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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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dass sie seine Tirade mit anhörte. Insgeheim befürchtete er, dass sie, wenn er auch nur ein Wort sagte, ihn alle als das erkennen würden, was er war – ein liebeskranker Narr, der Gefahr lief, den Verstand wegen einer unerreichbaren Verführerin zu verlieren, die außerdem höchstwahrscheinlich Flynn ermordet hatte.
    Über die Schulter des Vollstreckers bemerkte er die Dienstboten, die Selene die Treppe hinauftrugen. Ihr Morgenmantel schimmerte satt bronzefarben, ein kräftiger Gegensatz zu ihrem dunklen Haar und der leuchtenden Haut. Ihre wilden, fragenden Augen begegneten seinen. Ihm war klar, dass sie ihre gegenwärtige Hilflosigkeit verabscheute.
    »Ich sehe, dass Sie wütend sind«, bemerkte Archer.
    Schweigen.
    »Aber ich halte es für notwendig, Sie zu warnen …«
    »Wovor?«, knurrte Rourke.
    Archer schaute über die Schulter. »Vor
Selene
. Bis wir mit Bestimmtheit wissen, dass man ihr vertrauen kann, müssen Sie stets auf der Hut sein. Denken Sie daran, mit wem Sie es zu tun haben. Sie ist Kleopatras Tochter, und seien Sie versichert, dass sie die besten … oder manche würden vielleicht sagen, die schlimmsten Eigenschaften ihrer Mutter geerbt hat. Sie kann gewinnend sein mit ihren Reizen, etwas, das gut gegen ihre Feinde wirkt, aber gegenwärtig könnten ihre Loyalitätsgefühle verworren sein. Sie ist überzeugend und …«
    »Schön und verführerisch«, fügte Elena hinzu, die plötzlich an der Seite ihres Ehemanns aufgetaucht war. Sie flüsterte: »Sie wird dafür sorgen, dass Sie ihr mit Haut und Haar verfallen, wenn sie die Chance dazu bekommt, und ich habe den Verdacht, dass es Ihnen ziemlich gut gefallen würde, bis es zu spät ist. Bitte, Sie sollen wissen, dass wir all das mit absoluter Bewunderung für sie sagen und mit dem aufrichtigen Glauben, dass sie keins der Verbrechen begangen hat, derer sie bezichtigt worden ist.«
    Rourke starrte auf die leere Marmortreppe. Selene wirkte nicht gefährlich. Sie wirkte verwirrt. Verletzt.
    Gott, wann war er zu einem solch verdammten Narren geworden?
    »Was immer der Fall ist, betrachten Sie sich als gewarnt«, sagte Archer.
    Elena seufzte. »Ich wünschte, sie könnte hier bei uns bleiben.«
    »Nun, das kann sie nicht«, entgegnete Archer.
    »Ich
weiß
einfach, dass sie Flynn oder diese Frau nicht getötet hat.«
    »Aber wir wissen es
nicht

    Lady Black nagte an ihrer Unterlippe. »Sie wird beweisen, dass wir alle im Unrecht sind, und wir werden uns schrecklich fühlen, sie weggeschickt zu haben.«
    »Das hoffe ich.«
    Rourke überließ sie ihrer Zweisamkeit, die ihm den Magen umzudrehen drohte, und ging auf die Tür zu.
    »Avenage.«
    Er drehte sich noch einmal um.
    Archer nickte. »Wir werden sie für den Frühzug nach York bereit haben.«
    »Ich wollte Ihnen von dem Baby erzählen, aber nie schien es der richtige Zeitpunkt zu sein.« Elena sprach leise, unhörbar für die beiden Raben und Archer, die sich nur ein kleines Stück entfernt in dem Wohnbereich von Selenes Raum ebenfalls unterhielten.
    Die Schattenwächter waren zwar in der Lage, das Geflüster Sterblicher mitanzuhören, das der Mitglieder ihrer eigenen Art aber nur sehr eingeschränkt.
    Selene erhob sich aus dem Rollstuhl, hielt sich am Bettpfosten fest und streifte vorsichtig ihre Pantoffeln von den Füßen. »Sie werden eine wunderbare Mutter sein.«
    »Sie wären ebenfalls eine wunderbare Mutter.«
    Die Worte, wenn auch als Kompliment gemeint, trafen Selene hart.
    »Ich sehe nicht, dass das jemals ein Teil meiner Zukunft sein wird. Mütterliche Instinkte sind nicht Teil meiner Veranlagungen. Ich fürchte, das ist eine Familienschwäche.«
    »Das glaube ich absolut nicht.« Elena hob die Decke und das weiße Laken darunter an.
    Selene kroch ins Bett, mit Morgenmantel und allem. Es verstieß gegen ihre Würde, dass ihre Bewacher in ihrem Zimmer blieben, aber die vergangene Stunde hatte sie so sehr mitgenommen, dass sie nicht die Energie aufbrachte, das Arrangement infrage zu stellen.
    »Ich bin so erschöpft«, flüsterte sie.
    »Ich vermute, dass Sie tagelang leicht ermüden werden. Niemand wacht einfach aus einem solch tiefen Schlaf auf, ohne dass es Nebenwirkungen gibt.«
    »Vielleicht werden meine Kräfte, wenn ich aufwache«, sagte Selene leise, »zurückgekehrt sein, und man wird meine Unschuld bewiesen haben.«
    »Wäre das nicht wundervoll?« Elena lächelte. »Und es kann durchaus so kommen.«
    Elena zog ihr die Decke über die Schultern und setzte sich auf die Bettkante.

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