Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
lernen«, meinte Kylie. »Ich ruf ihn heute an und hör mal, was er wollte.«
»Mach das.« Ihre Mom hielt inne. »Moment mal. Wenn du gar nicht wusstest, dass ich dich angerufen hatte, was ist denn dann los? Ist was passiert?«
»Nein, nein. Ich wollte dich nur kurz sprechen. Ich hasse es, dass du so weit weg bist.«
»Ich weiß … das geht mir auch so. Ich vermisse dich. Obwohl es echt toll ist hier. England ist wunderschön, Kylie. Vielleicht kannst du das nächste Mal ja mitkommen.«
Das nächste Mal?
Planten die echt schon die nächste Reise? »Ja«, murmelte Kylie und dachte an ihren Vorsatz, John nicht gleich zu verteufeln.
»Rate mal, was es Neues gibt, Kleines?«, fragte ihre Mom und klang auf einmal aufgeregt.
Kylie musste schlucken.
O Gott, lass sie nicht sagen, dass er ihr einen Antrag gemacht hat.
»Was denn?«, fragte Kylie mit gepresster Stimme.
»John hat mich gefragt, ob …«
»Nein!«, unterbrach sie Kylie.
»Nein, was?«
»Du kennst ihn doch noch gar nicht gut genug.«
Daraufhin herrschte Stille in der Leitung. »Was glaubst du denn, was er mich gefragt hat?«
Kylie zuckte zusammen. »Keine Ahnung.« Ihr kam der Gedanke, dass sie vielleicht einfach zu müde war, um mit ihrer Mom zu telefonieren. Sie war zu erschöpft, um einer ordentlichen Konversation folgen zu können – geschweige denn so zu tun, als mochte sie jemanden, den sie nicht leiden konnte.
»Er will, dass ich in seiner Firma arbeite«, löste ihre Mom das Rätsel. »Dort würde ich fast das Doppelte von dem verdienen, was ich bei meinem jetzigen Job bekomme.«
Okay, dass ihre Mom für den Kerl arbeitete, war nicht ganz so schlimm, wie ihn zu heiraten, doch Kylie mochte auch das nicht.
»Ich dachte, du magst deinen Job?«
»Das tue ich auch, aber … doppelt so viel Geld und Reisevergünstigungen. Ich meine, das kann ich doch nicht so einfach ausschlagen.«
»Aber … aber du«
– vögelst mit ihm –
»gehst mit ihm aus. Ist das nicht verboten unter Arbeitskollegen?«
»Nicht, wenn beide die Beziehung wollen«, erklärte ihre Mom. »John und ich haben darüber gesprochen, inwieweit es schwierig werden könnte, wenn ich für ihn arbeiten würde. Aber er meint, ich wäre ihm nicht direkt unterstellt, also würden wir gar nicht wirklich zusammen arbeiten.«
Kylie konnte es ihrer Mutter anhören. Sie hatte sich bereits entschieden, den Job anzunehmen. »Ja, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, für jemanden zu arbeiten, mit dem man … sich trifft.«
»Ich glaube, John und ich sind erwachsen genug, um damit umgehen zu können.«
Ja, weil er sich auch so erwachsen benommen hat, als du ihn das letzte Mal
mitgebracht hast und er Dad geschlagen und damit die Prügelei im Speisesaal ausgelöst hat.
Kylie biss sich auf die Zunge, um nichts Verletzendes in dieser Art zu sagen.
»Ich nehme an, ich kenne ihn einfach noch nicht gut genug«, meinte sie stattdessen.
»Und ich habe vor, das zu ändern, wenn du mal wieder nach Hause kommst. Ich dachte, wir könnten vielleicht übers Wochenende zusammen wegfahren.«
Nur das nicht!
»Ich … glaub, das ist nicht nötig. Ich … um ehrlich zu sein, mag ich es, dass wir diese Wochenenden für uns beide haben.«
»Aber du musst ihn wirklich mal kennenlernen, Kylie. Er ist ein toller Kerl. Ich weiß, du würdest ihn mögen.«
»Ja, das ist ja alles schön und gut. Aber lass uns … nichts überstürzen, okay? Alles zu seiner Zeit.«
Ihre Mom erwiderte nichts darauf. Stattdessen fragte sie nach einem kurzen Moment des Schweigens: »Ist alles okay bei dir, Süße? Mir ist grad erst aufgefallen, wie viel Uhr es bei euch ist. Wieso bist du denn um halb sechs schon wach?«
»Ich muss noch ein paar Hausaufgaben machen«, log Kylie. »Und damit sollte ich auch besser mal anfangen.«
»Hast du wieder Probleme mit Jungs?«
Unter anderem. Da wäre sonst noch das Problem mit dem Geist, der mir abgeschlagene Köpfe bringt.
»Nö … nichts Besonderes.«
»Was ist passiert, Süße?«, hakte ihre Mutter nach.
»Ach, alles okay. Ehrlich gesagt, will ich jetzt nicht drüber reden. Vielleicht ein andermal.«
Ihre Mom seufzte tief. »Ich bin hier, wenn du bereit bist …«
»Ich weiß, und ich hab dich lieb, Mom.«
»Ich hab dich auch lieb.«
Kylie legte auf, und während ihr die Worte ihrer Mutter noch mal durch den Kopf gingen, schlief sie endlich ein.
»Wo gehen wir hin?«, fragte Kylie Derek und spürte die sanfte Verschwommenheit eines
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