Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
begleitet von einer vertrauten Kälte.
Kylie sah sich schnell um, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
Daddy?
»Ich bin hier. Es wird alles gut. Ich verspreche es dir.«
»Deine Eltern werden mich für eine Schlampe halten.«
»Nein, nein. Sie werden dich lieben. Du wirst schon sehen. Du wirst sie beeindrucken. Und bald, bald werden wir zusammen sein.«
Kylie schnappte nach Luft. »
Werde ich sterben?«
»Daddy? Daniel?«
Er und die vertraute Kälte waren so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
Kylie schnappte nach Luft. Jetzt hatte sie zusätzlich zu ihrer Sorge um ihren möglicherweise bevorstehenden Tod und dem Problem, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie nicht schwanger war, noch Angst, die Brightens könnten sie hassen. Und wenn sie das taten, würde das ihren Vater sicher verletzen.
O verdammt! Vielleicht sollte sie
doch
besser einfach verschwinden.
Daniel, ihr Vater, hatte recht – zumindest damit, dass alles gut werden würde. Okay, also das Treffen mit den Brightens stand ihr noch bevor. Doch innerhalb von zwei Minuten hatte Holiday das ältere Paar an ihrem Auto abgefangen, in Empfang genommen und ins Büro gebracht. Kylie stellte erleichtert fest, dass die beiden keine Ahnung hatten, wer sie war.
Und weitere fünf Minuten später war ihr Dad auf dem Weg zu seinem Geschäftstreffen, und ihre Mom hatte sich beruhigt. Sie war noch nicht völlig entspannt, aber wesentlich ruhiger.
Holiday hatte den Irrtum mit den Schwangerschaftstests aufgeklärt. Sie erzählte Kylies Mom, dass sie ihren Geldbeutel zu Hause vergessen hatte und Kylie so nett gewesen war, mit ihrer Kreditkarte zu bezahlen. Und dass sie Kylies Mom bereits einen Scheck zugeschickt hatte, der die Summe beglich. Und so weiter und so weiter. Ja, Holiday log schon ein wenig, aber es klang wirklich überzeugend.
Ihre Mutter erzählte ihrerseits, dass sie nach der Landung einen Anruf der Kreditkartengesellschaft auf ihrem Handy gehabt hatte. Als sie zurückrief, erfuhr sie, dass die Kreditkarte nach sehr langer Zeit wieder benutzt worden war, und zwar in Fallen, nicht in Houston, wo sie registriert war. Ihre Mutter hatte sichergehen wollen, dass die Karte nicht gestohlen worden war. Sie rief in der Drogerie an, wo sie Auskunft darüber erhielt, was gekauft worden war und von wem.
Jetzt, wo ihre Mom sich wieder beruhigt hatte, ging Holiday zurück zum Büro. Kylie verbrachte noch etwa fünf Minuten mit ihrer Mom und tat so, als interessierte sie sich brennend für deren begeisterte Erzählungen von England. Schließlich gestand ihre Mom, dass sie vom Flug hundemüde war und nicht mehr reden könnte. Sie küsste Kylie auf die Stirn und versicherte ihr, wie stolz sie auf sie war, dass sie nicht schwanger war. Dann bat sie John, sie heimzufahren.
John hatte die ganze Zeit fast nichts gesagt, doch Kylie hatte ein paarmal gespürt, wie er sie von der Seite musterte, was ihr gar nicht gefiel. Als er aber jetzt den Arm um ihre Mom legte, ihr zärtlich einen Kuss auf die Augenbraue gab und ihr sagte, dass sie im Auto schlafen konnte, verspürte Kylie einen Anflug von schlechtem Gewissen.
Vielleicht musste Kylie ihre Meinung doch noch mal überdenken. Denn wenn ihre Mom glücklich war, sollte Kylie das doch auch glücklich machen, oder?
Lügner, sagte ihr Herz. Sie war nicht glücklich mit John. Doch vielleicht sollte Kylie daran arbeiten. Daran, den Mann zu mögen. Es fühlte sich unmöglich an. Andererseits fühlte sich so vieles in ihrem Leben gerade unmöglich an – die Tatsache, dass sie vielleicht bald sterben könnte. Oder Lucas gehen zu lassen. Vielleicht musste sie sich nur mehr anstrengen.
Kylie winkte ihrer Mom zum Abschied zu und ging dann zum Büro rüber, um die Brightens zu treffen. Und wieder hatte sie einen Anflug von Übelkeit. Nicht zu Unrecht, wie sie fand. Immerhin sollte das Erste, was Großeltern über einen erfahren, nicht unbedingt eine ungewollte Schwangerschaft sein. Auch wenn es am Ende gar nicht stimmte.
Kylie hielt an der Tür zum Büro kurz inne, um sich zu sammeln. Ihr Tag war seit heute Morgen – seit Miranda Nikki in ein pickeliges Känguru verwandelt hatte – immer nur noch schlimmer geworden.
Dieser Tag würde definitiv als einer der seltsamsten in die Geschichte eingehen.
Kylie straffte die Schultern und beschloss, das mit Daniels Adoptiveltern einfach hinter sich zu bringen. Sie konnte nur hoffen, dass das blöde Schwert nicht wieder einen seiner filmreifen Auftritte
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