Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Auffälliges entdecken können.
Kylie musste daran denken, wie geschockt Burnett gewesen war, als sich rausstellte, dass Hayden nicht das war, was seine Überprüfungen ergeben hatten. Vielleicht sollte Kylie nicht so viel auf Burnetts Checks geben.
Andererseits, vielleicht musste sie auch einfach aufhören, nur Schlechtes an John finden zu wollen und ihn als Teil des Lebens ihrer Mutter akzeptieren. Besonders, da er im Moment der einzige Teil zu sein schien, der ihre Mutter glücklich machte. Ihre Mom hatte es verdient, glücklich zu sein, oder?
Kylie wählte die Nummer.
Es klingelte einmal. Dann noch zweimal. Normalerweise nahm ihre Mutter immer schnell ab. Kylie fragte sich, ob sie die beiden vielleicht bei etwas störte. Ihre Miene verfinsterte sich, und sie schaute auf die Uhr. In England musste es fast Mittag sein, da waren die doch bestimmt nicht dabei …
es
zu tun. Oder wie Della es ausdrücken würde, die beiden hatten doch nicht etwa einen Mittagsquickie?
Kylie verdrängte den Gedanken so schnell wie möglich wieder und dachte stattdessen an Della. Burnett hatte gesagt, ihre Freundin war da in was reingeraten. Miranda wiederzusehen war total beruhigend gewesen, aber ihre Freundinnen beide hier zu haben, wäre einfach nur perfekt.
Es klingelte immer noch. Kylie rechnete jeden Moment damit, dass die Mailbox drangehen würde. Ob es ihrer Mutter gutging? Wieder regte sich ihre Abneigung gegen John. Wenn ihrer Mutter auf der Reise etwas zustoßen sollte, dann …
»Hallo?« Ihre Mom klang … distanziert. Als wäre ihr der Anruf nicht willkommen.
»Alles klar bei dir?«, fragte Kylie und presste sich Haydens Handy fester ans Ohr.
»Kylie? Wessen Telefon benutzt du denn da?«
Als ihr klarwurde, dass die fremde Nummer der Grund für das späte Rangehen und die Distanziertheit im Tonfall ihrer Mutter gewesen war, sank Kylie erleichtert in ihr Kissen zurück. Andererseits hatte die Unnahbarkeit in der Stimme ihrer Mutter Erinnerungen wachgerufen, an die Zeit, als Kylie ständig bemüht gewesen war, ihrer Mutter zu gefallen. Eine Zeit, in der Kylie sich nicht sicher gewesen war, ob ihre Mutter sie überhaupt liebhatte. Doch das war Vergangenheit. Ihre Beziehung war jetzt eine ganz andere. Zumindest war sie das vor dieser Reise gewesen. Kylie betete, dass John nicht wieder alles verändert hatte.
»Wo ist denn dein Handy?«
»Oh … ich …« Sie musste sich schnell eine Ausrede einfallen lassen, eine die plausibel klang. Ihre Mom würde vielleicht nicht ihren Herzschlag hören, wenn sie log, aber dafür hatte sie einen mütterlichen Lügendetektor, der Kylie schon mehr als einmal zum Verhängnis geworden war. »Ich hab mein Handy irgendwie verlegt gestern, deshalb hab ich mir das von einem Freund geliehen.« Genaugenommen war das nicht wirklich gelogen.
»Okay, das erklärt auch, wieso du mich gestern Abend nicht zurückgerufen hast«, bemerkte ihre Mutter leicht vorwurfsvoll. »Oje, dir ist doch hoffentlich klar, wie teuer ein neues Handy ist, oder?«
»Ich … glaub, ich werde es schon wiederfinden. Und es tut mir leid.« Kylie streichelte Socke, als er mit seinem Köpfchen an ihrem Kinn entlangstrich. »Stimmt etwas nicht? Wieso hast du denn gestern angerufen?«
»Nein, es ist nur … dein Dad hat sich Sorgen gemacht.«
Stiefvater,
korrigierte Kylie, sagte aber nichts.
»Er hat gesagt, er hat dich gestern drei Mal angerufen, und du bist nicht dran gegangen. Und dann hat er mich drei Mal angerufen, während John und ich … ich meine, als ich geschlafen habe.«
Iiih!
Kylies Aufnahmefähigkeit für Ekelhaftes war eindeutig überschritten, und jetzt schossen ihr alle möglichen unangemessenen Bilder in den Kopf. »Das tut mir leid«, meinte sie schwach und biss sich dann auf die Unterlippe. Sie hatte sich fest vorgenommen, die Hoffnung aufzugeben, dass ihre Mom und ihr Stiefvater je wieder zusammenkommen würden. Aber das war nicht immer einfach. Und tief in ihrem Inneren – dort, wo sie die Erinnerungen an ihre Kindheit und ihre Familie, wie sie früher war, aufbewahrte – glomm immer noch ein Funken Hoffnung.
»Drei Mal anzurufen ist einfach lächerlich«, stellte ihre Mutter fest. »Besonders, da er doch wusste, wie viel Uhr es bei uns ist.«
»Ich weiß«, sagte Kylie, dachte aber:
Reg dich nicht so auf, Mom! Er hat sich doch nur Sorgen um mich gemacht.
»Jedenfalls wird es Zeit, dass dein Dad lernt, dass ich nicht seine Telefonseelsorge bin.«
»Ich bin mir sicher, das wird er noch
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