Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
besprochen. Also, ich hab dir zumindest gesagt, dass ich es vorhabe. Wir haben vor ein paar Monaten schon darüber geredet, weißt du noch?«
»Du hättest das vorher mit mir besprechen sollen.«
Und du hättest es schon vor Jahren mit mir besprechen sollen.
Kylie fand ein wenig Trost in ihrer eigenen Wut. Doch sie war schlau genug, sie nicht direkt rauszulassen. Mit ihrer Mom konnte man schlecht diskutieren, wenn sie so aufgebracht war. Da sollte man sie nicht zusätzlich anheizen.
»Haben sie dich angerufen? Waren sie sauer?« Kylie hätte gedacht, die Brightens wollten noch etwas damit warten, bis sie ihre Mutter kennenlernten. Wieso hatten sie denn trotz ihrer Abmachung mit Kylie ihre Mom jetzt schon angerufen? Doch auch wenn sie sich ärgerte, dass sie ihre Mom einfach so kontaktiert hatten, konnte sie sich doch nicht vorstellen, dass die Brightens unhöflich gewesen waren.
»Ja, sie haben mich angerufen! Und hast du irgendeine Ahnung, wie unangenehm das Gespräch war?«
»Tut mir leid. Aber du warst in England«, versuchte es Kylie.
»Wie lange war das denn schon geplant?«
»Sie waren außer Landes, und ich glaube, dass sie meine Nachricht erst bekommen haben, als sie zurück waren. Dann haben sie mich angerufen und wollten gleich vorbeikommen.«
»Du hättest mich trotzdem erst fragen müssen, Miss Galen.«
Oh, oh, wenn ihre Mom sie Miss Galen nannte, wusste Kylie, dass es nicht gut für sie ausgehen würde. Und wie so oft in der Vergangenheit auch, hatte sie das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.
»Ich hätte mich darauf vorbereiten wollen, mit ihnen zu sprechen. Stattdessen bekomme ich aus heiterem Himmel diesen Anruf.«
»Es tut mir leid.«
»John war bei mir, als der Anruf kam. Hast du irgendeine Vorstellung, wie seltsam
das
war?«
Kylies Augen brannten und sie konnte ihren Ärger nicht mehr runterschlucken. »Deshalb bist du sauer auf mich, wegen John?«
»Ich hab ihm noch nicht erzählt, dass Tom nicht dein Vater ist. Die Situation war total peinlich.«
»Ich bin dir peinlich?« Kylie schüttelte den Kopf.
»Dreh das doch nicht um«, meinte ihre Mom.
»Ich dreh es um? Mom, es tut mir leid, aber du siehst das echt falsch.«
»Du bist mir nicht peinlich. Es ist nur … ich schäme mich, dass ich von jemandem schwanger geworden bin, den ich kaum kannte.«
Kylie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Du hast gesagt, dass du ihn geliebt hast.«
Ihre Mom schnappte nach Luft. »Natürlich hab ich das, aber …«
»Aber was? Du hast Angst, dass dein geliebter John es dir als Lüge auslegen könnte, dass du ihm etwas verschwiegen hast?«
»Kylie, sei doch nicht …«
»Und das wäre ja nicht gut, oder?«, fuhr Kylie unbeirrt fort. »Halt, du musst nicht antworten, denn ich weiß ja selbst am besten, wie sich das anfühlt. Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn jemand, dem man vertraut, etwas vor einem verheimlicht. Etwas, das wichtig gewesen wäre! Ich fass es nicht, dass du sauer auf mich bist, weil ich dir nicht von meinem Treffen mit den Brightens erzählt habe, wo du mir selbst die ganzen Jahre meinen Vater und meine Großeltern verschwiegen hast!«
Ihre Mom sog scharf die Luft ein. »Ich … ich dachte, ich hätte dir das erklärt?«
»Ja, du hast mir erklärt, dass du meinen Vater über alles geliebt hast, und jetzt willst du mir erzählen, dass du ihn kaum kanntest?«
»Ich … ich finde, wir sollten das nicht am Telefon besprechen.«
»Wirklich? Das ist doch genau der Grund, wieso ich dir das von den Brightens noch nicht erzählt hab.« Tränen der Wut kullerten ihr über die Wange.
Kylie legte auf. Sie war so wütend, dass sie das Handy am liebsten in die Büsche gepfeffert hätte. Sie verkniff es sich, schaltete es aber vorsichtshalber ab, für den Fall, dass ihre Mom noch mal anrufen würde.
»Tut mir leid«, murmelte Lucas hinter ihr.
Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und drehte sich dann um. Doch ihr war nicht bewusst gewesen, dass er so dicht bei ihr stand, und sie prallte mit ihm zusammen. Ihr Gesicht landete an seiner Brust. Seine Arme legten sich warm und zärtlich um sie und hielten sie zwei oder drei Sekunden, ehe sie sich losriss. Doch es war gerade lang genug, um wieder zu wissen, wie gut es sich anfühlte, sich bei ihm anzulehnen – und sich auf ihn verlassen zu können. Und lang genug, um zur Vernunft zu kommen und sich daran zu erinnern, dass sie sich nicht mehr bei ihm anlehnen und ihm schon gar nicht mehr vertrauen
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