Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
spürte Nadelstiche auf der Haut.
Lucas hob ihre Hand und das Schwert. Sie hörte ihn atmen und meinte zu spüren, dass seine Konzentration nicht nur auf dem Schwert lag. Sie biss sich auf die Unterlippe und konnte gerade noch ein Seufzen unterdrücken.
»Und?«, fragte Burnett ungeduldig.
Lucas atmete ein. »Es stammt aus dem zwölften Jahrhundert.« Er drehte ihre Hand hin und her. »Sieht mir sehr nach einem Schwert aus den Kreuzzügen aus.«
»Das habe ich auch schon gedacht«, sagte Burnett. »Hast du irgendeine Erklärung dafür, wieso es leuchtet?«
Lucas sah ihr in die Augen. »Es muss an Kylie liegen.«
Sein Daumen strich sanft über ihr Handgelenk. Kylie war zum Heulen zumute. Sie schluckte mühsam und betete, dass sie nicht weinen musste. Aber verdammt! Sogar so wütend wie sie war und mit dem sicheren Gefühl, dass ihre Beziehung keine Zukunft hatte, liebte sie ihn. Das Bedürfnis, sich an seine Schulter sinken zu lassen, war unglaublich stark.
»Ja, das wissen wir auch«, sagte Burnett. »Aber warum?«
Lucas’ Blick ruhte weiter auf Kylie. »Das weiß ich auch nicht. Ich meine, ich könnte raten.«
»Dann rate!« Burnett war wie immer nicht sehr geduldig.
Lucas sah Burnett an. »Sie ist ein heiliger Krieger.«
»Nein, ich bin Protector.« Kylie versuchte sich trotz ihrer aufgewühlten Gefühle auf das Schwert zu konzentrieren. »Ich bin doch kein Krieger. Ich hasse Krieg.«
»Aber das Schwert sagt es auch«, erwiderte Burnett. »Heiliger Krieger.«
Lucas wandte sich wieder Kylie zu. »Wo?« Er musterte das Schwert.
Kylie drehte das Handgelenk, so dass er die Inschrift lesen konnte.
»Heilige Scheiße. Du bist wirklich ein heiliger Krieger.« Er sah verblüfft aus. Beeindruckt.
Noch vor kurzer Zeit hätte sie sich riesig über diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gefreut. Aber nicht jetzt. Und nein, sie war ganz und gar nicht beeindruckt. Sie sah sich selbst nicht als Jeanne d’Arc oder sonst einen Kämpfer. »Ihr solltet das nicht einfach so glauben«, meinte sie deshalb.
Lucas schien ihre Reaktion nicht nachvollziehen zu können. »Das ist fast so, wie ein Protector zu sein. Aber meiner Meinung nach ist es noch viel krasser. Es gibt Legenden darüber. Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern, aber meine Großmutter hat ein Buch darüber.«
»Aber du hast doch nie wirklich einen heiligen Krieger getroffen, oder?«, fragte Kylie.
»Doch, dich«, erwiderte er und klang irgendwie stolz.
»Davor, mein ich doch!«, fuhr sie ihn an.
»Nö«, gab Lucas zu.
Kylie wandte sich an die anderen. »Hat irgendeiner von euch schon mal einen heiligen Krieger gesehen?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Dann ist das doch ein Beweis«, beharrte Kylie. »Das sind nur Legenden. Die gibt es nicht wirklich.« Sie hatte wirklich keine Lust, jetzt auch noch ein Krieger zu sein. Die Protector-Sache war gerade genug.
Holiday legte Kylie eine Hand auf den Arm. »Bis vor kurzem wussten wir auch nicht, dass es Chamäleons gibt.«
»Das stimmt«, meinte Derek.
Na super, damit ist das Argument schon mal futsch,
dachte Kylie und versuchte, nicht in Panik zu verfallen.
Lucas, der immer noch ihr Handgelenk hielt, drückte es sanft. »Das ist nichts Schlimmes. Protector zu sein ist fast dasselbe. Du kämpfst, um jemanden zu beschützen.«
Sie starrte das glühende Schwert an und stellte fest, dass Lucas’ Berührung wärmer war als die Waffe.
»Okay, also gehen wir davon aus, dass sie ein heiliger Krieger ist. Aber was heißt das
jetzt genau?«, fragte Burnett. »Warum ist das Schwert gerade jetzt aufgetaucht? Hat es was mit
dem Erwachsenwerden zu tun? Nur Zufall? Oder … etwas anderes?« So wie er
etwas anderes
sagte, klang es nicht nach etwas Gutem.
Kylie konnte sich vorstellen, worauf er hinauswollte. Und es gefiel ihr gar nicht. Kein bisschen.
Lucas sah sie mitfühlend an. »Ich glaube, dass ihr das Schwert absichtlich geschickt wurde. Klar, es könnte sein, dass sie einfach jetzt soweit ist. Aber ich glaub, es ist eher …« Lucas warf Burnett einen vielsagenden Blick zu. Kylie wusste, dass sie alle dasselbe dachten.
»Eher was?«, fragten Burnett und Holiday dennoch.
»Es könnte sein, dass sie es brauchen wird. Das Schwert taucht dann auf, wenn es Zeit ist, sich auf den Kampf vorzubereiten.«
»Das haben die Ältesten auch gesagt«, meldete sich Hayden zu Wort. »Wenn sie ein Schwert erhält, dann weil sie es brauchen wird.«
»Wie können wir uns sicher sein, dass es so ist, wie wir denken?«,
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