Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
nicht da oder saß mit dem Rücken zu ihr.
»Werwölfe sind nicht so cool wie Vampire«, lobte Della sich und ihre Artgenossen. »Werwölfe haben ihre Macht nur einmal im Monat. Vampire – wir sind jederzeit zu hundert Prozent da. Mit meiner Art solltest du dich lieber nicht anlegen.«
Kylie saß da und versuchte, das seltsame Gespräch zu verdauen, während ihr Magen versuchte, die Pizza zu verdauen.
»Dann waren da noch die Gestaltwandler – das war zwar komisch, aber nicht gruselig«, fuhr Miranda fort.
»Und was haben die Feen gemacht?« Die Frage wurde von einer männlichen Stimme gestellt.
Kylie erkannte Dereks Stimme noch bevor sie sich zu ihm herumdrehte. Als sie ihn sah, merkte sie, dass er nur sie anschaute.
Ihr sowieso schon verkrampfter Magen drehte sich noch etwas mehr. Nur dass dieses Umdrehen, genau wie das Kribbeln, nicht wirklich unangenehm war. O ja, sie würde vorsichtig sein müssen, was die Gefühle für Derek anging.
»Also«, fuhr Miranda fort, und ihre Stimme schien etwas höher als gewöhnlich. »Weil Feen ganz unterschiedliche Gaben haben, hat jeder von ihnen kurz etwas vorgeführt.« Miranda drehte eine Haarsträhne über den Finger und lächelte breit.
»Was ist noch mal deine Gabe?«, wollte Della von Derek am Nachbartisch wissen. Dabei klaubte sie eine weitere Scheibe Salami von der Pizza und schob sie sich in den Mund. In den sie sich eben noch Blut geschüttet hatte.
Auf die Frage folgte eine lange Pause. Dereks Haltung versteifte sich. »Wer sagt denn, dass ich überhaupt eine Gabe habe?« Sein Tonfall machte deutlich, dass er es nicht mochte, ausgefragt zu werden. Oder konnte es etwa sein, dass es ihm wie ihr ging, und er nicht gerade begeistert war von seiner Gabe?
»Eine der Feen im letzten Jahr konnte Gedanken lesen«, erzählte Miranda weiter, scheinbar ohne Dereks Verstimmung zu bemerken. »Kannst du gerade meine Gedanken lesen?« Sie biss sich auf die Lippe und warf ihm einen unsicheren Blick zu.
Kylie schaute wieder zu Derek. Konnte er etwa Gedanken lesen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Er hatte sie ja vorher auch nach ihrer Gabe gefragt. Oder hatte er nur mit ihr ins Gespräch kommen wollen?
Da fiel ihr ein, dass sie ein paarmal über seinen Körper nachgedacht hatte, ihn in Gedanken mit Treys verglichen hatte. Na super, wie peinlich wäre das denn, wenn er wüsste, dass sie ihn sich ohne T-Shirt vorstellte. O nein, jetzt tat sie es schon wieder. Kylie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Das konnte Derek, der sie immer noch anschaute, nicht entgangen sein.
»Ein anderer aus der Feengruppe konnte Gegenstände nur mit der Kraft seiner Gedanken bewegen«, sagte Miranda etwas lauter, als ob sie damit Dereks Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. »Dabei können Hexen das auch.«
»Echt?«, Della schien fasziniert. »Mach doch mal. Beweg meinen Teller.« Sie lehnte sich zurück, als wollte sie den Weg frei machen.
Miranda warf Della einen Blick zu und runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht. Es ist gegen die Regeln.«
»Regeln? Scheiß auf die Regeln«, sagte Della. »Mach einfach. Es erfährt ja niemand außer uns.«
»Nein, ich kann nicht.« Mirandas Wangen nahmen eine rosa Farbe an, bis sie fast so pink waren wie die Strähnchen in ihren Haaren. Kylie war insgeheim erleichtert, dass sie nicht die Einzige war, die ein Problem mit Rotwerden hatte.
»Warum nicht?«, hakte Della nach. »Nur wegen so einer doofen Regel?«
Miranda funkelte Della an. »Warum gehst du nicht einfach und ertränkst dich in Blut?« Miranda schielte zu Derek hinüber, den sie ganz offensichtlich hatte beeindrucken wollen, und wurde noch pinker.
»Du kannst mich mal!«, schnappte Della zurück.
»Pass auf, oder ich lass mir was einfallen.« Miranda sah jetzt nicht mehr beschämt, sondern verärgert aus.
Kylies Blick wanderte zwischen Miranda und Della hin und her, während sich die beiden die Beleidigungen nur so um die Ohren hauten.
Großartig. Jetzt versuchten sich ihre beiden Mitbewohnerinnen auch noch gegenseitig umzubringen.
»Ihr zwei solltet euch mal entspannen«, sagte Derek gelassen, als könnte er wirklich ihre Gedanken lesen.
»Ich bin schon so entspannt wie möglich«, sagte Della und fixierte Miranda. »Irgendjemand ist hier hypersensibel. Und du, liebe Miranda, solltest lieber vorsichtig sein, denn ich hätte größte Lust, dir das auszutreiben.« Sie sprang auf, und bevor sich Kylie ihr zuwenden konnte, war sie auch schon weg.
»Cool«,
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