Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
nur an diesem speziellen Ort.
Kylie sah sich von dem Felsen am Flussufer aus um. Keine verzauberte Märchenatmosphäre soweit. Vielleicht gab es das nicht in Träumen.
Dabei war es durchaus schön und entspannend, dort zu sein. Die Morgensonne tauchte Bäume und Blätter in einen warmen Goldton, die Luft roch morgenfrisch. Es fühlte sich gut an, so neben Derek zu sitzen und seine Schulter an ihrer zu spüren. Warum sollte sie sich nicht entspannen? Sie würde schon nicht zulassen, dass etwas passierte. Sie waren nur hier, um zu reden, erinnerte sie sich selbst.
Kylie schielte zu ihm rüber und verspürte ein leichtes Kribbeln in ihrem Bauch. Zum ersten Mal bemerkte sie die beinahe unmerklichen Veränderungen an ihm. Der Junge, mit dem sie vor ein paar Monaten das erste Mal auf dem Felsen gesessen hatte, war nicht mehr da – an seiner Stelle saß ein Mann. Die Haare, die ihm bis auf die Augenbrauen fielen, wirkten ein wenig dunkler. Er hatte ein maskulines Profil, markante Wangenknochen und wunderschöne Lippen.
Derek schaute sie an. »Weißt du, es war echt cool, als du mich unsichtbar gemacht hast.«
»Ja, aber ich hab voll Schiss gehabt, als wir wieder sichtbar waren und ich dich nicht gleich gesehen hab.«
»Ich weiß. Ich konnte deine Gefühle lesen.« Er zögerte einen Moment. »Aber das war auch ziemlich schön. Eigentlich war das sogar das Beste von allem.«
»Nein, war es nicht. Ich hatte echt Panik.«
»Ich weiß, deshalb war es doch so schön«, erwiderte Derek. »Seitdem weiß ich es sicher. Ich weiß jetzt, dass du mich noch liebst.«
Seine Worte trafen sie mitten ins Herz. Er beugte sich zu ihr runter. Seine Finger streichelten ihr über die Wange. Sein Atem kitzelte sie an der Schläfe.
Oh, Mist,
dachte Kylie. Und schon wieder steckte sie bis zum Hals in der Scheiße.
Seine Finger fuhren an Kylies Kinn entlang.
Sanft.
Zärtlich.
Liebevoll.
Sie erinnerte sich daran, mit Derek traumgewandelt zu sein, aber sie wusste nicht mehr, wie es geendet hatte. Die Berührung kehrte wieder. Sie spürte das Bettlaken unter sich. O verdammt, war sie immer noch mit Derek zusammen? Im Bett etwa? Was zur Hölle hatte sie getan?
Sie riss die Augen weit auf. Sie hatte doch nicht … etwa … Gelbe Augen starrten sie groß an. Gelbe Katzenaugen. Und eine weiße Pfote tapste auf ihre Nase.
»Socke.« Sie kicherte erleichtert. Ihr Herz schlug immer noch schneller, wenn sie an den Traum dachte.
»Hey Kleiner«, murmelte sie, als der kleine Kater verspielt nach ihrer Nase schlug. »Also hast du mich doch vermisst, als ich weg war, was?«
»Wie wir alle«, erklang eine Stimme von der anderen Seite des Raumes. Ehe sie die Stimme erkennen konnte, war Kylie schon mit einem Satz aus dem Bett gesprungen und erblickte mit weit aufgerissenen Augen …
Okay, tief durchatmen. Kein Grund zur Panik.
Es war nur Holiday.
»Ich wollte dich nicht so erschrecken. Ich hab mich grad reingeschlichen, um nach dir zu sehen. Ich hab mir schon langsam Sorgen gemacht. Du schläfst seit Stunden. Ich hab schon zwei-, dreimal bei dir reingeschaut, und du hast geschlafen wie ein Stein.«
Kylie blinzelte und warf einen Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Drei Uhr nachmittags. »Ich wollte gar nicht so lang schlafen.«
»Ich glaube, du warst wirklich erschöpft«, meinte Holiday. Dann verfinsterte sich ihre Miene. »Burnett hat mir von der Sache mit Hayden erzählt.« Socke sprang vom Bett und fing an, um Holidays Beine zu streichen.
Die Campleiterin ignorierte den kleinen Kater.
»Dazu wollte ich dir noch was sagen«, fuhr Holiday fort. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Holiday schimpfte nicht oft mit Kylie, doch wenn sie es dann mal tat, war es nur umso schlimmer.
Und sicher hatte Kylie es vielleicht verdient, doch in ihrem verschlafenen Zustand wusste sie nicht, ob sie die Standpauke ertragen würde. Sie ließ sich wieder aufs Bett fallen und schnappte sich den Teddy zum dran Festhalten.
»Du kannst uns nicht einfach so etwas Wichtiges verheimlichen, Kylie.«
Yup, hier kam die Standpauke.
13 . Kapitel
»Ich weiß, ich hätte es euch nicht verheimlichen sollen.« Kylie wurde schwer ums Herz. »Und ich weiß, dass Burnett schon vorher ziemlich enttäuscht von mir war. Und ich verstehe auch, wieso. Das tue ich wirklich. Aber …« Sie seufzte, als Holidays Blick unverändert tadelnd blieb.
Sie drückte den Teddy fester an sich und fuhr fort: »Kannst du nicht verstehen, dass ich meinem Großvater
Weitere Kostenlose Bücher