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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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ihren Füßen auf. Die Nacht zog vorbei, ein Nebel aus Schatten.
    Inzwischen hatte sie einen klareren Kopf und wandte ihrem stummen Gefährten das Gesicht zu. Sie lehnte sich gegen das Geländer, und ihre behandschuhten Hände umfassten das kühle Metall zu beiden Seiten.
    Avenage hob eine schlanke Zigarre an die Lippen, während seine grünen Augen – überraschend hell, selbst hier in der Dunkelheit – sie vom Hut bis zum Saum ihres Kleids musterten. Er trug sein dunkles Haar kurz geschnitten wie das eines Soldaten. Seine Züge waren durchaus angenehm, aber ganz und gar nicht schön. Er hatte eine ziemlich perfekte Nase, nicht zu groß und nicht zu klein, mit einer attraktiven, maskulinen Wölbung des Rückens. Zwischen den steifen Stäben ihres Korsetts schnürte sich ihre Brust zusammen, doch in der Annahme, dass er nur danach trachtete, sie einzuschüchtern, ließ sie ihn sich kühn sattsehen.
    Nach einem Moment stieß er den Atem aus. Grauer Rauch quoll aus seiner Nase und seinen Lippen und zerstob im Wind.
    »Möchten Sie eine?«, bot er ihr an.
    Aus seiner Brusttasche zog er ein schmales silbernes Kästchen und ließ mit dem Daumen den Deckel aufschnippen. Dann beugte er sich vor und präsentierte ihr den Inhalt.
    Sie war überrascht und freute sich. »Vielen Dank.«
    Sie wählte eine aus. Gelegentlich genoss sie eine gute Zigarre.
    »Es ist eine abscheuliche Angewohnheit«, sagte er. »Eine, die ich mir erst vor kurzem zugelegt habe.«
    Trotz seines Kommentars, dass Rauchen eine abscheuliche Angewohnheit sei, konnten sich alle Amaranthiner an sterblichen Lastern wie Alkohol und Tabak erfreuen, ohne irgendwelche der bedauerlichen Folgen erleiden zu müssen. Ihre überlegenen Körper wiesen jede Kontaminierung oder Krankheit zurück. Vielleicht abgesehen von ihrem eigenen, so geschwächt, wie sie derzeit war. Ein Zug, und sie würde wahrscheinlich auf der Stelle an einer Raucherlunge sterben. Die Ungewissheit war für sie jedoch kein hinreichender Grund, auf die Zigarre zu verzichten – oder auf die Aussicht darauf, den Moment mit Englands faszinierendem und mysteriösem Rabenmeister zu teilen.
    Er kramte in seiner Hüfttasche und wölbte eine Sekunde später die Hand um ein brennendes Streichholz. Ihre Blicke trafen sich, während sie die rauchige Süße mehrfach rasch einatmete, bis die Zigarre brannte. Die Anspannung in ihren Schultern löste sich, während sich tief im Bauch eine andere Art Anspannung herausbildete.
    Sie sahen einander schweigend an. Es kam nicht oft vor, dass sich Selene in Gesellschaft befand, ohne irgendetwas zu sagen, aber irgendwie schien Stille mit Avenage etwas Natürliches zu sein. Elektrisierend, aber natürlich.
    Der Fahrtwind rauschte unter dem Dach der Plattform hindurch und löste Selenes Verspannungen. Je weiter sie nach Norden vorankamen und mit Einbruch der Nacht war es kühler geworden. Angesichts ihrer neuen Empfindlichkeit gegen Kälte war sie dankbar für ihre maßgeschneiderte Wolljacke. Gleichzeitig hieß sie die erfrischende Luft auf ihren Wangen willkommen.
    Schließlich brach sie das Schweigen, weil sie es für das Beste hielt, Frieden zu schließen, ohne dass die Brüder in der Nähe waren. »Ich möchte Sie wissen lassen, Lord Avenage, dass ich tatsächlich keine Erinnerung an irgendetwas habe, bevor ich in Whitechapel mit dem Messer in der Hand aufgewacht bin, mit einer bereits toten Frau zu meinen Füßen. Ich habe nicht die geringste Erinnerung daran, mit Ihnen und Ihren Rabenkriegern im Tower gewesen zu sein.«
    Sie rechnete vollauf damit, dass er sie mit fortgesetztem Schweigen strafen würde. Aber er veränderte seine Haltung und sah ihr direkt in die Augen. Sein Blick, kühl und gefährlich wie Absinth, schien ihre Gedanken zu lesen. Amaranthiner hatten die Fähigkeit, in die Gedanken einer Person zu blicken – aber nicht in die Gedanken eines anderen Unsterblichen. Angesichts ihrer geschwächten Abwehr fragte sie sich, was er, wenn überhaupt etwas, in ihren Gedanken sah.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte er.
    »Aber Sie glauben, ich hätte diese Frau und Flynn getötet.« Allein das Aussprechen des Namens des gefallenen Schattenwächters – eines Mannes, den sie nie gekannt hatte – ließ ihr den Atem stocken. Ihr versagte die Stimme.
    Sie schloss die Augen und umfasste das metallene Geländer fester.
    »Ich weiß nicht, ob Sie sie getötet haben«, antwortete er und führte die Zigarre an seine Lippen.
    »Aber Sie verabscheuen mich trotzdem. Ich kann

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