Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
sie vermisste und sie am Sonntag zum Besuchertag um zehn Uhr sehen würde. Oh, und dass er aufhören musste, weil er gerade mit einem Kunden unterwegs war.
Als Kylie nach dem 60-Sekunden-Gespräch auflegte, erinnerte sie sich daran, wie ihre Mutter ihrem Vater immer vorgeworfen hatte, dass ihm die Arbeit wichtiger war als die Familie. Eigentlich dachte Kylie ja, dass eher die Hölle zufrieren würde, als dass sie mit ihrer Mutter einer Meinung wäre. Aber vielleicht gab es ja doch mal eine Ausnahme. In ihrem Zimmer schmiss sie sich aufs Bett und nahm das muffig riechende Kissen in den Arm. Aber diesmal weinte sie nicht.
Vielleicht war sie ausgeweint oder einfach zu wütend auf Fredericka. Vielleicht war sie auch noch zu sehr unter Schock von ihrer kleinen Kuschelstunde mit Trey – den sie aus Versehen Derek genannt hatte. Das war doch nicht zu fassen, erst hatte sie Angst, Derek zu mögen, weil er wie Trey aussah. Dann war Trey da, und plötzlich konnte sie nur an Derek denken. Und nicht zu vergessen: die Anziehungskraft, die ein gewisser blauäugiger Werwolf auf sie hatte. Wie durcheinander konnte sie eigentlich sein?
Kylie hörte, wie die Hüttentür erst geöffnet wurde und dann laut knallend ins Schloss fiel. Sie hatte schon die Füße auf dem Boden, um zu sehen, was da los war, als sie den Tonfall hörte, in dem Della und Miranda sich die Worte zuwarfen.
»Ich hab zuerst gesagt, dass ich an den Computer will«, rief Miranda.
»Ich verhau dir deinen kleinen Hexenhintern, bis er grün und blau ist«, antwortete Della.
»Hör mal gut zu, du nichtsnutziger Vampir!«
Kylie stürmte ins Zimmer. Della saß am Computer, mit gebleckten Eckzähnen und knurrte. Miranda stand mit in die Luft gerecktem Kinn davor und fuchtelte mit ihrem kleinen Finger, während sie irgendetwas von Pickeln vor sich hin brabbelte.
»Hört auf! Ich ertrag das nicht mehr!«, schrie Kylie. »Könnt ihr euch nicht wie normale Leute streiten?«
»Wir sind aber nicht normal«, gab Della zurück. »Und du bist es genauso wenig. Je schneller du das akzeptierst, desto besser für dich.«
»Das weißt du nicht«, rief Kylie und schob dann hinterher: »Okay, dann macht nur weiter und bringt euch gegenseitig um. Hinterlasst nur nicht so eine Schweinerei, ich hab keine Lust, am Ende noch Körperteile aufsammeln zu müssen.« Sie fuhr herum und wollte wieder in ihr Schlafzimmer zurückgehen, als ihr einfiel, weshalb sie überhaupt herausgekommen war. Sie machte eine weitere Kehrtwende. »Übrigens, falls ihr mich mal mitten in der Nacht wie am Spieß schreien hört, macht euch keine Sorgen. Ich hab ab und zu Albträume.« Damit ging sie zurück in ihr Zimmer.
Della rief sie zurück. »Moment mal, Miss Oberschlau, nicht so schnell! Glaub nicht, dass du zurück in dieses Schlafzimmer gehst, ohne uns was erklärt zu haben.«
Kylie schnellte herum. »Ich habe es doch erklärt. Es sind nur schlechte Träume.«
»Nicht das. Ich meine den heißen Typ, der sich hier ins Camp schleicht und nach dir sucht. Oder hast du das kleine Geschenk vergessen, dass ich vorhin bei dir abgegeben habe?«
Kylie wünschte, sie könnte es vergessen. Sie sah die Fragezeichen im Gesicht ihrer Mitbewohnerinnen, und angesichts dessen, dass Della eine Menge Ärger riskiert hatte, als sie Trey zu ihr gebracht hatte, beschloss Kylie, dass die beiden eine Erklärung verdient hatten. Sie ging zum Küchentisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Sein Name ist Trey, und er ist Vergangenheit.«
»Wie heiß war er denn?«, fragte Miranda und setzte sich neben Kylie.
»Auf einer Skala von eins bis zehn war er eine Acht«, antwortete Della und schaute dann wieder zu Kylie. »Warum ist er Vergangenheit?« Sie stand vom Computer auf und setzte sich zu ihnen.
»Weil er mich für eine kleine Schlampe verlassen hat, die mit ihm ins Bett gegangen ist. Deshalb.«
»Idiot«, sagte Miranda.
»Dieser Dreckskerl«, rief Della aus. »Das hättest du mir sagen sollen, dann hätte ich ihn mir mal vorgenommen.«
Es wurde still, und die drei sahen sich an. Miranda legte ihre Hände auf den Tisch. »Also, wenn er dich für eine verlassen hat, die mit ihm … ins Bett gestiegen ist, heißt das, dass du noch nie … du weißt schon?«
»Du weißt schon was?«, fuhr Della sie an. »Was fragst du sie denn da?«
»Ich will wissen, ob sie es schon mal getan hat«, verteidigte sich Miranda. »Bist du noch Jungfrau, Kylie?«
27. Kapitel
Kylie schaute ihre neuen Freundinnen an und
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