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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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war.
    Selene schwor, dass sie, wenn sie nicht bald zu ihrem gewohnten Zustand zurückfand, sich einen Zug stehlen und ihn über die Klippen von Dover fahren würde, um ihrem Elend ein Ende zu machen.
    Aber Rourke verließ Selenes Abteil nicht. Ungesehen … im Geheimen … erlaubte er seinen Augen, sich an ihr sattzusehen. Schlafend im Turm war sie ein faszinierendes Rätsel gewesen.
    Ihre Mutter war schon lange tot gewesen, als er in den Zustand der Unsterblichkeit rekrutiert worden war. Sie hatte in dem Ruf gestanden, eine ungewöhnlich reizvolle Frau zu sein und fesselnd in ihrer Erscheinung – aber keine große Schönheit. Doch Kleopatras unglückselige Liebesaffäre mit dem römischen Triumvir Marc Antonius hatte zu etwas Spektakulärem geführt. Selene war wach und lebhaft, einfach ausgedrückt: umwerfend.
    Sie trug das Haar an den Schläfen zurückgenommen und im Nacken zu leuchtenden, dunklen Locken festgesteckt. Der Stil brachte die von dunklen Wimpern umkränzte, katzenähnliche Form ihrer Augen zur Geltung, und auch die feine Wölbung ihrer Wangenknochen. Wie alle Amaranthiner war sie unsterblich geworden, als sie in ihrem perfektesten Zustand gewesen war, auf dem Gipfelpunkt ihrer Schönheit, und so war sie geblieben. In ihrer Erscheinung war sie eine junge Frau von vielleicht dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahren.
    Sie war keine blasse, englische Schönheit. Wenn er dafür engagiert worden wäre, sie mit Worten zu beschreiben … exotisch. Üppig. Warm. Verblüffend. Temperamentvoll. Das waren Beschreibungen, die ihm spontan in den Sinn kamen. Ganz zu schweigen von einem unterschwelligen Übermut, der stets in ihren Augen und auf ihren Lippen war.
    In ihren hochhackigen Lederschuhen war sie fast so groß wie er. Man hätte sie niemals als zerbrechlich oder zierlich beschreiben können. Und doch war sie sehr elegant und anmutig – mit einem tollkühnen Unterton von Extravaganz.
    Gegenwärtig saß sie ihm gegenüber, die Wangen gerötet und ihre Augen glänzend von Tränen, etwas, das er auf morbide Weise faszinierend fand. Verletzlichkeit war bis dato eine Facette ihrer Persönlichkeit gewesen, die er nie an ihr beobachtet hatte.
    Anscheinend hatte
er
sie in ihren gegenwärtigen Zustand der Erregung versetzt, obwohl ihm nichts Spezielles einfiel, was er getan hatte, um sie gegen sich aufzubringen. Vielleicht fand sie es einfach zu abscheulich zu ertragen, während der kommenden Tage unter seiner Bewachung zu stehen.
    Nur Wochen zuvor hatte sie ihn aufgesucht und um seine Hilfe bei der Beendigung des blutigen Feldzugs der Dunklen Braut gegen London gebeten. Sie hatte nicht erklärt, warum ausgerechnet sie und nicht einer ihrer Vollstreckerkollegen ihn aufgesucht hatte, aber er, bereits verstimmt darüber, dass man ihn aus dem Schlachtgewühl, das im Gange war, herausgehalten hatte, war nur zu bereit gewesen, sich ihrer Bitte zu fügen.
    Nur … er war sich Selenes Existenz schon lange zuvor bewusst gewesen.
    Sie würde sich nur nicht erinnern.

5
    Zum ersten Mal hatte er Selene auf einem Schlachtfeld in Cravant, Frankreich, erblickt.
    Er war nur wenige Jahrhunderte zuvor als Unsterblicher rekrutiert worden und hatte noch niemals eine Erscheinung wie sie gesehen.
    Mit ihrem dunklen Haar, das von goldenen Bändern fest zurückgehalten wurde, und ihren schlanken Armen und Beinen in der maßgeschneiderten Lederrüstung hatte sie sich durch Mauern von Männern gekämpft und gehackt, um auf dem Schlachtfeld voranzukommen.
    Wie viele Krieger hatten an jenem Tag das Leben verloren, einen fatalen Augenblick lang abgelenkt von dieser schrecklichen Vision von Schönheit?
    In dem blutigen Schlachtgetümmel hatte er sie bald aus den Augen verloren … aber er hatte sie niemals vergessen.
    Jahrhunderte später hatte er während des Karnevals in Venedig einen englischen Prinzen bewacht. Der junge Edelmann hatte die Straßenfestlichkeiten mit eigenen Augen sehen wollen, wenn auch hinter dem Schutz einer Maske.
    Während sie sich durch das dichte Gedränge von Feiernden geschlängelt hatten, hatte Rourke Selene auf der anderen Seite eines schmalen Kanals entdeckt, Lebenslust versprühend und lachend in einem juwelenbesetzten Gewand, in der Gesellschaft eines italienischen Edelmanns. Eine vergoldete Maske hatte die Hälfte ihres Gesichts verborgen, eine kokette Neckerei, die die Schönheit ihrer dunklen Augen und der rot geschminkten Lippen nur verstärkt hatte.
    Er hatte sich sofort von Cravant her an sie erinnert,

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