Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
soll ich für dich töten?«,
fragte Kylie und bewegte sich weiter. Doch offenbar nicht gut genug, denn Lucas hatte aufgehört und starrte sie missbilligend an.
»Willst du lieber eine Pause machen?«, schlug er vor.
»Wer ist es?«
Kylie blieb ebenfalls stehen.
Die Geisterfrau hielt mitten in der Bewegung inne und sah Lucas an.
»Hör auf ihn, er ist ein guter Lehrer. Mit ein bisschen Übung bist du soweit. Du wirst meinen Feind töten, und dann lass ich dich in Ruhe und nehme meinen Platz in der Hölle ein.«
In der Hölle? Kylie stockte der Atem. Sie hatte es noch nie mit einem Geist zu tun gehabt, der für die Hölle bestimmt war. Sie konnte nur hoffen, dass der Geist falschlag. Doch nach dem, was die Frau ihr erzählt hatte, war sie wahrscheinlich wirklich für die Hölle bestimmt.
Der Geist verblasste langsam.
Kylie schnaubte enttäuscht und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Wieder beschlich sie die Ahnung, dass der Geist etwas mit dem magischen Schwert zu tun hatte. Doch was hatte das alles zu bedeuten? Sollte Kylie wirklich jemanden für die Frau umbringen?
Der Gedanke, jemandem das Leben zu nehmen, ließ Kylie erschaudern. Noch ein Grund mehr, wieso sie daran zweifelte, dass sie ein heiliger Krieger sein sollte.
»Hast du Durst?«, fragte Lucas.
Sie sah ihn an. Seine sonnengebräunte Haut glitzerte in der Sonne. Die Vorderseite seines T-Shirts klebte an seinem Oberkörper, so dass seine Brustmuskeln hervortraten. Schweiß hatte ihm schon immer gut gestanden.
Kylie schaute auf das Schwert. »Gibt es so etwas wie ein Bastard-Schwert?«, fragte sie Lucas. Sie versuchte krampfhaft an den Geist zu denken und nicht daran, wie heiß Lucas aussah.
»Ja, wieso?« Er ging zu seiner Tasche und zog zwei Flaschen Wasser heraus. Eine reichte er Kylie. Dabei berührten sich ganz kurz ihre Hände. Kylie zog ihre Hand mit der Flasche sofort weg. Ihm war ihre Reaktion offenbar nicht entgangen, denn er runzelte die Stirn.
»Ach, nur so«, wiegelte Kylie ab. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er von Geistergeschichten nichts hören wollte. Er mochte keine Geister.
Aber er ist auf den Friedhof gekommen, um mir zu helfen. Obwohl ich zu der Zeit ein Vampir war.
Sie legte das Schwert nieder und beobachtete, wie das Leuchten langsam verschwand.
»Das ist echt seltsam«, meinte Lucas.
»Ja.« Die Wasserflasche fühlte sich angenehm kühl an in ihrer Hand. Kylie schraubte den Deckel ab und nahm einen tiefen Schluck.
Sie tranken schweigend. Kylies Gedanken schweiften immer wieder von ihrem Geist zu Lucas und wie gut er aussah.
»Bist du bereit, zu kämpfen?«, fragte Lucas.
Sie schaute auf sein Schwert und dann zu ihrem, das sie auf dem Handtuch abgelegt hatte. Das waren echte Waffen, die tödlich sein konnten. Eine falsche Drehung des Handgelenks und jemand könnte ernsthaft verletzt werden. »Ich glaub eher nicht.«
»Doch nicht damit. Dafür bist du noch nicht bereit.« Lucas zeigte auf zwei Holzschwerter, die er ebenfalls aus dem Beutel gezogen hatte. »Mit denen.«
Kylie hatte eigentlich keine Lust, doch sie biss sich auf die Lippe. Je eher sie das hinbekam, desto schneller konnte sie diese Übungsstunden mit Lucas wieder einstellen – und würde nicht ständig daran erinnert werden, was sie verloren hatte. Sie schraubte die Wasserflasche wieder zu und legte sie neben dem Schwert ab. Dann nahm sie eine Holzwaffe und zeigte damit auf Lucas. »En garde!«
Zwanzig Minuten später war Kylie so weit, dass sie das Gefühl hatte, den Dreh rauszuhaben. Mit Hilfe der Bewegungen, die ihr Lucas vorher beigebracht hatte, war sie in der Lage, seine Angriffe abzuwehren. Allerdings nicht alle. Aber schon einige.
Drei Mal hatte sie nicht aufgepasst, und sein Holzschwert hatte auf ihre Brust gezeigt. »Zwei Punkte für den Lehrer«, sagte er jedes Mal. Dann schwangen sie weiter die Schwerter, wichen zurück, machten Ausfallschritte nach vorn und tänzelten im Kreis. Das Geräusch der aufeinanderschlagenden Holzklingen hallte durch den Wald. Schweiß rann ihr über die Stirn, doch Kylie achtete nicht darauf. Sie war wild entschlossen, auch ein paar Punkte zu machen.
Sie beobachtete jede seiner Bewegungen und meinte, ein Muster zu erkennen. Sie benutzte die Tricks, die sie bei ihm abgeschaut hatte, und schlug im richtigen Moment zu. Schon tippte die Spitze ihres Holzschwerts an seine Brust. Sie beugte sich schwer atmend nach vorn. Ihr lief der Schweiß den Rücken runter. »Zwei
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