Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
fragte Burnett.
Lucas schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung. Aber …« Er holte tief Luft und sah Kylie vorsichtig an. »Weißt du denn, wie man so was benutzt?«
»Woher sollte ich das denn bitte wissen? Und das zeigt doch auch, dass das alles Blödsinn ist. Ich bin
kein
Krieger.«
»Ich hab dich aber schon kämpfen gesehen«, meinte Derek. »Du bist ziemlich gut.«
»Da hat er recht«, stimmte Lucas zu. »Du hast auch das Herz eines heiligen Kriegers.« Er wandte sich an Burnett. »Aber sie muss lernen, wie man mit dem Schwert umgeht.«
Und offenbar hatte sie da nichts mitzureden. Kylies Miene verfinsterte sich.
»Kannst du es ihr beibringen?«, fragte Burnett.
Lucas sah sie fragend an.
Nein
, dachte Kylie, und entzog ihr Handgelenk endlich seinem Griff. Das war keine gute Idee.
»Wenn sie mich lässt«, erwiderte Lucas.
»Kylie?«, fragte Burnett.
Hatte sie denn eine Wahl? Könnte sie ablehnen, und das Schwert würde einfach verschwinden?
Sie befürchtete nicht. Sie konnte nicht weglaufen.
Das wusste sie. Mit Sicherheit. Und wenn es nur deshalb war, weil sich das Schwert in ihrer Hand so vertraut anfühlte – so als gehörte es dorthin.
Sie nickte. Sie wusste, dass es das Richtige war, aber sie hasste es trotzdem.
»Gut«, sagte Burnett. »Zuerst will ich, dass du mir diese Bücher über die Legenden von deiner Großmutter besorgst. Danach ist es deine Aufgabe, Kylie beizubringen, wie sie mit diesem Schwert umgeht.«
Lucas warf Kylie einen Blick zu. »Mit Vergnügen.«
Gar nicht meinerseits,
dachte sie, sagte aber nichts.
Zehn Minuten später war Kylie in Begleitung von Derek auf dem Weg zu ihrer Hütte. Er hatte Schattendienst, bis Della von ihrem Vampirtreffen zurückkommen würde. Der Schwertunterricht mit Lucas sollte am nächsten Tag beginnen.
»Ich weiß, du bist nicht glücklich darüber«, meinte Derek unvermittelt.
»Du bist mein Schatten, das ist schon okay.«
»Das meine ich doch nicht. Ich meinte den Unterricht mit Lucas.«
Kylie seufzte. »Ich hab ja keine andere Wahl.«
»Du hättest darauf bestehen können, dass Burnett dir einen anderen Lehrer sucht.«
»Daran hab ich gar nicht gedacht.«
Wieso hab ich das nicht? Will ich Zeit mit ihm verbringen?
Derek musterte sie von der Seite. »Es ist wahrscheinlich am besten so.«
»Wie meinst du das?«
Er lächelte traurig. »Du liebst ihn. Das hab ich ganz stark gespürt eben. Und du bist wütend.«
»Ich hab das Recht, auf ihn wütend zu sein«, murmelte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht ihr Hauptproblem war.
»Klar, hast du das.« Derek blieb stehen und sah sie an. »Aber das, was du gefühlt hast, ist größer.«
Sie dachte, er meinte ihre Gewissheit, dass Lucas sie irgendwann für alles hassen würde. Doch sie lag falsch.
Er verzog das Gesicht. »Ich hab es gefühlt. Es war dieselbe Qual, die du empfunden hast, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Du warst verletzt von deinem Exfreund damals. Außerdem ist da noch der Schmerz, den du wegen deines Stiefvaters empfunden hast – du weißt schon, weil er deine Mutter betrogen hat. Und dann hab ich dich betrogen.«
Kylie hätte es gern geleugnet, konnte es aber nicht. »Also, das heißt dann wohl, alle Männer sind Schweine!« Sie schluckte schwer.
Er seufzte und berührte sie an der Schulter, offenbar um ihr Trost zu spenden. »Was Lucas getan hat, war falsch, Kylie. Ach Mann, das, was wir alle getan haben, war falsch. Und ich will ja nicht sagen, dass Lucas deine Wut nicht verdient hat, aber er hat es nicht verdient, für die Fehler der anderen zu bezahlen.«
Trotz ihrer Bemühungen schossen Kylie jetzt doch die Tränen in die Augen. Verdammter Derek! Wieso musste er recht haben? Ihre Wut auf alle, die sie je betrogen hatten, floss in ihre Wut auf Lucas mit ein.
Dereks warme Berührung beruhigte sie zwar, aber es änderte nichts. An all dem war nichts mehr zu ändern. »Auch wenn ich nicht mehr sauer auf ihn wäre, würde unsere Beziehung trotzdem nicht funktionieren.«
»Warum denn nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab’s dir doch erklärt. Er würde alles verlieren. Seine Familie. Sein Rudel. Und noch übler: seine Träume. Ich will auf keinen Fall der Grund dafür sein, dass er alles verliert.« Sie marschierte entschlossen weiter. Schnell. Sie wünschte, sie könnte wegrennen. Vor allem, was sie fühlte. Vor allem, was sie verloren hatte.
Derek holte sie nur mühsam ein. Kylie verlangsamte ihre Schritte, als sie um die letzte Kurve
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