Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
nicht verdient, dass jemand … sich nach einem anderen sehnt.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihr aufging, woher ihr das noch bekannt vorkam. »So war es bei meinem Dad und meiner Mom. Sie hat meinen leiblichen Vater geliebt. Sie mochte meinen Stiefvater zwar, aber er wusste immer, dass sie meinen Vater mehr geliebt hat. Sogar meine Mom gibt zu, dass er sie wahrscheinlich deshalb betrogen hat. Und jetzt kann sie ihm nicht verzeihen, obwohl sie weiß, dass es zum Teil ihre eigene Schuld ist.«
Er saß mit betretener Miene da. »Heißt das, du gehst zu Lucas zurück? Willst du ihm echt verzeihen, dass er weggelaufen ist und sich mit einer anderen verlobt hat?«
Kylie zog das Knie näher an sich ran. »Er hat sich ja nicht wirklich verlobt. Er hat es nicht bis zum Ende durchgezogen.«
Dereks Miene verfinsterte sich. »Doch nur, weil du aufgetaucht bist – weil du sein kleines, schmutziges Geheimnis entdeckt hast.«
»Das weiß ich auch. Und ich weiß ja selbst nicht, was ich tun soll. Ich hab ihm noch nicht verziehen, aber ich hab auch nicht aufgehört, ihn zu lieben.«
»Aber wenn du uns eine Chance gibst, verliebst du dich vielleicht wieder in mich. Ich glaube, du hast mich wirklich geliebt damals. Wir könnten wieder an den Punkt kommen und fühlen, was wir damals gefühlt haben.«
»Wir?« Sie seufzte, als ihr aufging, was er gerade gesagt hatte. »Siehst du, nicht mal du hast noch dieselben Gefühle.«
»Das hab ich nicht gemeint.« Er schüttelte den Kopf.
»Hast du doch«, widersprach Kylie. »Derek, ich glaub auch, dass wir mal sehr verliebt ineinander waren. Und ich will dir nicht wehtun. Ich mag dich wirklich, Derek, und ich hab dich immer noch lieb. Es ist nur … nicht mehr dasselbe. Und ich denke, dir geht es genauso.«
Er starrte ausdruckslos auf den Waldrand, und sie wusste, dass er ein paar Sekunden brauchte, um seine Gefühle zu sortieren.
Derek atmete tief ein. »Aber was wir hatten, war so schön.«
»Ich weiß, und es tut mir echt leid.« Kylies Stimme bebte unwillkürlich. Es war so schwer, ihm wehzutun.
Er schaute sie wieder an, und sie konnte ehrliche, offene Zuneigung in seinem Blick erkennen. Und so war eben Derek. Er war so ein toller Kerl. Genau deshalb verdiente er eine Freundin, die ihn anbetete, die ihn über alles liebte.
»Du hast nichts getan, wofür du dich entschuldigen müsstest«, stellte er fest. »Wirklich. Wenn hier jemand an irgendwas schuld ist, dann bin ich es. Ich hab kalte Füße bekommen und getan, was ich getan hab. Oder es war Schicksal. Vielleicht hat es so sein sollen.«
Sie nickte.
»Ich will, dass du mir eins versprichst«, sagte er dann.
»Was denn?« Sie wollte ihm alles versprechen, wenn sie es konnte.
»Sei weiterhin mein Freund. Geh mir nicht aus dem Weg, weil du denkst, es könnte komisch sein. Wenn du was brauchst, kannst du immer zu mir kommen. Ich kann akzeptieren, dass wir kein Paar mehr sind, aber ich will dich nicht als Freund verlieren. Und ich sag das nicht nur so, ich meine das ernst.«
Kylie nickte. »Ich verspreche es.« Tränen traten ihr in die Augen.
»Und wenn du zu Lucas zurückgehst, dann mach ihm von Anfang an klar, dass ich immer in deinem Leben sein werde.«
»Ich hab doch gesagt, ich hab keine Ahnung, ob ich …«
Er strich ihr eine Träne von der Wange. »Doch, du wirst. Denn, wenn man jemanden liebt, verzeiht man ihm.«
Ihre Stimme zitterte. »So wie du mir gerade verzeihst?« Und eine weitere Träne tropfte von ihren Wimpern.
»Ich hab dir doch gesagt, du hast nichts getan, wofür ich dir verzeihen müsste. Aber falls es so wäre, würde ich dir verzeihen.«
Sie atmete tief ein und betrachtete ihre Schuhe. »Sogar dann, wenn du wegen mir dein Lebensziel aufgegeben hättest?«
»Sorry, ich weiß nicht, was du meinst.«
»Schon gut. Ich denke nur laut.« Kylie seufzte.
»Redest du von Lucas?«, fragte Derek.
Kylie nickte und bemerkte, wie unfair es von ihr war, mit Derek darüber zu sprechen. »Tut mir leid«, murmelte sie.
»Jetzt hör mal auf damit.« Derek atmete hörbar aus. »Das meinte ich damit, was du
nicht
tun solltest. Ich will, dass du mit mir redest.« Er faltete die Hände. »Hör mal, ich sag das wirklich nicht gern, aber Lucas liebt dich. Das kann ich spüren. Und es geht ihm gerade echt mies. Was auch immer du denkst – dass er dir etwas nicht vergeben kann oder so, es ist nicht wahr.«
Sie strich sich übers Schienbein. »Wegen mir wird er nicht in den Werwolfrat kommen. Er wird
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