Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Angst nicht anmerken zu lassen.
»Bist du bereit?«
Kylie war gerade erst eingeschlafen, nachdem sie sich eine Stunde ruhelos hin- und hergewälzt hatte, als sie die Stimme weckte. In ihrem Zimmer war es frostig kalt.
»Bereit wofür?«, fragte sie, ohne die Augen zu öffnen.
»Für dein Training. Ich hab dir doch gesagt, du brauchst einen besseren Lehrer.«
»Er ist aber ein guter Lehrer«, verteidigte Kylie Lucas unwillkürlich.
»Er sieht vielleicht gut aus. Und ich muss zugeben, dass er schon ein bisschen was draufhat, aber du brauchst mehr. Also los, aufgewacht!«
Kylie öffnete verschlafen die Augen und entdeckte den Geist, der direkt vor ihrem Bett am Fußende stand. »Dir ist schon klar, dass wir Lebenden acht Stunden Schlaf haben sollten?«
»Das ist die Regel für Menschen. Übernatürliche kommen mit wesentlich weniger aus. Also steh auf und lass uns anfangen.«
»Ich hab mein Schwert aber nicht.«
»Wenn du aufstehst, wirst du sehen, dass es bereits auf dich wartet.«
Kylie erinnerte sich daran, was Holiday über Geister und das Transportieren von Gegenständen gesagt hatte. »Ein Geist kann aber gar keine Gegenstände bewegen.«
»Ich hab ja nicht gesagt, dass ich es bewegt hab. Ich hab gesagt, es wartet auf dich.«
»Aber wer hat es hierhergebracht?«
»Tu doch nicht so, als wüsstest du das nicht. Dieselben, die es dir am Anfang geschickt haben. Die Todesengel.«
Kylie stockte der Atem. »Also wollen sie, dass ich Mario töte?«
»Nun ja, ich habe nicht persönlich mit ihnen gesprochen.«
Die Geisterfrau beugte sich zu ihr. »
Ehrlich gesagt, machen die mich ein bisschen nervös. Aber was Mario angeht, scheint es doch ziemlich deutlich zu sein, oder?«
»Und du? Was willst du? Dasselbe?«
»Weißt du, ich versuch die ganze Zeit, das herauszufinden. Aber jedes Mal, wenn ich der Antwort näherkomme, scheint sie weiter weg zu rücken. Wieso ist das nur so?«
Sie schien ernsthaft verwirrt und betrübt zu sein.
Kylie musste daran denken, wie die Geisterfrau um ihren Sohn getrauert hatte. Vielleicht war sie doch nicht ganz böse.
Kylie setzte sich auf und warf einen Blick auf den Wecker. »Es ist zwei Uhr morgens. Willst du echt, dass ich jetzt aufstehe?«
»Ich glaub, vom Bett aus wird es schwierig mit dem Kämpfen. Da hab ich dich zerstückelt, ehe du auch nur dein Schwert heben kannst.«
Okay, sie war doch böse. Ihre Worte verfehlten jedenfalls nicht ihre Wirkung. Kylie krabbelte gehorsam aus dem Bett. Am Fußende erblickte sie das Schwert auf der Bettdecke. Und sie entdeckte auch Socke, der seinen kleinen Kopf unter dem Bett hervorstreckte.
»Okay … wo fangen wir an?« Kylie nahm das Schwert in die Hand.
»Zieh dir ein weißes Kleid an. Oder irgendwas anderes Weißes«,
befahl der Geist.
Kylie schaute auf ihr schwarzes Schlafshirt. »Wieso denn?«
»Willst du nicht lieber in Weiß sterben?«
Kylie blieb das Herz stehen.
Die Frau lachte. »
Es ist echt leicht, dich zu verarschen. Zieh dir was Weißes an, damit du siehst, wenn du getroffen bist und blutest.«
Kylie senkte das Schwert. »Ich glaub, ich will nicht trainieren.«
Der Geist lachte wieder.
»Reg dich nicht auf. Ich werde nur deine Kleidung markieren. Ich kann dich gar nicht richtig schneiden. Obwohl du anders bestimmt schneller lernen würdest.«
Kylie seufzte und schnappte sich ein weißes Shirt und ein paar weiße Shorts. Sie gingen ins Wohnzimmer. Kylies Schwert leuchtete in einem hellen Gelb.
Sie hatten gerade angefangen, als Della aus ihrem Schlafzimmer geschossen kam. Ihre Augen glühten, als sie Kylie mit erhobenem Schwert in der Mitte des Zimmers stehen sah.
»Ich will nur ein bisschen üben«, erklärte Kylie.
»Mitten in der verdammten Nacht? Mit einem verdammten Leuchtschwert?«
Kylie nickte. »Du trinkst Blut, ich spiele mit Leuchtschwertern.«
Della schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper. »Du hast Besuch, oder?«
Kylie nickte, da sie Della ohnehin nicht anlügen konnte.
»O Mann!« Ihre Freundin stapfte wieder in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
»Das Mädchen hat ja echt Probleme.«
Kylie runzelte die Stirn. »Nicht so viele wie manch andere«, meinte Kylie. »Jetzt lass uns anfangen, damit wir bald fertig sind.«
Die nächste Viertelstunde erlebte Kylie das härteste Training ihres Lebens. Sie setzte jede Technik ein, die ihr Lucas beigebracht hatte, aber die Geisterfrau kämpfte nicht nach den normalen Regeln. Sie kämpfte unfair. Und war auch noch stolz
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