Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
bogen. Die Sonne stand in einem anderen Winkel als noch vor ein paar Wochen. Der Herbst lag in der Luft – und er schien Veränderungen zu bringen.
Veränderungen waren immer hart.
Derek räusperte sich und brach das Schweigen. »Dann findet ihr eben einen Weg, das zu umgehen.«
Sie sah ihn ratlos an. »Was denn umgehen?«
»Dass er alles verliert.«
»Ich glaub nicht, dass das möglich ist«, erwiderte Kylie.
»Alles ist möglich. Du bist immerhin Kylie Galen.« Er lächelte zaghaft.
Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, ihr haltet alle viel mehr von mir, als ich es verdient habe.«
Er grinste. »Du siehst uns eben nicht so, wie wir dich sehen.«
Sie schnaubte verzweifelt, und ihr kam wieder die Sache mit dem Schwert in den Sinn. »Ich bin nicht zur Kriegerin gemacht, Derek.«
»Du wirst das schon alles hinbekommen«, ermutigte er sie. »Außerdem, denk dran, du hast mir am Anfang auch gesagt, ich soll meine Gaben akzeptieren.«
»Das war wahrscheinlich ein schlechter Rat.«
»Nein, war es nicht. Du hast mir gesagt, ich müsste mich auf meine Gaben einlassen. Du hattest recht damit. Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, meine Kräfte nicht einzusetzen. Sie sind ein Teil von mir. Und diese Sache mit dem Schwert und dass du eine Kriegerin bist, ist auch ein Teil von dir.«
Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich hab doch schon so viel, womit ich fertigwerden muss, ich kann echt nicht noch mehr gebrauchen.«
»Was hast du denn, womit du fertigwerden musst?«
»Mein Dauer-Geist. Ich muss die Frau endlich loswerden, ehe sie mich noch verrückt macht. Und meine Aufgabe«, erklärte Kylie.
»Aber meinst du nicht, das mit dem Schwert könnte Teil deiner Aufgabe sein? Ich könnte mir vorstellen, dass das mit dem Leuchten, sobald du es berührst, ein Zeichen ist, dass es zu dir gehört.«
»Na ja, es ist jedenfalls nicht der Teil meiner Aufgabe, an dem ich gerade gern arbeiten würde.«
Derek schwieg einen Moment. Dann fragte er: »Kann ich dir denn irgendwie helfen?«
Kylie dachte darüber nach. »Ich denke nicht.«
»Erzähl mir von deinem Geist«, schlug Derek vor.
Sie erzählte ihm alles. Auch von dem Kopf und dem Schwert.
»Scheiße, das ist ja echt abgedreht«, meinte Derek. »Da muss doch ein Zusammenhang bestehen. Sie hat ein Schwert, und dann taucht bei dir auch ein Schwert auf.« Er hielt inne. »Ich weiß, Lucas will die Bücher von seiner Großmutter holen, aber ich recherchiere lieber trotzdem noch im Internet. Vielleicht finde ich ja was heraus.«
»Danke.« Kylie schaute zu ihm hoch. »Für alles.«
»Alles?«
»Ich hab deine Freundschaft nicht verdient.«
»Klar, hast du das.« Die nächsten Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her. Der Klang ihrer Schritte auf dem steinigen Pfad verband sich mit den Geräuschen der Natur. Vögel zwitscherten, Insekten surrten durch die Luft.
»Soll ich dir mal was sagen?«, fragte er.
»Was denn?«, fragte sie zurück.
»Du hast das Richtige getan … mit uns. Ich musste das von dir hören. So verrückt sich das anhört, aber es geht mir jetzt tatsächlich besser.«
»Sagst du das nur, damit ich mich nicht schlecht fühle?«
»Nein, ich meine es ernst. Es ist richtig so.«
Kylie musterte ihn misstrauisch, kam aber zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagte.
»Und ich meine es auch ernst, wenn ich sage, dass ich dein Freund sein will«, fügte er hinzu.
»Das will ich auch.«
Sie schwiegen wieder.
»Was sind deine anderen Aufgaben?«, wollte Derek wissen.
Kylie hatte nicht so viel Lust, Derek das mit dem Outen zu erzählen, deshalb erklärte sie ihm einfach die andere Hälfte. »Ich will den anderen jungen Chamäleons helfen. Die Ältesten wollen, dass sie abgeschottet von der ganzen Welt aufwachsen. Aber ich finde, das ist nicht richtig.«
»So wie das Mädchen da … Jenny?«, fragte Derek. »Sie schien ziemlich normal zu sein.«
»Ja, so wie sie. Und sie ist auch normal, sie ist nur … so isoliert von allem.« Kylie berichtete, dass die Jugendlichen keine Handys haben durften und keine Freunde außerhalb der Siedlung.
»Das ist traurig. Jenny war … nett.«
»Ja, das ist sie.« Kylie musste daran denken, wie Jenny auf Dereks Rücken gehangen hatte, und er versucht hatte, sie mit allen Mitteln abzuschütteln. Sie unterdrückte ein Grinsen.
»Ich weiß, woran du denkst«, meinte Derek.
»Es war schon lustig.«
»War es nicht. Ich hätte ihr weh tun können.«
»Das hättest du nicht gemacht«, erwiderte
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