Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
ihm leid.
»Aber ich brauche Kylies volle Konzentration, um ihr etwas beizubringen, und du würdest sie nur ablenken.«
»Schon klar«, entgegnete Della ironisch.
Lucas warf ihr einen bösen Blick zu.
»Okay«, lenkte Della ein, »dann hau ich eben ab.« Sie wandte sich an Kylie. »Ruf mich an, wenn du soweit bist und ich dich zurückbringen soll.«
»Ich bring sie nach Hause«, sagte Lucas bestimmt.
»Ich ruf dich an, wenn ich soweit bin«, erwiderte Kylie ebenso bestimmt.
Della trollte sich und ließ sie mit Lucas allein. Kylie schaute auf den Fluss und versuchte Kraft für die nächste Stunde zu tanken.
Ein paar Minuten lang sagte keiner von beiden ein Wort. Kylie starrte regungslos aufs Wasser und spürte Lucas’ Blick auf sich. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch regten sich wieder und schienen lebhafter denn je. Schließlich atmete Kylie tief durch und nahm all ihren Mut zusammen. »Wollen wir anfangen?«
»Ich hol nur schnell die Sachen.« Lucas ging zu dem Baum zurück, an dessen Stamm eine große Stofftasche lehnte. Er zog ein Handtuch aus der Tasche und breitete es auf dem Boden aus. Als Nächstes holte er ein Schwert heraus. Kylie erkannte es sofort als das Schwert, dass sie verfolgt hatte. Ein leichtes Schaudern lief ihr über den Rücken. Doch es war nicht aus Angst, sondern schon fast ehrfürchtig.
Lucas legte es auf dem Handtuch ab. Er hielt das Schwert irgendwie respektvoll. Kylie hatte nichts davon geahnt, dass er wusste, wie man mit einem Schwert umging.
Kylie ging zu ihm. Er zog derweil ein zweites Schwert aus der Tasche. Es war ein bisschen anders und dennoch ähnlich. Die Größe und die Form schienen fast gleich zu sein, und es sah ebenfalls antik aus.
War etwa ein zweites magisches Schwert aufgetaucht? »Wo kommt das denn her?«, fragte Kylie.
Lucas schaute auf. »Das gehört mir. Als ich die Bücher für Burnett geholt hab, hab ich es mitgenommen.«
»Wo hast du das Schwert denn her?«
»Das ist ein Familienerbstück. Es ist schon ewig im Besitz meiner Familie. Mein Großvater hat es mir gegeben, bevor er gestorben ist.«
Kylie fiel wieder die Ähnlichkeit zu dem anderen Schwert auf. »Waren deine Vorfahren Kreuzritter oder heilige Krieger?«
Er grinste sie an – mit seinem sexy Bad-Boy-Lächeln. Und gegen ihren Willen musste sie daran denken, wie sich seine Lippen auf ihren angefühlt hatten. Wie sie geschmeckt hatten.
»Eigentlich waren sie Wikinger. Man hat mir erzählt, dass sie wie Robin Hood waren und keine mordenden Piraten. Aber ich würde da nicht drauf wetten.«
Kylie wischte sich die schwitzigen Handflächen an der Jeans ab. »Hat sich Burnett die Bücher schon angeschaut? Hat er schon was rausgefunden?«
Lucas griff wieder in die Tasche und zog diesmal zwei Holzschwerter hervor. »Ich hab ihn nach dem Mittagessen kurz gesehen, und da meinte er, dass er noch dabei ist.«
»Hast du die Bücher denn gelesen?«
»Ja. Als mein Großvater mich damals unterrichtet hat, hab ich die Bücher verschlungen. Ich hab immer so getan, als wäre ich ein heiliger Krieger.« Er grinste. »Der die Burgfräulein aus der Gefahr rettet.«
Sie konnte sich ihn sehr gut in der Rolle vorstellen. Sie musste daran denken, wie er sie als Kind vor den größeren Jungs beschützte, die sie geärgert hatten. Damals war er auf jeden Fall ihr Held gewesen.
Heute war das anders. Da war er ihr Herzensbrecher.
»Okay«, sagte Lucas und stand auf. »Mein Plan ist folgender. Ich bring dir zuerst bei, wie man ein Schwert hält, dann zeig ich dir ein paar einfache Abwehrschläge. Und wenn das klappt, machen wir ein bisschen Kampftraining.«
Er hob ihr Schwert auf und stellte sich hinter sie. Kylie fuhr herum.
»Dreh dich wieder um, ich will dir doch nur zeigen, wie du es halten musst.«
»Warum kannst du mir das nicht einfach so zeigen?«
Lucas runzelte die Stirn. »So hat es mir mein Großvater beigebracht. Bitte, dreh dich wieder um.«
Kylie tat widerwillig, was er sagte. Dann hielt sie den Atem an und wartete auf seine Berührung. Darauf, dass sie seinen Körper an ihrem spürte.
Sie wartete auf das Gefühl, das seine Berührung mit sich bringen würde – süß und bitter zugleich.
Dann spürte sie seinen warmen Körper an ihren Schulterblättern. Seine rechte Hand legte sich an ihren Ellbogen und fuhr dann hinab zu ihrem Handgelenk. Die Berührung war erwünscht und unerwünscht zugleich. Kylie schluckte, und sie hatte das Gefühl, es klang viel zu laut.
»Nimm das Schwert.«
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