Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
nicht.«
Plötzlich fiel Kylie etwas ein. »Hey, du wolltest doch heute Nachmittag deine Großmutter treffen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist wichtiger.«
»Nein, ist es nicht, Lucas. Du musst es in den Rat schaffen.«
Er runzelte die Stirn. »Ich hab es ja nicht aufgegeben. Ich hab das Gespräch mit meiner Großmutter nur auf später verschoben.« Er atmete hörbar aus. »Aber es ist mir egal, was du sagst. Ob ich es nun in den Rat schaffe oder nicht – ich werde dich nicht aufgaben.«
Eine Schwester kam durch die Tür. »Okay, wir nehmen sie jetzt mit.«
Lucas ließ widerwillig ihre Hand los.
Kylie wollte nicht mit dem Rollstuhl ins Labor gefahren werden. Sie war doch nicht krank. Aber sie schaute erst nach, ob das Nachthemd hinten auch geschlossen war. Sie hatte keine Lust, allen ihre pinke Unterwäsche zu präsentieren.
Holiday drückte noch kurz ihre Hand, bevor sie ins Labor ging. Burnett fasste sie an der Schulter. Lucas, der genervt und besorgt zugleich wirkte, blieb zurück. Die Krankenschwester ging vor ihr her in den Raum. Kylie wollte ihr gerade folgen, da wurde sie am Arm zurückgehalten.
Lucas drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. Die Worte »Ich liebe dich« lagen ihr auf der Zunge, aber sie sprach sie nicht aus. Sie wollte nicht, dass er dachte, dass sie es nur sagte, weil sie Angst hatte, dass etwas passieren konnte. Und dann war da noch ihre Sorge, dass er sich nicht mehr so sehr um den Platz im Rat bemühen würde, wenn er sich ihrer zu sicher war.
Die Tür schwang hinter ihr zu. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Doch die Kälte stammte ausnahmsweise nicht von einem Geist; der Raum war einfach sehr kalt. Kylie schaute sich um. Es gab keinen einzigen Farbklecks – einfach alles in dem Raum war weiß.
»Okay«, sagte die Schwester. »Hat man bei dir schon mal ein MRT gemacht?«
Kylie nickte. »Als ich mal so komische Albträume hatte.«
»Also, das ist so ähnlich. Die Maschine ist ziemlich laut, und es kann sein, dass du dich eingeengt fühlst, aber du musst unbedingt stillhalten. Es wird etwa zehn Minuten dauern, die Aufnahmen zu machen. Du bist doch nicht klaustrophobisch, oder?«
»Nö, eigentlich nicht.« Doch da fiel Kylie wieder ein, wie sie in der Vision mit den drei toten Mädchen im engen Grab gelegen hatte. Andererseits war da die Frage, ob die toten Mädchen nicht das Schlimmste an der Situation gewesen waren.
»Gut. Hier sind ein paar Ohrstöpsel. Jetzt musst du nur noch hier raufklettern, und dann wir können anfangen.«
Kylie steckte sich die Ohrstöpsel in die Ohren und ignorierte die sich anbahnende Panikattacke.
Ihr Herz raste, aber sie kletterte tapfer auf den Behandlungstisch und legte sich hin. Sie fröstelte und wünschte sich eine andere Kälte herbei – sie wünschte, ihr Vater könnte hier sein. Nur ein kurzes Wort von ihm, dass sie nicht jetzt sterben würde, wäre schon hilfreich.
Die Maschine fuhr sie in die Röhre. Ihre Nase war weniger als drei Zentimeter von der Decke entfernt und ihre Arme berührten die Wand.
Eine Maschine, kein Sarg,
sagte sie sich selbst. Aber daran musste sie nun mal denken.
Dann kam der Lärm dazu. Trotz der Ohrstöpsel war es so laut, dass sie das Gefühl hatte, die eigenen Gedanken nicht hören zu können. Sie schloss die Augen. Versuchte, nicht hinzuhören. Versuchte, nicht zu denken. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie schon in der Röhre gelegen hatte, als sie ein leichtes Kribbeln im Kopf verspürte. Das Kribbeln wurde immer stärker, bis es ein Schmerz war. Ein stechender Schmerz.
Kylie öffnete den Mund, um zu schreien, versuchte sich zu bewegen, konnte es aber nicht. Plötzlich explodierte ein Licht in ihrem Kopf, darauf folgte völlige Dunkelheit.
Bald werden wir zusammen sein
.
38 . Kapitel
Jemand hielt ihre Hand. In der Ferne hörte sie wütende Stimmen. Eine erkannte sie sofort. Burnett. Kylie öffnete mühsam die Augen und wusste zuerst nicht, wo sie war. Doch als sie die weiße Decke erblickte, fiel ihr wieder das weiße Zimmer ein. Und die große weiße Maschine.
Der Schmerz.
Aber es war vorbei. Nichts tat mehr weh.
»Gott sei Dank.« Kylie drehte den Kopf in die Richtung, aus der sie Holidays Stimme hörte. Aha, Holiday war es, die ihre Hand hielt. Die Campleiterin hatte die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt und drückte jetzt mehrmals auf einen Knopf an einer Fernbedienung am Bett. »Schwester, sie ist wach.«
»Was ist passiert?«, murmelte Kylie.
»Du bist
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