Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
ins Ohr flüsterte. Kylie brauchte kein Supergehör, um zu wissen, dass sie die Kein-Tumor-Diagnose weitergab. Wie zur Bestätigung, dass Kylie richtiglag, schaute Derek zu ihr hinüber und lächelte sie an.
Kylie lächelte zurück. Sie war zwar beruhigt, dass Helen keine schwarzen Flecken in ihrem Gehirn hatte sehen können, wie es bei ihrer Schwester der Fall gewesen war. Aber die Antwort bedeutete für Kylie auch, dass sie sich langsam mit der Tatsache anfreunden musste, dass sie … naja, nicht menschlich war. Und das war alles andere als beruhigend.
Della beugte sich nach vorn und flüsterte: »Wie war dein Verhör? Hast du herausgefunden, weswegen sie dich verdächtigen?«
»Welches Verhör?« Miranda bekam große Augen.
Kylie schaute sich in der Menge um. »Ich erzähl es euch später.«
Miranda nickte. »Ach, hast du schon gehört? Wir sollen einen Computer bekommen. Einen in jeder Hütte.«
»Cool«, sagte Kylie. Sie hörte nur mit halbem Ohr zu. Stattdessen überlegte sie sich, wie wahrscheinlich es war, dass sie verrückt war, und ihr seltsames Gehirnmuster daher stammte. Es hatte jedenfalls Zeiten gegeben, in denen sie gedacht hatte, sie sei verrückt – die letzten paar Wochen toppten, was das anging, alles.
»Du solltest lieber zusehen, dass du noch etwas zu essen bekommst, bevor es nichts mehr gibt«, frotzelte Della.
Kylie bemerkte erst jetzt, dass einige ihre Tabletts schon wieder aufeinanderstapelten und den Speisesaal verließen. Die Untersuchung auf den Hirntumor hatte doch länger gedauert, als Kylie gedacht hatte.
»Stimmt.« Kylie stand auf.
»Oh, Perry hat dich vorhin gesucht«, fiel Miranda ein.
Kylie runzelte die Stirn. »Was wollte er denn?«
»Vielleicht wollte er, dass du wieder mal nachguckst, ob er wirklich ein Männchen ist.« Della kicherte in sich hinein. Kylie stöhnte auf.
Miranda lachte auch, wurde dann aber plötzlich ernst. »Ich denke, er wollte sich entschuldigen. Er hat mir erzählt, dass er sogar noch versucht hat, sich von dir loszureißen, als du ihn reingeholt hast.«
Kylie erinnerte sich, dass das Kätzchen sich tatsächlich gewehrt hatte, als sie ihn nach drinnen holte. Genauso hatte er sich zur Wehr gesetzt, als sie ihn hochgehoben hatte, um sein Geschlecht herauszufinden. »Er hätte nicht durchs Fenster gucken sollen …«
»Das stimmt«, sagte Miranda. »Aber zumindest ist er bereit, sich zu entschuldigen. Es braucht schon menschliche Größe, um das zu tun.«
»Oder er ist ein Feigling, der Angst hat, dass ich ihn bei Holiday verpfeife«, sagte Kylie.
»Punkt für Kylie«, sagte Della.
Kylie ging zum Fenster für die Essensausgabe. Die Elfe, die den Bus gefahren hatte, stand hinter der Theke – ihr Kinn reichte kaum bis über den Thekenrand. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah Kylie an. Ihre Augenbrauen zuckten. »Und? Haben wir jetzt schon herausgefunden, was du bist?« Die Elfe schob ihr ein Tablett mit Essen hin.
»Nein, noch nicht«, murmelte Kylie, der es gar nicht recht war, dass das ganze Camp über ihre Identitätskrise informiert war.
»Braucht dein Freund auch etwas zu essen?«, fragte die kleine Frau mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Welcher Freund?«
Die Kälte streifte Kylie an der rechten Seite – seine Anwesenheit war so deutlich und so willkommen wie ein Schnitt am Finger. »Du kannst ihn auch sehen?« Eine kleine Wolke weißen Atems bildete sich vor ihrem Mund, als sie sprach.
»Nee, ich kann ihn nur spüren. Aber das mag ich nicht wirklich.« Die Elfe wich von der Theke zurück.
Geh weg. Geh weg. Kylie schloss die Augen und befahl dem Soldaten, zu gehen. Als die Kälte so schnell verschwand, wie sie gekommen war, fragte sie sich, ob sie ihn tatsächlich einfach wegwünschen konnte. Eine Sache mehr, über die sie mit Holiday reden musste. Immerhin hatte Kylie durch den kleinen Sieg ein winziges Stück Kontrolle erlangt.
Sie nahm ihr Tablett und ging zurück zu Miranda und Della. Zugegeben, sie suchte auch nicht explizit nach Geistern – warum sollte sie?
»Schlechter Tag?«, fragte Miranda, als Kylie ihr Tablett genervt auf den Tisch krachen ließ.
»Schlechter Monat.« Kylie nahm ein Sandwich und roch daran. »Ich hasse Thunfisch.« Sie fühlte, wie sich ihr der Hals zuschnürte, und sie bemühte sich, den Kloß hinunterzuschlucken, um jetzt ja nicht loszuheulen.
»Magst du lieber Erdnussbutter und Marmelade?«, fragte Miranda.
»Ja.« Kylie schaute erwartungsvoll zu Miranda, ob sie ihr Sandwich mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher