Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
großer Eichen zu gehen. Sie ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen und schaute Kylie an.
»Wie machen wir das jetzt?«, fragte Kylie. Ihr war plötzlich flau im Magen.
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht so genau. Bei meiner Schwester hab ich nur … Also, wir haben uns gestritten. Sie hatte mein Tagebuch gestohlen. Und dann plötzlich …« Sie stieß den Atem aus.
»Also müssen wir uns jetzt streiten?« Kylie war sich nicht sicher, worauf Helen hinaus wollte.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war fast so wie … so, wie wir in die Köpfe der anderen hineinschauen können, weißt du?«
»Nein, ich weiß es nicht«, antwortete Kylie. Sie klang nun leicht frustriert, und ihr Kopfweh kam mit neuer Macht zurück.
Helen sah sie überrascht an. »Du kannst wirklich nicht die Hirnmuster der anderen sehen? Aber ich dachte, das können wir alle.«
»Ich kann es nicht«, antwortete Kylie. »Deshalb glaube ich ja auch nicht, dass ich eine von euch bin.« Sie verschränkte ihre Hände fest ineinander, damit sie nicht zitterten. Ihr wurde schwindlig beim Gedanken, dass sie vielleicht wirklich einen Hirntumor hatte. Dann kam sie wieder auf das Lesen von Hirnmustern. »Konntest du das schon immer? Von klein auf?«
»Sozusagen. Also ich meine … Ich konnte es, aber ich wusste nicht, was ich tat. Ich dachte, es wäre so, wie wenn man die Augen ganz fest schließt und dann diese roten Schattierungen sieht. Aber jetzt, wo ich weiß, was es ist, ist alles so viel klarer.« Ihre Blicke trafen sich, und Helen zuckte mit den Augenbrauen.
»Was siehst du?«, fragte Kylie, und ihr Herz raste.
»Nur dein Muster.« Helen starrte sie weiter an, ohne zu fokussieren, als ob sie eines dieser 3-D-Poster anschaute, die ein verstecktes Bild enthalten. »Du bist nicht wie … normale Leute. Die haben so gleichmäßige Wellen. Deine gehen … hoch und runter, und dann hast du da noch so komisches Gekrakel. Aber du lässt mich dich nicht lesen.«
»Ich weiß nicht, wie ich dich mich lesen lassen kann.« Kylie biss sich auf die Lippe und versuchte, Helen genauso unfokussiert anzustarren, um zu sehen, ob sie etwas sah. Nichts passierte, sie schielte nur.
Kylie blinzelte und fragte: »Musst du mich zuerst lesen können, wenn du mich auf einen Tumor checken willst?«
»Nein, aber …« Helen fokussierte ihre Augen wieder.
»Aber was?«
Das Mädchen seufzte. »Wie gesagt, ich weiß nicht, wie es funktioniert. Bei meiner Schwester hatte ich meine Hände …« Helen hob die Hände je seitlich von Kylies Kopf. »Ich habe … ihren Kopf gehalten.« Sie zögerte. »Willst du, dass ich es versuche?«
Kylie nickte, auch wenn ihr Puls zu rasen begann. Helen legte die Hände auf beide Seiten von Kylies Kopf. Dann schloss sie die Augen. Ihre glatte Stirn legte sich in Falten, und ihr Mund wurde vor Konzentration zu einer festen Linie. Kylie hoffte, dass sie niemand so entdeckte. Sie konnte die Gerüchteküche schon brodeln hören. Kylie und Helen haben was miteinander. Na klar.
Einige Sekunden vergingen, und Kylie fühlte sich immer unbehaglicher. Sie wollte es schon abbrechen, als ihr Kopf zu kribbeln begann. Das Kribbeln verwandelte sich in Hitze. Auf einmal ging eine wohlige Wärme von Helens Handflächen aus.
»Ich tue es.« Helens Stimme klang aufgeregt. »Es funktioniert.«
Die Hitze von Helens Händen breitete sich in Kylies Kopf aus. Kylie starrte weiterhin Helen an und versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Was sah sie? Kylie hatte plötzlich wahnsinnige Angst.
Langsam lockerte Helen ihren Griff an Kylies Kopf. Die Fee ließ beide Hände sinken. Nach zwei tiefen Atemzügen öffnete sie die Augen.
»Und?« stieß Kylie hervor. »Hab ich einen Tumor?«
23. Kapitel
»Hey, wo warst du denn?«, fragte Miranda, als Kylie sich kurze Zeit später auf die Bank neben sie und Della fallen ließ.
»Ich habe mit Helen gesprochen.« Kylie strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Ihre Nerven lagen immer noch blank.
»Wer ist denn Helen?« Della führte ihr Glas mit Saft – Kylie hatte beschlossen, es für sich jetzt so zu nennen – zum Mund.
»Helen Jones.« Kylie machte eine Kopfbewegung in Richtung des ruhigen Mädchens, das sich gerade an einen anderen Tisch setzte. Kylie hatte Helen zwar eingeladen, sich zu ihnen zu setzen, aber Helen hatte abgelehnt, mit der Begründung, dass sie versprochen hätte, sich an den Feentisch zu setzen.
Kylie sah, wie Helen sich neben Derek setzte und ihm etwas
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