Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
schließlich entscheidet, gar nicht.«
Kylie hörte die Verärgerung in Moniques Stimme. Seltsamerweise klang es so, als ärgerte sie sich mehr über die arrangierte Ehe als darüber, dass Lucas sie sitzengelassen hatte. Und das war eine Information, die für Kylie nicht unwichtig war. Sie hatte es zwar bereits von Lucas gehört und von Fredericka, aber es von Monique selbst zu hören war noch etwas anderes. »Also, willst du dich jetzt an mir rächen, oder was?«
»Nein.« Monique zuckte mit den Augenbrauen, um Kylies Muster zu checken.
Kylie drehte sich schnell weg und versuchte, ihr Muster noch schnell zu verändern, aber sie war offenbar nicht schnell genug.
»Wow, das ist ja total komisch. Was bist du denn?«
»Ein Rätsel«, erwiderte Kylie und hatte es plötzlich satt, mit Monique in einer Toilettenkabine zu stehen. Es war ihr unangenehm, dass jemand ihre Art erkannte – das, was alle Chamäleons fürchteten. »Würde es dir was ausmachen, mich rauszulassen?«, fragte sie genervt.
Monique wich einen Schritt zurück und öffnete die Tür, ohne den Blick von Kylies Stirn abzuwenden. »Bist du sicher, dass du keinen Gehirntumor hast?«
»Klar, das wird es sein.« Kylie winkte sie aus der Tür.
Monique machte Anstalten, sie vorbeizulassen, hielt dann aber inne. »Aber die sagen, du bist ein Protector. Und bei der Zeremonie sollst du ein Werwolfmuster gehabt haben. Wie kannst du …«
Kylie drückte sich einfach an ihr vorbei und ging zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Und so sehr sie sich auch bemühte, die Gedanken daran zu verdrängen, sie hatte doch immer wieder den Kuss zwischen Lucas und Monique bei der Verlobungsfeier vor Augen.
»Bist du immer noch sauer auf ihn?«, fragte Monique. »Ich wette, du warst megawütend.«
Kylie drückte fester als nötig auf den Seifenspender. Als sie in den Spiegel schaute und Monique hinter sich stehen sah, musste sie erneut feststellen, wie hübsch Monique war. Ihre Augen waren dunkelbraun mit superlangen, dunklen Wimpern, die zu ihren schwarzen Haaren passten. Ihre Lippen waren voll und schön geformt, wie die einer berühmten Schauspielerin. Ja, sie hatte ein schönes Gesicht – und eine tolle, kurvige Figur.
Kylie seifte sich die Hände ein. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Thema lieber nicht mit dir besprechen.«
»Ich an deiner Stelle würde mir ja Löcher in den Bauch fragen.« Monique legte den Kopf schief und musterte Kylie ebenfalls über das Spiegelbild. »Da du überhaupt nicht neugierig bist, heißt das wohl, dass du ihm glaubst, dass wir nichts miteinander hatten. Oder zumindest willst du es ihm glauben«, stellte sie dann fest. »Hast du echt keine Fragen an mich?«
Kylie verspürte einen schmerzhaften Stich ins Herz. »Du hast doch schon gesagt, dass er dich nicht gewollt hat.«
»Vielleicht hab ich ja gemeint, dass er mich nicht heiraten wollte, aber du weißt doch, wie Jungs sind. Das andere wollen sie immer.«
Kylie hielt die Hände unter den Wasserhahn und spülte die Hände ab. Dann schaute sie Monique im Spiegel an.
»Du hast recht, ich glaube ihm.« Und die Worte kamen ihr einfach so über die Lippen, ohne dass sich ihr Herzschlag veränderte. Sie war selbst ein wenig überrascht.
»Aber wieso bist du dann immer noch sauer auf ihn? Clara meint, dass du ihn ziemlich ignorierst und er ein Häufchen Elend ist deswegen.«
Kylie zog ein paar Papiertücher aus der Halterung und trocknete sich die Hände ab. »Ich wiederhole noch mal: Ich möchte das wirklich nicht mit dir erörtern.«
Monique schüttelte den Kopf, als könnte sie Kylies Verhalten nicht nachvollziehen. »Das was er getan hat, erfordert wirklich Mut. Die Verlobung zu lösen. Alles aufs Spiel zu setzen.« Sie neigte wieder den Kopf zur Seite und musterte Kylie. »Dir ist doch bewusst, was er alles riskiert, oder?«
Kylie antwortete nicht. Sie schloss eine Sekunde lang die Augen und wünschte, sie müsste das nicht hören.
»Sein eigenes Rudel denkt darüber nach, ihn auszuschließen«, fuhr Monique ungerührt fort. »Wenn er es nicht in den Rat schafft, verliert er alles. Sein Vater hat ihn praktisch enterbt. Ich hab gehört, die Ältesten wollten ein Treffen einberufen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Mein Vater überlegt immer noch, ihn einfach umbringen zu lassen.«
Kylie zuckte innerlich zusammen. »Und, würde dich das freuen?«
»Freuen? Ich hab ihm gesagt, dass ich mehr als froh bin, aus der Sache raus zu sein, aber was ich
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