Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
verschwinden.« Er nahm den Koffer, und sie rannten los.
»Nein! Da entlang.«
Der Geist zeigte in die andere Richtung.
Kylie blieb stehen und packte Derek am Arm, so dass er etwas unsanft zum Stehen kam.
Der Geist sah Kylie erwartungsvoll an.
»Da lang. Lauft zum Friedhof. Dort wird man euch helfen. Aus irgendeinem seltsamen Grund mögen dich die ganzen Toten dort.«
»Warum sollte ich dir vertrauen?«, fragte Kylie. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Derek die Augenbrauen hochzog. Zweifellos war es für ihn beunruhigend, ihr bei einem Gespräch mit einem Geist zuzusehen. Er sollte mal versuchen, selbst so ein Gespräch zu führen, dann wüsste er, wie beunruhigend es wirklich war.
»Weil du am Leben bleiben möchtest.«
Kylie stockte der Atem, und sie sah Derek an. »Lass uns da lang gehen«, sagte sie zu ihm und hoffte, dass sie dem Geist vertrauen konnte. Hoffte, dass es kein Trick war, sie zum Friedhof zu locken, um sie dann in die Hölle zu verschleppen.
Sie rannten. So schnell sie konnten. Doch Kylie hatte das Gefühl, dass jemand ihre Verfolgung aufgenommen hatte. Sie spürte es durch und durch. Und dass dieser Jemand bereit war, anzugreifen.
Sie sah das eiserne Tor zum Friedhof. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, sie kam langsam an ihre Grenzen. Derek konnte sicher nicht mehr lange so laufen.
»Halt mal!« Derek blieb stehen und packte sie am T-Shirt.
»Warum … gehen wir … zum Friedhof?« Sein Atem kam stoßweise.
»Ich hab Freunde dort«, erwiderte Kylie.
»Tote Freunde«, stellte er fest und sah dabei alles andere als begeistert aus.
»Heute Nacht sollten wir da nicht wählerisch sein.«
Er warf einen kurzen Blick auf das rostige Tor. »Wir sollten lieber ins Camp zurücklaufen. Es ist doch nicht mehr weit.«
»Das werden wir nicht schaffen«, entgegnete Kylie. Eine innere Stimme sagte ihr, dass derjenige, der sie da verfolgte, keine Spielchen spielte. Die innere Stimme sagte ihr auch, dass es Mario war. Verdammt, sie hoffte, die Stimme lag falsch.
Kylie packte Derek am Ellenbogen und zerrte ihn vorwärts. Doch zu spät. Bevor sie das Tor erreichen konnten, tauchte jemand wie aus dem Nichts davor auf. Mario – der supermächtige Abtrünnige, der Kylie tot sehen wollte – stand nur zwei Meter von ihnen entfernt. Er war derjenige, der Helen verletzt, Ellie getötet und seinen eigenen Enkelsohn ermordet hatte. Ganz offensichtlich war es ihm egal, wie viele unschuldige Leben er auf dem Gewissen hatte.
Die dunklen Augen des alten Mannes glühten böse. Seine Haut war ledrig, und er trug ein dunkles Gewand.
Die Erinnerungen daran, wie dieser Mann Blitze durch den Körper seines Enkels gejagt hatte, ließen in Kylie eine unglaubliche Wut aufsteigen. Sie packte Derek am Arm und schob ihn hinter sich.
7 . Kapitel
»So treffen wir uns also wieder«, sagte Mario mit unheilvoller Stimme. Der Himmel schien sich zu verdunkeln, so als ob der Mond und die Sterne sich aus Angst vor ihm zurückziehen würden.
»Bedauerlicherweise«, meinte Kylie und atmete tief ein. Die Nachtluft schien erfüllt von seiner Boshaftigkeit. Kylie spürte, wie ihr das Blut in den Adern rauschte.
Derek bewegte sich hinter ihrem Rücken. Kylie fasste nach hinten, um ihn dort festzuhalten.
Du musst ihn beschützen. Du musst ihn beschützen.
Die Worte wiederholten sich in ihrem Kopf wie eine gesprungene Schallplatte.
Mario grinste hässlich, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Mach dir keine Sorgen, mein Kind. Ich will nichts von deinem Jungchen. Er ist keine Gefahr für mich.«
Der alte Mann lächelte selbstgefällig. Seine Zähne waren klein und leicht gelblich. Der Moment war so gruselig, dass es Kylie kalt den Rücken runterlief.
»Du kannst dein Protector-Gen beruhigen«, fuhr Mario fort. »Es wird dir nicht helfen. Denn weißt du, es gibt nur einen Grund, wieso ich hier bin, und der bist du. Ich werde dem Schwächling kein Haar krümmen.«
Derek riss sich los und stürzte sich auf den alten Mann. Kylie machte einen Schritt nach vorn, bereit einzugreifen, doch in dem Moment löste sich Mario schon in Luft auf. Derek fiel mit einem Krachen zu Boden.
Mario wurde ein paar Meter weiter links wieder sichtbar. »Wie süß«, neckte er. »Der kleine Mann will dich beschützen.«
Derek zögerte keinen Moment und ging sofort wieder auf ihn los. Doch genau wie zuvor verschwand Mario, nur um ein Stück weiter rechts von Derek wieder aufzutauchen.
»Hör auf damit!«, rief Kylie Derek zu.
Er ignorierte Kylie
Weitere Kostenlose Bücher