Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
sagte eine andere Stimme aus der Gruppe.
Perry, der Typ mit den freakigen Augen, der sich in das Einhorn verwandelt hatte, tauchte neben Derek auf. Kylie starrte seine schwarzen Augen an, und ihr Herz raste plötzlich.
»Hey«, sagte Perry zu Miranda. »Ich würde liebend gern sehen, wie ihr zwei ordentlich aufeinander losgeht und euch die Kleider vom Leib reißt.«
»Träum weiter«, gab Miranda zurück.
»O ja.« Perry kicherte. »Besonders von dem Teil der Geschichte ohne eure Klamotten.«
»Werd mal erwachsen.« Miranda nahm alle Tabletts und stand auf.
»Danke«, sagte Kylie zu ihr, schaute dabei jedoch immer noch von Derek zu Perry. Sie war sich nicht sicher, wer von beiden sie nervöser machte – Derek, der Gefühle in ihr hervorrief, die sie nicht zulassen wollte, oder Perry, der ihr einfach unheimlich war. Ihr Handy klingelte. Sie zog es aus der Tasche in der Hoffnung, dass es nicht ihr Dad war, sondern Sara mit der Entwarnung, was ihre Schwangerschaft betraf. Sie atmete auf, als sie deren Nummer sah.
»Bis später«, sagte sie zu den Jungs. Auf der Suche nach Privatsphäre lief sie nach draußen. Denn wer konnte schon wissen, wie gut dieses übernatürliche Supergehör der Leute hier wirklich war?
12. Kapitel
»Keine Panik«, versuchte Kylie Sara am Telefon zu beruhigen. »Es wird schon alles gut werden.« Kylie versuchte, enthusiastisch zu klingen, das war ihre Aufgabe als beste Freundin. Leider gelang ihr das nicht so ganz, denn sie wusste: wenn Sara wirklich schwanger war, was nicht unwahrscheinlich war, würde nicht alles gut werden.
»Danke, Kylie«, sagte Sara. »Was mache ich nur den ganzen Sommer ohne dich?«
»Versuchen, zu überleben«, antwortete Kylie. »Das ist auch mein Plan.«
Kylie hatte sich während des gesamten Telefonats hinter dem Bürogebäude versteckt. Dort saß sie, an einen Baum gelehnt, auf dem Boden.
Saras Mutter hatte einen Arbeitstermin abgesagt und stattdessen darauf bestanden, dass sie und Sara den Tag miteinander verbrachten. Sie wollte mit ihr ins Museum gehen und anschließend shoppen. Das Kunstmuseum in Houston war wirklich gut, und Sara mochte Kunst total. Und was Shoppen anging, wer stand da nicht drauf? Allerdings nicht zusammen mit seiner Mutter, wenn man gerade dachte, dass man schwanger ist.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass das echt passiert«, fuhr Sara fort. Sie hatte sich noch nicht einmal einen Schwangerschaftstest besorgt. Sie war einfach viel zu panisch.
Obwohl Kylie selbst bis zum Hals in Problemen steckte, tat es ihr gut, mit Sara über deren Sorgen zu reden. Das lenkte sie ab. Außerdem war es in ihrer Freundschaft die normale Situation, dass Saras Probleme im Mittelpunkt standen. Wenn Sara etwas belastete – manchmal aber auch, wenn es ihr gutging –, tendierte sie dazu, sich nur um sich selbst zu kümmern. Kylie war das egal. Sie hatte schon immer lieber zugehört, als andere mit ihren Problemen zu belästigen.
Sehr praktisch, dachte Kylie, denn im Moment konnte sie wirklich nicht darüber reden, was bei ihr los war. Zumindest nicht mit normalen Menschen.
»Also dann, ich muss weg«, sagte Sara.
Die letzten Sonnenstrahlen zauberten einen goldenen Glanz auf die sommerlich grüne Landschaft, und mit der einsetzenden Dämmerung wurde endlich auch die Hitze weniger drückend.
»Ruf mich an, wenn du den Test hast«, bat Kylie.
»Mach ich. Und danke.«
Kylie legte auf und schloss die Augen. Sie lehnte den Kopf an den Baumstamm und rief sich noch einmal ihre wiedergefundene Hoffnung ins Gedächtnis, dass sich Holiday vielleicht doch geirrt hatte und sie gar nicht übernatürlich war. Sie dachte auch an die Männer in Schwarz, die gesagt hatten, dass das Camp geschlossen werden würde, wenn »es« nicht aufhörte – auch wenn sie keinen Schimmer hatte, was »es« sein könnte. Aber wenn sich diese beiden Hoffnungen bewahrheiten sollten, konnte Kylie sich fast vorstellen, dass ihr Leben wieder erträglich sein könnte.
Oder zumindest annähernd erträglich. Mit den übrigen Sorgen, wie Eltern, Oma und Trey, würde sie schon klarkommen. Es war schon faszinierend, wie sich die Perspektive verändern konnte, wenn man gerade erfahren hatte, dass man vielleicht kein normaler Mensch war.
In ihrem Kopf konnte Kylie wieder Holidays Stimme hören: »Die Wahrheit … die Wahrheit ist, dass wir auch nicht wissen, was du bist. Es könnte sein, dass du eine Fee bist. Es könnte aber auch sein, dass du von einer Linie der Götter
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