Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
wichtigsten ist. Normalerweise erkennt man eine Aufgabe daran, dass einem etwas länger auf dem Herzen liegt oder auf der geistigen To-do-Liste steht, die man immer ignoriert.«
Kylie sog einen weiteren tiefen Atemzug ein und spürte, wie Ruhe sie durchströmte. »Okay, ich weiß was, und ich wollte auch schon mit dir darüber reden, aber ich hatte selbst noch keine Gelegenheit, richtig darüber nachzudenken.«
»Um was geht es denn?«
»Die anderen jungen Chamäleons … die Ältesten in der Siedlung sperren sie regelrecht weg. Sie haben so gut wie keinen Kontakt zur Außenwelt, dürfen keine Handys oder Computer haben. Ich will nicht sagen, dass sie misshandelt werden oder so. Es ist nur so, dass die Ältesten immer noch so denken wie damals, als die Chamäleons verfolgt wurden. Sie denken, dass sie sich verstecken müssen, um in Sicherheit zu sein. Es gibt eine strenge Regel, dass man erst in die Welt hinaus darf, wenn man sein Muster richtig kontrollieren kann.« Plötzlich kam Kylie ein Gedanke. »Sie sind so schlimm wie die Werwölfe – genauso altmodisch in ihrer Einstellung.«
»Es hört sich tatsächlich so an.« Holiday hielt inne und starrte auf das Wasser. »Das ist keine leichte Aufgabe.« Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie angestrengt nachdachte. »Es ist schwer, eine Einstellung zu ändern, die auf berechtigter Furcht basiert.«
»Ich weiß«, meinte Kylie. »Aber es muss doch einen Weg geben, oder?«
»Es lohnt sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken. Ich finde, das ist eine gute Aufgabe.«
Was noch?,
fragte die Stimme in ihrem Kopf. Dieselbe Stimme von vorher. Und wie zuvor auch war Kylie nicht wirklich beunruhigt. Auf die Frage wäre sie selbst auch noch gekommen.
Kylie zog die Knie zum Körper und schlang die Arme um ihre Schienbeine. »Da ist noch was anderes.« Sie zermarterte sich das Gehirn, aber es wollte ihr partout nicht einfallen.
»Was denn?« Holiday atmete tief ein.
»Ich bin mir nicht sicher.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da begannen die flackernden Lichtpunkte in der Höhle sich zu drehen und verschoben sich dann, als wollten sie auf dem Wasser tanzen.
Kylie stockte der Atem, als die schimmernden Farbpunkte im Wasserfall einen Kreis formten. Doch trotz der Bewegung des Lichts schien das Wasser seltsam unbewegt zu bleiben. Der Kreis umrahmte plötzlich einen Gegenstand im Wasser, der spritzend an die Oberfläche kam und auf die Felskante, auf der Kylie und Holiday saßen, zutrieb.
Kylie rutschte erschrocken nach hinten. Als sie sah, dass Holiday dasselbe tat, kam sie sich nicht mehr ganz so feige vor.
Der Gegenstand, der auf der Wasseroberfläche schwamm und sich wie ferngesteuert auf sie zu bewegte, war noch einen halben Meter vom Felsen entfernt, als Kylie plötzlich erkannte, um was es sich handelte. Oh, verdammt, was hatte das zu bedeuten?
15 . Kapitel
Kylie schaute sich hektisch um und suchte nach dem Geist. Gleichzeitig versuchte sie, die Kälte zu spüren. Doch in der Höhle war von Geisterkälte keine Spur. Genauso wenig wie von dem Geist.
Doch das Schwert, das auf Kylie zutrieb, musste doch von der Geisterfrau stammen, oder? Immerhin hatte sie die letzten anderthalb Wochen immer so eins mit sich rumgetragen.
»Wo zur Hölle kommt das denn her?«, fragte Holiday beunruhigt.
Kylie konnte die Augen nicht von der Waffe abwenden, die immer näher kam. »Aus dem Wasser.«
»Das weiß ich auch, ich meine …«
»Ich glaub, es hat was mit dem Geist zu tun«, meinte Kylie.
Holiday runzelte die Stirn. »Du meinst die Frau, die mit den abgeschlagenen Köpfen rumläuft?«
Kylie nickte.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber es sieht verdammt nach ihrem Schwert aus. Natürlich ohne das ganze Blut.«
»Oh, Mist«, murmelte Holiday. »Worauf hast du dich da nur eingelassen?«
»Keine Ahnung. Es war jedenfalls keine Absicht.« Kylie kaute auf ihrer Unterlippe. Wenn der Wasserfall nicht so eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt hätte, wäre sie wahrscheinlich total ausgeflippt.
Holiday hob das Schwert aus dem Wasser und drehte es in den Händen. »Es sieht ziemlich echt aus. Und alt. Meinst du wirklich, es ist dasselbe?« Sie schüttelte verblüfft den Kopf. »Geister können uns eigentlich keine Sachen schicken.«
»Sieht aber verdammt danach aus. Also, ich bin ja kein Experte für Schwerter oder so.« Kylie streckte die Hand nach dem Schwert aus. Doch sobald ihre Fingerspitzen das Metall berührten,
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