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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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teuer bezahlen müssen. Nicht weil er sie für böse hielt. Ganz im Gegenteil. Seine Gefühle für sie erwachten. Sein Herz wurde wieder weich. Er konnte sich nicht gestatten, so für eine Frau zu empfinden.
    Vorsichtig schob er sich unter ihr hervor. Sie seufzte, drehte sich um und umarmte ihr Kissen. Er stand auf und war erleichtert, als er feststellte, dass sein Hosenband noch immer fest an seiner Taille verknotet war – allerdings beulte eine Erektion von der Größe Big Bens das Flanell aus.
    Glücklicherweise hatte er immer noch eine Chance, dem hier Einhalt zu gebieten, bevor die Dinge zu weit gingen. Falls es weitere Albträume oder verstauchte Knöchel oder träumerische Küsse geben sollte, würden es Shrew oder Tres sein, die sich darum kümmerten.
    Er sah noch einmal zu ihr hinüber und verließ das Zimmer. Auf der anderen Seite des Flurs, hinter seiner verschlossenen Tür, sorgte er dafür, dass seine Erektion verschwand und verfluchte Selene bei jeder angespannten Bewegung. Anschließend wusch er sich in der Waschschüssel und rasierte sich, bevor er sich anzog. Unten fand er Tres und Shrew in seinem Arbeitszimmer, über das Gerät gebeugt. Die Räder drehten sich und klapperten.
    »Gibt es eine neue Nachricht?«
    Urplötzlich begriff er, dass es das jetzt gewesen sein konnte. Vielleicht würden sie alle spornstreichs nach London zurückkehren, und es würde keine quälenden Nächte mehr geben, die er in der Gesellschaft der Gräfin zubringen musste.
    »Sie ist jetzt durchgekommen.«
    Er nickte.
    »Da ist Kaffee.«
    An einem kleinen Schränkchen schenkte sich Rourke eine Tasse ein. Er hob sie an die Lippen und nippte, doch es schmeckte nach nichts.
    »Das war ein ganz schöner Sturm, der gestern Nacht durchgezogen ist«, bemerkte Tres. »Ich bin etliche Male aufgewacht und war mir sicher, eine Frau schreien zu hören, aber dann habe ich gemerkt, dass es nur der Wind war.«
    Shrew erwiderte: »Ja, aber glücklicherweise war es mehr Wind als Regen, also sollten wir in der Lage sein, heute wie geplant ins Dorf zu fahren.« Er kicherte in sich hinein. »Selbst ich habe meinen Wurzelgemüseeintopf langsam satt.«
    Als das Gerät verstummt war, riss Shrew das Papier ab und reichte die Nachricht an seinen Rabenmeister weiter.
    Rourke las verblüfft, und die verschiedensten Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. Er ließ das Papier auf den Schreibtisch sinken und trat ans Fenster. »Ihr beide werdet nach London zurückbeordert. Der Rat der Ahnen will alle Schattenwächter dort haben, um die Stadt tatkräftig nach Beweisen für Tantalos’ Ankunft abzusuchen.«
    Tres erkundigte sich: »Was ist mit Euch und der Gräfin?«
    »Wir sollen fürs Erste hierbleiben.«
    Es folgte ein langer Augenblick des Schweigens.
    »Warum?«, fragte Tres kühl. »Warum, wenn keiner von uns – den Rat der Ahnen eingeschlossen – wirklich glaubt, dass sie irgendetwas mit dem Tod dieser Prostituierten zu tun hatte?«
    Rourke sah dem älteren der beiden Brüder in die Augen. Er wusste, dass er sich Tres’ Widerstand nicht bloß einbildete. Also hielt er seinen Blick fest, bis der untergebene Rabe wegsah.
    »Es ist noch nicht einmal eine Woche vergangen, seit es zwei verdächtige Todesfälle in ihrer Nähe gegeben hat. Bis sie sich absolut sicher sind, dass die Transzendierung nicht unterschwellig in ihrem Geist ruht und sie nicht von Tantalos kontrolliert oder manipuliert werden kann, wollen sie sie nicht in der Nähe der Stadt haben, wo sein Einfluss gewiss am mächtigsten sein wird, wie es der Fall ihres Bruders, Lord Alexander, bewiesen hat.«
    »Was mir vollkommen plausibel erscheint«, sagte Shrew. »Obwohl ich denke, wir können alle darin übereinstimmen, dass sie ebenso wenig Gefahr läuft zu transzendieren wie Sie oder ich.«
    »So ist es wohl«, verkündete Tres und stand von seinem Stuhl auf. »Ich werde meine Sachen packen.«
    Selene lag auf dem Bett und starrte zur Decke empor, die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass ihr die Nägel in die Handflächen schnitten.
    Rourke war ihresgleichen und, wenn auch von einem anderen Orden, ihr Vorgesetzter. Gestern Nacht hatte sie sich selbst gedemütigt, indem sie den Rabenmeister angefleht hatte zu bleiben. Sie hatte von sich aus ihre Würde als Mitglied des Ordens der Schattenwächter untergraben, für die sie Jahrhunderte gekämpft hatte.
    Jetzt, da das Tageslicht auf das Fußende des Betts fiel, konnte sie gar nicht glauben, dass ihr Traum sie derart verängstigt hatte.

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