Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
sehen. Ich hab dir gestern Nacht eine E-Mail geschrieben, und vorhin hab ich dich auch noch mal angerufen. Also wüsstest du von meinem Besuch, wenn du mal meine E-Mail gelesen oder mich zurückgerufen hättest.«
»Tut mir echt leid«, erwiderte Kylie, »es war ein verrückter Morgen.«
»Sie hat Schule«, ergänzte Burnett.
Ihr Stiefvater sah schon wieder besänftigt aus. »Meine Firma hat mich hier in der Nähe zu einem Geschäftstreffen mit einer Tochterfirma geschickt. Und da der Termin erst heut Mittag um zwei ist, dachte ich, wir könnten vielleicht zusammen brunchen oder so.«
Hinter Tom Galens Rücken stand Burnett, und er sah nicht glücklich aus. Der Campleiter hatte deutlich gemacht, dass sie die Schule nicht ohne ihn verlassen würde, so lange Mario nicht gefasst war. Burnett schüttelte erwartungsgemäß vehement den Kopf, als Kylie ihn fragend anschaute. Das bedeutete nicht nur nein, sondern
nie und nimmer!
»Ähm, ich hab schon gefrühstückt«, versuchte Kylie, sich rauszureden.
»Dann gehen wir eben nur einen Kaffee trinken«, erwiderte ihr Stiefvater.
Kylie schaute schnell zu Burnett, der aber immer noch den Kopf schüttelte.
»Ich … äh, hab Unterricht«, sagte Kylie.
Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht ihres Stiefvaters breit. Sie hasste es, ihn zu verletzen. Heute hatte sie bereits Lucas verletzt und dann Derek. Jetzt auch noch ihren Stiefvater. Das war wirklich kein guter Tag.
»Aber Kylie«, setzte ihr Dad nach, »ich denke, du könntest doch bestimmt ein paar Minuten erübrigen, um ein bisschen Zeit mit mir zu verbringen. Wo ich doch schon extra hergekommen bin.«
Kylie war hin- und hergerissen. Ihr Stiefvater würde nicht lockerlassen, genauso wenig wie Burnett.
Das konnte nicht gut ausgehen.
23 . Kapitel
Kylie konzentrierte sich auf ihren Dad und versuchte, die Szene, die sich hinter dessen Rücken abspielte, nicht zu beachten. Holiday und Burnett stritten sich wortlos, was Kylie an die alten Stummfilme erinnerte, inklusive wütendem Gestikulieren und unglücklichen Gesichtsausdrücken.
»Äh«, stammelte Kylie hilflos, weil sie keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte.
»Klar, du solltest ein bisschen Zeit mit deinem Dad verbringen«, platzte Holiday plötzlich heraus.
Burnett presste die Kiefer so fest aufeinander, dass Kylie schon Angst um seine Zähne bekam.
Holiday stand auf. »Es ist nur so, dass Kylie in der nächsten Stunde einen Test schreibt, den sie nicht verpassen darf. Aber Sie könnten doch so in einer bis anderthalb Stunden wiederkommen und Kylie zum Mittagessen abholen. Ich glaube, Kylie hat neulich was von einem neuen Burger-Restaurant unten in Fallen erzählt, das sie gern mal ausprobieren wollte. Hieß, das nicht
Burger Company
oder so, Kylie?«
Kylie nickte, obwohl sie absolut keine Ahnung hatte, wovon Holiday redete.
Burnetts Miene hellte sich auf; entweder, weil er zur Vernunft kam oder weil er Holidays Plan durchschaut hatte. Kylie wünschte sich, dass bei ihr auch der Groschen fiel, sie hatte nämlich keinen blassen Schimmer, was Holiday im Schilde führte.
Ihr Stiefvater wandte sich an Kylie. »Ich könnte noch ein bisschen rumfahren und so um elf wieder da sein. Die Gegend ist ja wirklich schön hier.«
»Ja, das wäre gut«, erwiderte Kylie.
»Okay«, stimmte ihr Dad zu und umarmte sie zum Abschied. Die Umarmung war so herzlich, dass sie eigentlich Kylies Panik hätte verfliegen lassen müssen. Was bestimmt auch funktioniert hätte, wäre nicht in dem Moment das Schwert hinter dem Rücken ihres Dads mit der Spitze voran aus der Decke gefallen. Die Waffe fuhr herab und blieb in Holidays Schreibtisch stecken.
Kylie stockte vor Schreck der Atem, und sie spürte, wie auch ihr Vater bei dem seltsamen Geräusch zusammenzuckte. Wie zur Hölle sollte sie das denn bitte ihrem Dad erklären?
Burnett reagierte in Vampir-Geschwindigkeit. Er schnappte sich das Schwert, warf dabei Holidays Tasse um und versteckte die Waffe in einer blitzschnellen Bewegung hinter seinem Rücken.
Gerade noch rechtzeitig, denn Kylies Stiefvater fuhr auch schon herum, um zu sehen, was das Geräusch verursacht hatte.
»Heilige Schei… Schande«, murmelte Jonathon und wurde rot, weil er beinahe wieder seine Manieren vergessen hatte.
Burnett warf ihm einen warnenden Blick zu. Holiday lächelte und hätte sich für ihre schauspielerische Leistung langsam wirklich einen Oscar verdient. »Oje, ich schwöre Ihnen, das ist heute schon die zweite Tasse Tee, die ich
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