Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
»Selbstverständlich.«
Als sie sich zum Gehen wandten, streckte Burnett Hayden die Hand hin. Hayden zögerte nicht und schüttelte sie. Kylie hatte das Gefühl, die Sache mit dem Schwert war zumindest dazu gut gewesen, Burnett zu überzeugen, dass Hayden bleiben sollte. Auch wenn Hayden keine Antwort gewusst hatte, so schien er es doch zu schätzen, jemanden zu haben, den man noch fragen konnte.
Vielleicht war das Schwert doch nichts Negatives. Aber jedes Mal, wenn sie es in Burnetts Hand sah, musste sie daran denken, wie blutig es am Abend zuvor in der Hand des Geistes gewesen war. Und an den abgeschlagenen Kopf in der anderen Hand der Frau.
Und sie fragte sich besorgt, ob es nicht doch ein Zeichen dafür war, dass es noch mehr Blutvergießen geben würde.
Sie brachten das Schwert in Holidays Büro und gingen dann zusammen zum Abendessen. Als Kylie die Veranda verließ, traf sie zum ersten Mal wieder auf andere Campteilnehmer. Perry kam auf sie zugerannt und umarmte sie stürmisch. Nachdem er sie zweimal herumgewirbelt hatte, setzt er sie wieder ab. Kylie war schwindelig, aber glücklich. Perry stützte sie am Arm. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie den verrückten Gestaltwandler vermisst hatte. Doch jetzt kam ihr sein Lachen so herrlich vertraut vor.
»Hey, begrapschst du meine beste Freundin?«, ertönte Mirandas Stimme hinter Perry.
Perry ließ Kylie los und zwinkerte Miranda zu. »Nur ein bisschen.« Dann wandte er sich wieder an Kylie. »Verdammt, wir haben dich ganz schön vermisst. Miranda hat mich ganz verrückt gemacht, weil sie so einsam war.«
»Ich hab euch auch alle vermisst«, erwiderte Kylie, und die Worte kamen von Herzen.
In dem Moment ging eine Gruppe Werwölfe an ihnen vorbei. Kylie erkannte zuerst Clara, Lucas’ Halbschwester. Ihre Blicke trafen sich, und Claras Haltung versteifte sich. Okay, dann waren wohl doch nicht alle froh, dass sie zurück war. Damit konnte sie leben. Doch hinter Clara trat eine andere Bekannte in Kylies Blickfeld: Fredericka.
Die Werwölfin lächelte nicht, aber nickte Kylie kaum merklich zu. Ein Willkommen-zurück-Nicken – vielleicht sogar ein Schön-dich-zu-sehen-Nicken. Kylie erwiderte die Geste und lächelte ansatzweise.
Für Frederickas Verhältnisse war das kurze Nicken wahrscheinlich eine größere Geste der Zuneigung als Perrys stürmische Begrüßung. Besonders, als Clara Fredericka einen bösen Blick zuwarf, den Fredericka nur mit einem gleichgültigen Achselzucken quittierte.
Kylie atmete erleichtert auf. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass sie vielleicht keine Freunde gewonnen, dafür aber eine Feindin weniger hatte.
Miranda beugte sich zu ihr. »Hast du gerade getan, was ich denke, dass du getan hast? Hast du der blöden Bitch grade zugelächelt?«
»Ich hab dir doch schon erzählt, dass wir uns irgendwie versöhnt haben«, erklärte Kylie.
»Was echt eine gute Sache ist«, schaltete sich Holiday ein. »Und ich finde, dem Beispiel sollten andere ruhig folgen.«
»Und ich finde, Della hat recht«, murmelte Miranda. »Kylie ist einfach immer zu nett.« Miranda ignorierte Holidays warnenden Blick und wandte sich stattdessen an Burnett. »Wo wir schon bei dem Thema sind … ist Della eigentlich wieder da?«
»Sie sollte jetzt bald kommen«, antwortete Burnett, während sie auf den Speisesaal zugingen.
Als sie durch die Tür traten, verstummte das laute Geschnatter der Jugendlichen schlagartig, als hätte jemand die Lautstärke runtergedreht. Alle Köpfe wandten sich zu ihnen um. Nur das Geklapper von Gabeln, die hastig hingelegt wurden, war zu hören. Dann richteten sich mindestens fünfzig Augenpaare auf Kylies Stirn, und ihre Augenbrauen zuckten. Kylie blieb wie erstarrt stehen, während die anderen ihr Muster checkten. Sie hasste es, so im Mittelpunkt zu stehen.
Holiday berührte ihren Handrücken mit ihrem. »Willst du, dass ich etwas dagegen unternehme?«, raunte sie ihr zu.
»Nein, schon gut«, gab Kylie leise zurück. Sie wollte ihre eigenen Schlachten schlagen. Außerdem war sie doch froh, wieder hier zu sein, das war ihr Zuhause, und sie würde jetzt sicher nicht anfangen, ihr Muster zu verstecken. Früher oder später würden sich die anderen schon daran gewöhnen. Oder nicht? Irgendwann würden sie aufhören, sie so anzustarren und sie als eine von ihnen akzeptieren.
»Also, mir reicht es jedenfalls«, knurrte Perry. Er trat vor Kylie. »Ihr wollt was zum Anstarren?«, rief er laut. »Dann seht euch das
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