wir uns« von Sara. Das tat weh. Sie verdrängte das Gefühl und antwortete: »Ja, das mach ich.« Aber sie war sich nicht sicher, ob sie es wirklich tun würde. Sara zu sehen, wäre vielleicht im Moment zu viel für sie.
»Okay, meine Mutter ruft mich gerade. Ich soll ihr beim Abwasch helfen«, sagte Sara.
Kylie konnte aber niemanden im Hintergrund rufen hören. Sie selbst war aber auch nicht so scharf darauf, noch weiter zu reden. Das war einfach zu schwer. Wirklich schwer.
»Okay, tschüs dann«, erwiderte Kylie. Ich wünsch dir ein schönes Leben. War nett, dich gekannt zu haben.
Als Kylie gerade aufgelegt hatte, klingelte das Handy wieder. Diesmal schaute Kylie vorher aufs Display.
Derek?
Er rief sie eigentlich nie an. »Was gibt’s?«, fragte sie etwas besorgt, nachdem sie abgenommen hatte.
Plötzlich war es geisterhaft kalt im Raum. Kylie wurde schwindelig, und sie musste sich am Schreibtisch festhalten. Sie hatte das schon oft genug erlebt, um zu wissen, dass sie gleich eine Vision haben würde.
Oder schon hatte, korrigierte sie, als sie den Sarg erblickte, der auf dem Küchenboden stand, wo eben noch der Esstisch gewesen war. Die Frau im offenen Sarg war der Geist. Ein paar Leute gingen um den Sarg herum. Sie hatten Tränen in den Augen.
»Kylie?«, hörte sie Dereks Stimme aus dem Telefon.
»Ja.« Sie starrte den Sarg und die Leute an und fragte sich, was sie mit der Vision anfangen sollte. Deshalb hatte sie doch Visionen, oder? Weil der Geist ihr etwas sagen wollte. Nur was?
»Ich hab Angst, Mama.« Kylie sah ein kleines Mädchen, das nach der Hand ihrer Mutter griff.
»Das ist doch nur Oma.« Die beiden traten an den Sarg heran.
»Kylie, kannst du mich hören?« Derek klang irgendwie aufgeregt.
Sie dachte wieder daran, wie ungewöhnlich es war, dass er sie anrief.
»Ja. Ich kann dich hören. Ist alles okay bei dir?« Kylie konzentrierte sich auf das Telefonat, und die Vision verblasste wie eine alte Fotografie. Sie verlor die Farbe und wurde schwarzweiß, so als wäre die Szene schon vor langer Zeit passiert. Dann wurde das Bild schwächer, fast durchsichtig. »Geh nicht«,
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