Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
nicht ganz so betrogen gefühlt. Vielleicht hätte sie Lucas nicht in dieselbe Kategorie Betrüger gesteckt wie die anderen.
»Du hättest das nie akzeptiert«, sprach er ihre Gedanken aus. Es war die Wahrheit. Er trippelte um sie herum. »Und du hättest damit recht gehabt. Ich hab eine falsche Entscheidung getroffen.«
»Was uns angeht, ja. Aber vielleicht war es für dich die richtige Entscheidung. Du hast zu viel zu verlieren, Lucas.«
»Ich hab dich zu verlieren!« Ihre Schwerter krachten aufeinander.
Sie wichen beide zurück. »Ich hab dir doch gesagt, dass es vorbei ist. Geh zu Monique und sag ihr, dass du sie heiratest.«
»Ich werde sie nicht heiraten. Das hatte ich nie vor.«
»Dann kehr zu deinem ursprünglichen Plan zurück und sag, dass du sie heiraten willst, werde Ratsmitglied und mach dann einen Rückzieher.«
»Nein. Es war von Anfang an ein blöder Plan, und er ist es immer noch.«
Sie atmete tief ein und hielt kurz die Luft an. »Alle machen mich dafür verantwortlich, dass ich deine Träume zerstört habe«, meinte Kylie.
Und eines Tages wirst du das auch tun.
Schon komisch, dass es ihr einfacher erschien, ihm zu verzeihen, als damit zu leben, dass er sie irgendwann hassen könnte – und sich selbst dafür, dass er diese Entscheidung getroffen hatte.
Lucas hob sein Schwert, um das Training fortzusetzen. Sie machte mit, nur weil es zu schwer war, ihn anzusehen.
Er sprach beim Kämpfen weiter: »Wer dich verantwortlich macht, ist ein Idiot. Ich war doch derjenige, der die Verlobung gelöst hat, nicht du.« Ihre Schwerter kreuzten sich.
»Deine Schwester glaubt es. Und deine Großmutter auch. Ich hab es ihr heute angesehen, als sie im Speisesaal auf mich zukommen wollte.«
»Meine Schwester ist dumm, und ich liebe meine Großmutter«, sagte Lucas und schwang sein Schwert durch die Luft. »Aber sie hat auch nicht immer recht. Sie folgt den Vorgaben der Ältesten.«
»Dein Rudel wendet sich von dir ab. Ich hab es heute gesehen.« Kylie musste schlucken. »Du kannst sie doch nicht alle verlieren, Lucas. Du hast mir schon so oft gesagt, wie wichtig sie dir sind.«
»Aber du bist mir wichtiger. Ich kann dich nicht verlieren.«
»Du hast mich aber schon verloren!« Kylie blockte einen Schlag von ihm ab. Sie konnte das einfach nicht zulassen. Er konnte nicht alles für sie opfern. Sie konnte nicht mitansehen, wie er sie nach und nach hassen würde.
Lucas wich zurück. Kylie rechnete mit einem Schlag über links, aber er kam über rechts, und ihre Abwehr kam zu spät. Er tippte sein Schwert genau oberhalb des Herzens an ihre Brust.
Dieses Mal war es ein tödlicher Treffer.
»Nein. Dein Herz gehört mir. Vergiss das nicht.«
Sie taumelte zurück. Wut pulsierte durch ihren Körper. Nicht so sehr Wut auf ihn, sondern darauf, dass er so viel verlieren könnte. Sie schmiss ihr Schwert auf den Boden und drehte sich dann zum Wasser. Sie konnte nicht mehr sprechen, und ihr Blick fing an, sich zu verschleiern.
Er trat hinter sie – ohne sie zu berühren, als wüsste er, dass sie das nicht erlauben würde.
Stattdessen stellte er sich so dicht hinter sie, dass seine Worte ihre Wange streichelten und sie von einem Gefühl der Reue ergriffen wurde. »Ich hab mich blenden lassen, ich dachte, ich müsste das tun. Ich hab mich geirrt. Das war dumm von mir. Aber ich hab keine einzige Minute lang aufgehört, dich zu lieben. Und deshalb hab ich verdient, dass du mir verzeihst.«
Einfach so löste sich das Gefühl der Enge in ihrer Brust – wie ein Knoten. Sie verzieh ihm. Aber wie sie schon seit einer Weile vermutet hatte, war ihm zu verzeihen nicht der schwerste Teil. Eine Träne kullerte aus ihrem Augenwinkel. Sie wich einen Schritt vor ihm zurück.
»Ich bin fertig«, murmelte sie. »Ich will zurück nach Hause.«
»Okay.« Lucas klang enttäuscht.
Sie beobachtete ihn, wie er die Schwerter aufsammelte. Lucas hob den Kopf. Sie spürte, dass er sich wünschte, sie würde ihm verzeihen – und dass sie ihm das auch sagen würde.
Aber wenn sie ihm das gab, würde er nur noch mehr versuchen, sie zurückzugewinnen.
Nach ein paar Sekunden, sagte er: »Ich glaube, du bist so weit, mit dem richtigen Schwert zu trainieren.«
Sie überlegte, wie oft ihr Schwert seinen Körper getroffen hatte, doch dann dachte sie an die Worte des Geistes. Sie hatte es in der Hand. Und sie wollte leben.
Sie musste bereit sein – bereit, um ihr Leben zu kämpfen.
»Okay«, erwiderte Kylie und versuchte, sich ihre
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