Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Seine Stimme war tief und heiser an ihrem Ohr.
Ihr fiel jetzt erst auf, dass sie die Augen geschlossen hatte.
Schnell riss sie die Augen wieder auf und sah, dass er ihr das Schwert hinhielt. Kylie umfasste den Griff mit der rechten Hand.
»Jetzt dreh dein Handgelenk ein bisschen, so dass …« Er stutzte, als das Schwert anfing zu glühen.
Er sog beeindruckt die Luft ein. Kylie dagegen war viel zu sehr mit dem Gefühl seines Körpers an ihrem Rücken beschäftigt, als dass sie das Schwert interessiert hätte.
»Dreh es so«, wies er sie an, und sie bewegte ihr Handgelenk leicht nach rechts. Er neigte den Kopf, und sie spürte sein Gesicht an ihrem Hinterkopf.
Sie dachte, sie hörte, wie er tief einatmete, doch sie hätte es nicht schwören können.
»Spürst du, wie sich das Schwert in deiner Hand ausbalanciert?«
Sie nickte, weil sie ihrer Stimme nicht vertraute. Sein Geruch umfing sie. Das Gefühl war nicht mehr ganz so stark, doch immer noch vorhanden. Außerdem fühlte sich Lucas’ Berührung … wunderbar an.
»Das machst du gut so. Genau so musst du es halten.«
Ein paar lange Sekunden standen sie so da. Er hinter ihr, sein Körper an ihren gepresst, den Arm um sie gelegt.
Kylie dachte für einen Moment, sie hätte sein vertrautes Summen gehört, dieses hypnotisierende Geräusch, das Frauen schwach machen sollte. »Und jetzt?«, sagte Kylie schnell, ehe sie in Versuchung geraten konnte.
Er sog die Luft hörbar ein und trat zurück. »Jetzt nehme ich mein Schwert und zeig dir ein paar Bewegungen.« Seine Stimme klang tiefer als sonst.
Er bückte sich schnell nach seinem Schwert. Dann stellte er sich direkt neben sie. Kylie konnte in seinen dunkelblauen Augen Leidenschaft sehen. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass das passiert.«
Kylie blickte zu Boden. Auch wenn ein Teil von ihr ihm deshalb am liebsten die Meinung gegeigt hätte, stand sie einfach da und wartete darauf, dass er ihr die nächste Bewegung zeigte – und zwar im Schwertkampf und nicht im Verführen.
30 . Kapitel
Sie verbrachte die nächste halbe Stunde damit, seine Bewegungen mit dem Schwert nachzuahmen. Immer und immer wieder. Das Schwert nach da schwingen, dann nach da. Er rief ihr zu, was sie tun sollte – nicht wirklich unfreundlich, aber sehr bestimmt. Kylie stellte sich vor, wie der kleine Lucas sich wohl im Schwertkampf-Unterricht bei seinem Großvater angestellt hatte.
»Nicht so«, rief er. »Halt die Schwertspitze immer schön in die Richtung, in der dein Gegner sich befindet. Und nie nach unten sehen. Jetzt achte auf dein Körpergewicht – du musst es in deine Bewegung legen.«
Sie wiederholten die Bewegungen immer wieder.
Kylie fand es langsam ziemlich anstrengend. Die Sonne brannte auf ihrer Haut, die Luft war schwül. Ihre Beinmuskulatur war von den Ausfallschritten strapaziert. Aber sie jammerte nicht, kein einziges Mal.
»So ist’s gut«, lobte sie Lucas, der die Bewegungen parallel zu ihr ausführte.
»Sieh mal einer an. Du bist ein Naturtalent.«
Weil sie draußen waren, hörte sie die Stimme des Geistes, bevor sie die Kälte bemerkte. Die Frau stand links von Kylie und machte mit ihrem eigenen Schwert Lucas’ Bewegungen mit.
»Was tust du denn?«, herrschte sie Lucas an. »Du sollst dein Gewicht erst nach hinten und dann nach vorn verlagern.«
Kylie ignorierte seine Anweisungen. Gebannt starrte sie das Schwert der Geisterfrau an.
Sie verglich es mit ihrem Schwert und stellte fest, dass es ganz anders war als das glühende in ihrer Hand. Die Klinge des Geisterschwerts war schlanker und spitz zulaufend. Und das Heft, wie Lucas den Griff nannte, war länger.
»Was hast du denn für ein Schwert?«,
fragte Kylie den Geist in Gedanken. Sie hoffte, wenn sie die Frau zum Reden brachte, würde sie vielleicht etwas Neues erfahren und sie möglichst bald loswerden.
»Ein Bastard-Schwert. Ich hab es von einem Bastard gestohlen.«
Sie lachte, führte dabei aber weiter gewissenhaft die Bewegungen aus, die Lucas vormachte. Sie sah ziemlich geübt aus.
Wer auch immer sie war, ihre Fertigkeit im Schwertkampf kam an Lucas’ eindeutig heran, wenn sie seine nicht sogar übertraf.
»Ich meine es ernst.«
Kylie verpatzte einen Schritt.
»Alles klar?« Lucas musterte sie von der Seite.
»Ja, ja«, antwortete Kylie, konzentrierte sich aber weiter auf die Frau neben sich. Sie wollte das endlich rausfinden. Je schneller der Geist verschwand, desto eher konnte sie sich ihren anderen Aufgaben widmen.
»Wen
Weitere Kostenlose Bücher