Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
schwarzen Anzügen, die vorher schon da waren.
Kylie konnte nicht hören, was sie sprachen, aber sie spürte, dass es nichts Gutes war. Sie schielte wieder zu ihnen rüber. Holiday und Sky sahen besorgt aus. Holiday wirkte noch beunruhigter als Sky, sie tippte nervös mit dem Fuß und flocht ihre Haare zu einem dicken Zopf.
Da hob einer der Männer die Hände und wurde lauter. »Ich zeige nicht mit dem Finger auf jemanden, aber ich sage es, wie es ist. Gehen Sie der Sache auf den Grund und sorgen Sie dafür, dass es aufhört, oder ich schwöre Ihnen, das Camp wird von höherer Stelle geschlossen.«
Das Camp schließen? Kylie senkte den Blick und tat so, als höre sie nichts. Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass Hoffnung in ihr aufkeimte. Seit Holiday sie am Tisch allein gelassen hatte, war Kylie versucht, ihre Eltern anzurufen und sie anzubetteln, sie abzuholen.
Nur, was sollte sie ihnen erzählen? Hey Mom, Dad, stellt euch vor! Ihr habt mich in ein Camp mit echten Freaks gesteckt, ein Haufen Blutsauger und Katzenmörder. Und, ach ja, ich bin übrigens auch ein Freak, sie wissen nur noch nicht, was für einer.
Kylie wurde übel beim Gedanken an den Ausgang eines solchen Gesprächs. Es bestand die Gefahr, dass ihre Mutter sie zwar aus dem Camp holte, sie aber direkt in ein Psycho-Heim einwies. Als wäre das schlimmer als das hier …
Sie starrte ihre Hände an und dachte darüber nach, was Holiday über die Gabe gesagt hatte. Darüber, dass sie vererbt wurde. Konnten ihre Mom oder ihr Dad auch Geister sehen? Ihre Mutter bestimmt nicht, sonst hätte sie nicht gleich eine Therapeutin angerufen, als Kylie das erste Mal den Soldaten erwähnt hatte. Und ihr Dad hätte es ihr doch gesagt, wenn er eine besondere Fähigkeit hatte, oder?
Nicht, dass Kylie es akzeptiert hatte, dass sie eine Gabe hatte. Es war immer noch höchst wahrscheinlich, dass Holiday sich geirrt hatte. Vielleicht war der Soldaten-Typ nur einer dieser energiegeladenen Geister, von denen Holiday erzählt hatte. Und es gab mit Sicherheit auch normale Menschen, die um Mitternacht geboren worden waren, oder?
Dennoch erschien ihr der Gedanke, ihren Eltern etwas von alldem zu erzählen, völlig absurd. Ach was, nur absurd? Wem wollte sie hier etwas vormachen? Es war absolut bescheuert, und wenn sie Perrys Verwandlung in ein Einhorn nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte sie es auch nie geglaubt.
Das Gespräch wurde wieder etwas lauter, aber nicht so laut wie zuvor, nicht laut genug, dass Kylie die Worte verstehen konnte. Also starrte sie weiter auf ihr Handy und tat so, als würde sie die letzte SMS von Sara lesen, die sie schon längst gelesen hatte.
Ihre Freundin hatte ihren Eltern nichts von ihrer ausgebliebenen Periode erzählt. Sobald ihre Mutter zu ihrer Mittagsverabredung das Haus verlassen würde, wollte Sara losgehen und einen Schwangerschaftstest kaufen. Irgendwann am Nachmittag würde Sara dann wissen, ob sie schwanger war oder nicht.
Kylie hatte Sara nicht nach dem Vater gefragt, sie hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie über einen Schwangerschaftsabbruch nachdachte. Aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht vorstellen, dass Sara das tun würde. Aber andererseits hätte sie auch vor sechs Monaten noch geschworen, dass Sara niemals ungewollt schwanger werden würde.
Die Sorge um Sara konnte wenigstens für ein paar Minuten ihre eigenen Probleme überlagern, doch jetzt drängten sie wieder an die Oberfläche. Wie sollte sie die nächsten zwei Monate überleben? Und damit meinte sie nicht nur im übertragenen Sinn. Vampire und Werwölfe töteten Menschen.
Aber nur die Bösen , hatte ihr Holiday auf dem Weg zum Speisesaal erklärt, als Kylie jedes Mal zurückgewichen war, wenn ihr jemand zu nahe kam. Wie konnte Holiday sicher sein, dass keine Bösen im Camp waren? Einige wirkten auf Kylie ganz schön grimmig. Sie war zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber es kam ihr ein wenig so vor wie bei Spinnen und Schlangen – da gab es auch gute und böse. Aber um sicherzugehen, mied sie einfach alle.
Gott, wie sehr Kylie hoffte, dass sie nicht mit ein paar von denen die Hütte teilen müsste. Holiday würde sicher nicht zulassen, dass sie in einem Raum mit jemandem schlief, der … der sie nachts fressen könnte. Andererseits … Na toll, das hieß dann wohl, dass sie die ganzen zwei Monate beim Schlafen ein Auge offen halten musste – irgendwie.
Das Gespräch zwischen den zwei Männern im schwarzen Anzug und den
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