Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Ohr. »Ich habe mir noch nie zuvor um dergleichen Dinge Gedanken gemacht.« Mit den Fingerspitzen zeichnete sie die Umrisse seiner Tätowierung nach, die schwarzen Tintenflügel, die seinen Rücken und seine Schultern bedeckten. Seine Haut kribbelte angenehm, wo sie ihn berührte, und er erschauerte. Plötzlich deutete sie in die Dunkelheit. »Was ist das für ein Lichtschein?«
Er hatte es ebenfalls gesehen. »Im Dorf brennt irgendetwas.«
Genau in diesem Moment zog eine Regenwand über das Tal und die Festung hinweg. Schwere Tropfen platschten gegen die Einfassung der Fensteröffnung, eisige Kälte begleitete den Regenguss. Das orangefarbene Licht im Dorf flackerte und erlosch.
Er schloss die Läden und legte den Riegel vor. Selbst jetzt noch schien sich der Wind schwer gegen das Holz zu stemmen und ließ es im Rahmen klappern. Selene ließ ihn los, humpelte zum Bett und kroch in die Mitte der Matratze, offensichtlich nicht ahnend, was für eine sinnliches Bild sie abgab. Rourke stockte der Atem, und er zwang seine Füße zu bleiben, wo sie waren. Aber er konnte seine Augen nicht von ihr lassen und sah sich satt.
»Ich verstehe das nicht«, flüsterte sie kläglich. »Wie kann ich mir das nur eingebildet haben? Diesen Geruch.«
Ein Träger glitt von ihrer Schulter. Das Mieder umschloss ihre Brüste und stellte ihre üppige Form zur Schau und die in der Kühle aufgestellten Brustwarzen. Schlitze an beiden Seiten offenbarten ihre langen, geschmeidigen Beine.
»Sie müssen einen Albtraum gehabt haben«, sagte er.
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»Ich
muss
einen gehabt haben.« Sie nickte.
»Sie hatten einige sehr aufreibende Wochen.«
»Ungeheuer aufreibend.« Sie krallte die Finger in die Laken.
»Gewiss reagiert Ihr Unterbewusstsein lediglich auf die Anspannung.«
»Ich sehe keine andere Erklärung.«
»Dann wäre das geklärt. Ich werde Sie einfach allein lassen …« Er ging langsam zur Tür.
»Nein, gehen Sie nicht.« Auf allen vieren kroch sie an den Rand des Bettes.
Sein Kopf summte bei dem Anblick, bei ihren leuchtenden Augen, dem langen Haar und den üppig gerundeten Brüsten. Sie ergriff seine Handgelenke und zog ihn mit sich auf die Laken, etwas, das er sich,
ja
, in seinen verbotenen Träumen vorgestellt hatte.
Sie flüsterte: »Bitte, legen Sie sich einfach hierher, auf diese Seite des Betts. Ich bin so müde, aber ich werde nicht schlafen können, es sei denn, ich weiß, dass Sie hier bei mir sind.«
»Schlafen«, wiederholte er. »Mit Ihnen im Bett?«
»Ich weiß, es ist peinlich nach diesem dummen Kuss. Aber ich werde Sie nicht anfassen. Ich
verspreche
es. Ich werde sogar einen Entschuldigungsbrief an Helena schreiben …«
Bei Helenas Namen zuckte er zusammen. Was wusste sie von Helena?
»… was immer Sie wollen, aber bitte, lassen Sie mich nicht allein.«
Ihren Augen waren groß und flehend. Er wusste, das seine dunkel waren und brannten, und er betete, dass sie nicht in seinen Schritt schaute. Er erlaubte ihr, ihn an den Schultern herunterzudrücken. »Sie können sogar das gute Kissen haben.«
Sobald sie beide in der Horizontalen waren, drückte sie sich an ihn und kuschelte das Gesicht an seinen Hals.
»Was zur Hölle tun Sie da?«, stieß er heiser und mit zusammengebissenen Zähnen hervor und zwang sich, seine Hände bei sich zu behalten.
»Es tut mir leid. Es tut mir so leid«, wisperte sie inbrünstig und bewegte die Lippen über seine Haut. »Ich muss nur etwas anderes riechen, damit ich vergessen kann.«
Abrupt drehte sie sich weg und drückte sich mit dem Rücken gegen seine Brust. Sie umklammerte sein Handgelenk und zog seinen Arm um sich. »Danke, Avenage. Dies übersteigt Ihre Pflichten bei Weitem. Sobald ich von jedem Verdacht auf Wahnsinn freigesprochen bin und wir nach London zurückgerufen werden, werde ich Sie für eine Auszeichnung empfehlen.«
»Das ist nicht notwendig«, knurrte er in ihr Haar.
Stunden später fiel das fahle Licht des frühen Morgens durch die Fensterläden und riss Rourke aus dem Schlaf. Selene lag halb über ihm, die Arme lose um seinen Hals geschlungen und ihr Bein hoch über seinen Hüften.
Sobald er eingeschlafen war, hatte er wie tot geschlafen und heftig geträumt.
Sein Traum war so lebendig gewesen, dass er sich für einen Moment fragte, ob sie sich tatsächlich geliebt hatten. Es wäre so einfach, in ihrem Bett zu bleiben und die gegenseitige Anziehung zwischen ihnen ihren Lauf nehmen zu lassen.
Einfach in diesem Augenblick, aber er würde es später
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