Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Überhaupt jemanden zu sehen, der kein Freak war, aber natürlich besonders Trey. Er war immer derjenige gewesen, zu dem sie mit ihren Problemen hatte gehen können. Deshalb war es für sie auch so ein Schlag gewesen, als er mit ihr Schluss gemacht hatte.
»Ich kann dir nichts versprechen. Ich muss mich hier erstmal zurechtfinden.« Kylie sah auf.
Holiday und Sky gingen nach vorn. »Das Mittagessen steht bereit«, sagte Sky. »Lasst die Neuen vor. Danach beginnen wir mit der Vorstellungsrunde.«
Vorstellungsrunde? Der Gedanke, vor der Gruppe reden zu müssen, verursachte ein unangenehmes Gefühl in ihrem Bauch.
Kylie sah, wie Derek sich zu ihr umdrehte und sie fragend ansah, so als ob er wollte, dass sie sich mit ihm zusammen in die Schlange stellte. Der Gedanke, neben ihm zu stehen, gefiel ihr irgendwie besser, als allein dastehen zu müssen.
»Ich muss aufhören, Trey«, sagte sie.
»Kylie, warte –«
Sie legte auf. Sie hatte gar nicht fies sein wollen, aber der Gedanke, dass er sich zurückgewiesen fühlen könnte, machte ihr nicht allzu viel aus. Immerhin hatte er es nicht anders verdient.
Derek stand auf und winkte sie zu sich. Ja, Derek war eindeutig größer als Trey. Sie ging zu ihm hinüber und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als Della sich ihnen anschloss.
Sie gingen zu dritt nach vorn, und Della stellte sich hinter dem Gothic-Girl an, mit der sie auch gleich ein Gespräch begann.
Derek wandte sich um und fixierte Kylie.
»Dein Freund?«, fragte er.
»Wer?«
»Am Telefon?«
»Oh.« Sie schüttelte den Kopf. »Exfreund.« Sofort fiel ihr wieder ein, wie alle sie angeschaut hatten, als Della sie gefragt hatte, was sie war. Sie beugte sich zu Derek. »Konntest du hören, was ich am Handy geredet habe?« Sie sprach noch leiser. »Konnten mich alle hören?«
»Ich konnte dich nicht hören. Es war … deine Körpersprache.« Er bemerkte, wie sie zu den anderen sah. »Aber du hast schon recht, einige hier haben ein Supergehör.«
»Aber du nicht?« Sie hoffte, er würde ihr endlich erzählen, was sie so brennend interessierte. Dass er ihr erzählte, was er war.
»Nein, ich nicht«, sagte er, und sie bewegten sich in der Schlange etwas nach vorn. Sein Arm berührte ihren Arm, und für einen Moment konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie zurückweichen oder sich noch näher an ihn lehnen sollte. Die Tatsache, dass seine Haut warm war und sich gut anfühlte, machte die zweite Option attraktiver. Als sein Arm ein zweites Mal den ihren berührte, fühlte es sich irgendwie tröstlich an.
»Also, was bist du?«, traute sie sich zu fragen und biss sich dann auf die Zunge. Es war nicht fair von ihr, solche Fragen zu stellen, die sie selbst nicht beantworten wollte. »Schon in Ordnung«, sagte sie schnell, »du musst das nicht beantworten.«
Beschämt sah sie weg und hörte auf das Geschnatter der Menge. Im Gegensatz zu vorher, als es so still gewesen war, konnte sie sich jetzt sogar einbilden, in einem Raum voller normaler Teenager zu sein.
Das war der Moment, in dem Kylie realisierte, dass sie aufgehört hatte, es zu verleugnen.
Gelächter in verschiedenen Tonlagen füllte ihre Ohren. Sie hätte den Gedanken an das »Normale« beruhigend finden müssen, aber sie konnte die Wahrheit nicht mehr verdrängen. Die Wahrheit war, keiner dieser Leute hier war gewöhnlich oder normal.
Nicht einmal sie selbst.
Dieser Gedanke ließ sie schaudern, und sie fragte sich, ob sie jetzt überhaupt etwas essen konnte.
»Ich bin eine Halbfee.« Dereks Stimme war ganz nah an ihrem Ohr. Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals, und plötzlich kribbelte es in ihrem Bauch. Kein Angstkribbeln, sondern irgendwie anders. Sie versuchte es zu ignorieren und konzentrierte sich auf das, was er gesagt hatte.
Halbfee? Ihre Gedanken rasten. Holiday war Fee. Und Holiday hatte gesagt, Kylie könnte vielleicht auch Fee sein.
Sie drehte sich um und sah in seine grünen Augen. Mit einer Stimme, die kaum ein Flüstern war, fragte sie: »Kannst du … kannst du Geister sehen?«
»Geister?«, seine Augen wurden groß, als sei die Frage unglaublich. Aber komisch – wie konnte das unglaublich für ihn sein, wenn … wenn …
Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Kylie spürte, dass jemand hinter ihr stand. Sie fürchtete, es wäre der Soldat, und ihr Herz raste. Aber die Kälte, die sie sonst immer spürte, wenn er in der Nähe war, zog nicht auf. Sie beobachtete Dereks Blick, als er über ihre Schulter sah. Er
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