Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
heißen Kuss geendet. Kylie wich hastig zurück. »Wir müssen los.«
Enttäuschung blitzte in Dereks Augen auf. Sie wusste, dass er ihre Emotionen gelesen hatte. Wahrscheinlich hatte er ihre Verwirrung bemerkt. Und Derek war eben niemand, der sie drängen würde. Andererseits war es schon ziemlich forsch gewesen, dass er versucht hatte sie zu küssen.
Vielleicht war das ja ein neuer Derek?
Vielleicht musste sie jetzt vorsichtiger sein?
Derek schnappte sich den Koffer aus ihrer Hand, und sie liefen wieder los. Kylie rannte von ihren neuen Problemen weg, geradewegs zurück zu ihren alten.
Sie waren etwa anderthalb Kilometer gekommen, als Kylie das erste Mal stehenblieb. Sie waren an einer Straße, und obwohl Kylie die Orientierung verloren hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass sie nicht mal mehr zehn Kilometer von Shadow Falls weg sein konnten.
In der Ferne rief ein Vogel, Insekten schwirrten leise durch die Nachtluft. Es roch nach verschiedenen Pflanzen und würzigem Waldboden. Sie waren weit genug weg – die Wachen sollten sie nicht mehr einholen. Doch Kylie hatte trotzdem noch ein ungutes Gefühl.
»Ich sollte mal Burnett anrufen«, stellte Derek fest.
»Stimmt.« Beim Gedanken an den strengen Vampir, dem sie die ganze Geschichte bald würde erklären müssen, vergaß Kylie sogar für einen Moment die drohende Gefahr. Burnett würde sicher außer sich sein vor Wut und annehmen, dass Kylies Großvater sie die ganze Zeit belogen hatte. Das ärgerte Kylie jetzt schon. Klar, sie musste zugeben, dass es verdammt danach aussah – glauben konnte sie es trotzdem nicht. Sie würde von seiner Unschuld ausgehen, solange sie nicht mit ihm gesprochen hatte – bis er ihr direkt in die Augen gesehen und ihr gesagt hatte, dass es wahr war. Sie kannte ihn vielleicht noch nicht sehr lang, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sie nicht anlügen würde. Wenn er da mit drin steckte, würde er es ihr sagen.
Wieder fragte sie sich, ob es ihr Großvater gewesen war, den sie zuvor im Wald gehört hatten. Sie musste feststellen, dass sie ihn jetzt schon vermisste.
»Hey … alles klar?«, fragte Derek und strich ihr über den Arm.
»Wird schon«, erwiderte Kylie und versuchte, selbst daran zu glauben.
»Also … willst du nicht, dass ich Burnett anrufe?« Derek hatte den Koffer abgestellt und sein Handy gezückt. Jetzt hielt er inne und wartete auf ihre Erlaubnis.
»Nein, ruf ihn ruhig an.« Kylie wusste, dass es das einzig Richtige war. Sie musste sich einfach darauf einstellen, dass Burnett an ihrem Großvater zweifeln würde.
Derek wählte eine Nummer und runzelte dann die Stirn. »Mein Handy ist tot.« Er drückte wieder ein paar Tasten. »Ich weiß genau, dass ich es aufgeladen habe. Mist.« Plötzlich machte er einen Satz und schmiss das Handy auf den Boden. »Was zum Teufel? Das Ding hat mir gerade einen Schlag verpasst«, rief er.
Aus dem Handy schlugen Funken, dann gab es ein kurzes brummendes Geräusch von sich, gefolgt von Rauch, der aus dem Plastikgehäuse aufstieg.
»Ich hatte keine Ahnung, dass so was passieren kann«, sagte Derek verdutzt.
»Kann es ja auch eigentlich nicht.«
»Das Handy war noch ganz neu«, beschwerte sich Derek. »Meine Mom wird an die Decke gehen, wenn sie das hört.«
Kylie fiel ein, dass es Geister gab, die komische Sachen mit Handys anstellen konnten, also checkte sie schnell die Umgebung auf eventuellen Geisterbesuch. Kalt war es schon mal nicht. Sie sah sich um, ohne wirklich zu wissen, wonach sie suchte. Instinktiv wusste sie, dass der Vorfall mit dem Handy kein Zufall war. Doch um sie herum war nur undurchdringliche Dunkelheit, die alles verschlang. Die Straße lag verlassen vor ihnen, die Straßenlaternen waren ausgeschaltet.
Irgendwas war da draußen, aber was? Es fühlte sich nicht nach einem Geist an.
»Wir sollten verschwinden.«
Er fasste sie am Unterarm. »Was ist los?«
»Ich weiß es nicht, aber es gefällt mir gar nicht.«
»Da sind wir ja schon zwei«, erwiderte Derek.
»Drei«,
hörte Kylie eine Stimme.
Sie fuhr herum und sah sich dem Geist der mordenden Frau gegenüber. »Das warst du, oder?«
»Warum sollte ich mein eigenes Handy kaputt machen?«, fragte Derek verwirrt.
»Du doch nicht«, meinte Kylie, ohne den Blick von dem Geist abzuwenden.
»Nein! Ich hab schon seit Jahren keine Handys mehr explodieren lassen. Es gibt echt bessere Wege, auf sich aufmerksam zu machen.«
Kylie wandte sich Derek zu. »Lass uns hier
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